Die Schwäche der Grünen trotz Naturkatastrophe

Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock nach einem Bürgergespräch in Potsdam.

Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock nach einem Bürgergespräch in Potsdam.

Berlin. In der gut 40-jährigen Geschichte der Grünen hat es noch keine Hochwasserkatastrophe wie diese in Deutschland gegeben. Jahrzehnte kämpften sie allein für Umwelt- und Klimaschutz, waren ihrer Zeit weit voraus und prognostizierten Brände und Fluten durch den vom Menschen verursachten Klimawandel.

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Nun geben die Dramen den Grünen im Westen des Landes, wo Hochwasser Menschen tötete, Häuser vernichtete und Straßen zerstörte, auf bitterste Weise recht. Aber es nützt ihnen wenig.

Nach ihrer erstmaligen Entscheidung für eine Kanzlerkandidatur mit der Vorsitzenden Annalena Baerbock im April hatten sie sogar die Union in Umfragen überholt. Und selbstverständlich hat die Ökopartei zwar nie öffentlich Vermutungen geäußert, dass ihr ein solch makaberer Beweis wie tödliche Sturzfluten im Wahlkampf helfen könnte, aber gedacht haben es viele. Nur: Sie sind in den Umfragen zurückgefallen, und auch der Rückhalt in der Bevölkerung für Baerbock ist gesunken, während er für die Kanzlerkandidaten von Union und SPD, Armin Laschet und Olaf Scholz, gestiegen ist.

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Grüne könnten historische Chance auf das Kanzleramt verspielen

Nun laufen die Grünen Gefahr, nicht nur ihre historische Chance auf das Kanzleramt zu verspielen, sondern auch auf ihre alte Rolle zurückgestutzt zu werden: Regierungsbeteiligung möglich, aber nicht sicher. Denn die FDP holt auf und Sachsen-Anhalt bringt mit einer „Deutschland-Koalition“ aus Union, FDP und SPD womöglich so manchen Parteistrategen im Bund auf eine Idee.

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Dass die Grünen ihr eigenes Erbe so schlecht verwalten können, obwohl es doch jetzt so sehr darauf ankommt, dürfte maßgeblich an dem verlorenen Zutrauen in die Professionalität ausgerechnet von Baerbock liegen, die im Vergleich zum Co-Vorsitzenden Robert Habeck noch bis vor Kurzem als die Professionellere galt.

Unzulänglichkeiten häufen sich

Dann häuften sich aber Unzulänglichkeiten in einem sehr sensiblen Bereich: beim Umgang mit persönlichen Angaben zu Nebeneinkünften, zum Lebenslauf, zu Informationen über ihr jüngst veröffentlichtes Buch. Und nun hat sie drei ehren­amtliche – unbezahlte – Tätigkeiten auf ihrer Bundestagsseite nachmelden müssen. Alles keine besonderen Versäumnisse, keine Affäre, kein Skandal. Nur ist es eben erschreckend unprofessionell, wenn man ins Kanzleramt will.

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Die öffentliche Debatte darüber inmitten der so unendlich viel wichtigeren Befassung mit den grausamen Resultaten des Unwetters in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist für Baerbock persönlich eine weitere Schramme.

Laschet: Es muss mehr für Klimaschutz getan werden

Laschet sagt jetzt, es müsse mehr für Klimaschutz getan werden. Das hätte er doch längst machen können. Seit 2017 regiert er Nordrhein-Westfalen. Er rühmt sich, NRW sei Vorreiter bei der Senkung des CO₂-Ausstoßes, was allerdings auch daran liegt, dass NRW wegen seiner Industriestandorte zuvor eine ziemliche Dreckschleuder war.

Längst hätte Laschet dafür kämpfen können, auch in seiner Union den Wohlstandsbegriff zu erneuern und verstehen zu lernen, dass der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen dazugehört. Dass nicht nur reich ist, wer viel Geld hat, sondern auch Trinkwasser, gesunde Böden und eine intakte Natur. Oft sind die Grünen genau für solche Appelle gescholten worden. Im Wahlprogramm von CDU und CSU wird dem Thema übrigens keine Priorität eingeräumt. Bei Steuern und Finanzen fällt ihnen viel mehr ein.

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Die Ankündigung von Regierenden – der Kanzlerkandidaten Laschet in NRW und Scholz im Bund –, den Menschen in den Katastrophengebieten beim Wiederaufbau finanziell zu helfen, wird nun sehr viel dankbarer aufgenommen werden als Mahnungen zu einer radikalen Verschärfung der Umweltpolitik. Das ist Baerbocks Part. Sie muss das machen. Weil es authentisch ist. Und richtig. Und weil die Grünen seit Langem mehr davon verstehen als die versammelte Konkurrenz.

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