Sympathien für autoritäre Herrschaftsstrukturen

Donald Trump und der Krieg: Ein bisschen Putin darf sein

„Der Staat im Staat muss zum Teufel gejagt werden.“ Bei einer Kundgebung in South Carolina am Wochenende war Trump mehr mit seinen eigenen Schlachten als mit dem Ukraine-Krieg beschäftigt.

„Der Staat im Staat muss zum Teufel gejagt werden.“ Bei einer Kundgebung in South Carolina am Wochenende war Trump mehr mit seinen eigenen Schlachten als mit dem Ukraine-Krieg beschäftigt.

Washington. Der Gastgeber gab sich aufrichtige Mühe, seinem prominenten Gesprächspartner eine goldene Brücke zu bauen. „Sie sind kritisiert worden, weil Sie Wladimir Putin als ‚schlau‘ bezeichnet haben“, umgarnte der rechte Fox-Moderator Sean Hannity den amerikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump: „Ich kenne Sie ein bisschen besser als die meisten Medien, und ich denke, Sie wissen auch, dass er böse ist, oder?“

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Eigentlich hätte Trump nur mit „Ja“ antworten und ein paar seiner üblichen Verwünschungen hinterherschicken müssen. Aber das tat er nicht. „Das scheint mir nicht derselbe Putin zu sein, mit dem ich zu tun hatte“, wich er stattdessen aus, um dann aufzutrumpfen: „Aber er hätte sich nicht verändert, wenn ich noch mit ihm zu tun hätte.“

„Ich bin gut mit ihm ausgekommen“: Donald Trump bei einer Begegnung mit Wladimir Putin im August 2019.

„Ich bin gut mit ihm ausgekommen“: Donald Trump bei einer Begegnung mit Wladimir Putin im August 2019.

Die bizarre Replik in einer der meistgesehenen abendlichen amerikanischen Politiksendungen vor wenigen Tagen ist typisch für Trump, der Putin noch kurz vor dessen Invasion in der Ukraine ein „Genie“ genannt hatte. Auch knapp drei Wochen später, während die russischen Truppen ganze Städte niedergebombt und Tausende Zivilisten getötet haben, weigert sich der ehemalige US-Präsident, den Machthaber im Kreml zu kritisieren. Im Gegenteil: Immer hemmungsloser lebt er seine eigenen autoritären Instinkte aus.

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„Der Staat im Staate wird zum Teufel gejagt“

Bei einer Kundgebung in South Carolina, der ersten seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine, wetterte Trump am Wochenende vor allem über die angeblich gefälschten US-Wahlen („Die Beweise übertreffen die wildesten Erwartungen“), um dann die Keule gegen seine Feinde herauszuholen. „Wir werden Reformen verabschieden, die es dem Präsidenten der Vereinigten Staaten erlauben, jeden Angestellten einer Behörde zu feuern“, kündigte er an. „Der Staat im Staate wird zum Teufel gejagt.“

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Ein bedingungsloses präsidiales Kündigungsrecht für kritische Beamte? Es klingt, als wolle sich Trump an den Zuständen in Nordkorea orientieren, die er eine Woche zuvor gepriesen hatte. Bei einer Spendengala in New Orleans berichtete er voller Bewunderung von seiner Begegnung mit Diktator Kim Jong Un, der sein Land „unter totaler Kontrolle“ habe. Während dessen Rede hätten die Menschen in Hab-Acht-Stellung zugehört. „Ich habe meine Begleiter angeschaut und gesagt: Ich möchte, dass sich meine Leute genauso verhalten.“

Sympathien mit dem Stärkeren

Wie oft bei Trump wird der tatsächliche Impuls in einen vermeintlichen Witz verpackt. In der gleichen Rede schlug er vor, die USA sollten ihre F-22-Jets mit chinesischen Fahnen versehen und dann „den Russen die Seele aus dem Leib bomben“. Natürlich versicherten seine Spin-Doktoren anschließend, das sei nicht wörtlich gemeint.

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Doch illustriert die Bemerkung die zynische Unernsthaftigkeit, mit der Trump den Krieg gegen die Ukraine verfolgt: Für ihn geht es gerade nicht um die schicksalhafte Auseinandersetzung zwischen Demokratie und Tyrannei, sondern um ein machohaftes Kräftemessen. Und da gelten seine Sympathien immer dem Stärkeren.

„Ich bin mit diesen Leuten gut ausgekommen“, sagte der Ex-Präsident in der Hannity-Sendung über die Machthaber Putin, Kim und Xi Jinping in China: „Ich habe sie verstanden, und sie haben mich verstanden.“ Starke Führer eben. Seinen Nachfolger Joe Biden hingegen hält Trump für schwach: „Das passiert alles, weil sie unseren Anführer nicht respektieren.“

Was er konkret denn anders machen würde, wollte vor wenigen Tagen die mit Trump befreundete Fox-Moderatorin Maria Bartiromo wissen. Da bliebt der frühere Twitter-Polterer bemerkenswert leise: „Nun ja, man muss einen Deal erreichen. Die müssen aufhören, die Menschen zu töten“, war seine ebenso dürre wie hilflose Antwort.

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Tatsächlich ist der Narzisst vor allem mit sich selbst und seiner möglichen Rückkehr ins Weiße Haus beschäftigt. Am Wochenende, kurz nachdem der Kreml drakonische Strafen für kritische Journalisten angekündigt hatte, erregte er sich über angebliche Falschmeldungen zu seiner Person: „Nie wird etwas Positives berichtet. Die Medien und Big Tech tun alles, um unser Land zu zerstören“, wetterte er per Pressemitteilung: „Sie sind wirklich die Feinde des Volkes!“

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Die letzten drei Wörter waren in Großbuchstaben gedruckt.

Exakt zwei Minuten später verschickte er die nächste Pressemeldung – dieses Mal war es ein Kommentar zu den russischen Zensurgesetzen. „Wir fordern Pressefreiheit!“, stand da ernsthaft.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes stand, Trump hätte in einer Rede vorgeschlagen, die USA sollten ihre F-22-Jets mit russischen Fahnen versehen. Richtig ist: chinesische Fahnen. Wir haben das korrigiert und bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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