Deutschland muss wirtschaftlich stark bleiben – nicht nur aus Eigennutz
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Im Fall eines Gasembargos wären die Folgen für die deutsche Wirtschaft groß.
© Quelle: dpa
Vor Deutschland liegen wirtschaftlich schwierige Zeiten. Daran haben führende Ökonomen keinen Zweifel gelassen. Der deutschen Wirtschaft geht mit dem Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute damit ungefähr wie einem Bergsteiger, dem vor der anliegenden Tour gesagt wird: „Es wird nur sehr langsam vorangehen. Du wirst immer wieder hinfallen – wir wissen nur noch nicht wie schlimm.“
Ökonomie und Moral
Richtig schlimm – daran lassen die Wissenschaftler keine Zweifel – würde es im Fall eines kompletten und sofortigen Stopps der Lieferung von russischem Erdgas kommen. In diesem Fall würde Deutschland tief in die Rezession rutschen. Die Bundesregierung tut aus ökonomischer Sicht also mehr als gut daran, nicht von ihrer Seite aus Gaslieferungen aus Russland zurückzuweisen oder einen Lieferstopp anzustreben.
Doch wäre es angesichts von Wladimir Putins brutalem Krieg in der Ukraine nicht trotzdem Deutschlands moralische Pflicht, sofort auf das Gas aus Russland zu verzichten? Das ist eine mögliche Sichtweise, in vielerlei Hinsicht auch eine naheliegende. Dennoch ist es am Ende in der Abwägung überzeugend, dass die Bundesregierung einen solchen Schritt, solange es geht, vermeiden möchte.
Denn erstens würde ein Embargo Putin in dieser Lage voraussichtlich auch nicht stoppen. Und zweitens gilt: Wenn Deutschland maximalen wirtschaftlichen Schaden erleidet, hätte dies schlimme wirtschaftliche Folgen für ganz Europa. Gerade angesichts der Bedrohung durch Putin brauchen wir aber ein Europa, das sich Wehrhaftigkeit auch leisten kann. Umso größer ist allerdings die Verpflichtung, den Menschen in der Ukraine mit Waffenlieferungen und Geld zu helfen.
Deutschland muss versuchen, die eigene wirtschaftliche Stärke zu erhalten – nicht nur aus Eigennutz.