Der Zynismus der Schulpolitik steckt im System

Ein Plakat mit der Aufschrift "AHA - Abstand + Hygiene + Alltag mit Maske" ist in der Marieluise-Fleißer-Realschule in München zu sehen.

Ein Plakat mit der Aufschrift "AHA - Abstand + Hygiene + Alltag mit Maske" ist in der Marieluise-Fleißer-Realschule in München zu sehen.

Kiel. Karin Prien ist keine zynische Politikerin. Die CDU-Frau aus Schleswig-Holstein ist auch keine schlechtere Bildungsministerin als ihre Kolleginnen und Kollegen in den anderen Bundesländern. Zurzeit sitzt sie der Kultusministerkonferenz vor. Das geht mit einem höheren Grad an Aufmerksamkeit einher. Und mit der höheren Wahrscheinlichkeit eines Shitstorms in den sozialen Medien.

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Der Hashtag #PrienRücktritt trendete am Samstag auf Twitter, die Kritik und die mit ihr verbundenen Unterstellungen waren teilweise äußerst beleidigend und menschenverachtend.

Menschenverachtend fanden viele Priens Kommentar vom Freitagabend. Die Ministerin schrieb: „Bitte differenzieren: Kinder sterben. Das ist extrem tragisch. Aber sie sterben mit Covid-19 und nur extrem selten wegen Covid-19.“

Das klingt herzlos, es klingt nach Worten wie „Kollateralschaden“. Es klingt, als seien vorerkrankte Kinder mit einem höheren Risiko für einen schweren bis tödlichen Covid-Verlauf irgendwie weniger wert. Einige Kritiker stellten sogar einen Bezug zu Priens eigener jüdischer Familiengeschichte her. Ein „echter Tiefpunkt“, antwortete die Ministerin, die viel gewohnt ist.

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Der aus Schleswig-Holstein stammenden Grünen-Politiker Konstantin von Notz, Fraktionsvize im Bundestag, verteidigte Prien. Ihre Äußerung sei zwar „unglücklich formuliert“, dennoch dürfe man sie nicht „völlig überzogen angehen“.

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Zynisch war nicht Priens Tweet, zynisch sind die Zusammenhänge. Auch im dritten Pandemiejahr stehen Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer im Schatten der Corona-Politik. Tests und Maskenpflicht haben den Präsenzunterricht nicht sicher gemacht, Durchseuchung und Chaos schreiten voran.

Zeitgleich zu ihrem Tweet hatte Prien nun Lockerungen der Corona-Maßnahmen an Schulen gefordert. „Wir müssen raus aus einer Kultur der Angst an den Schulen“, sagte sie der „Bild“. Testen und Maskenpflicht müssten schrittweise entfallen.

Falsch ist das nicht. Nach dem Ende der Omikron-Welle ist möglichst unbelasteter Unterricht besser als chaotische Pseudobeschulung.

Für chronisch kranke Kinder aber muss es Ausnahmen geben, muss auch Distanzunterricht funktionieren. Das aber können die Schulen seit zwei Jahren nicht leisten. Der Zynismus der Schulpolitik steckt im System.

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