Der Wirecard-Ausschuss hat viel erreicht
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Bafin-Präsident Felix Hufeld (vorn rechts) wartet auf den Beginn seiner Befragung als Zeuge im Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags.
© Quelle: Christoph Soeder/dpa
Berlin. Wirklich gewollt hat den Untersuchungsausschuss zum Wirecard-Skandal niemand: nicht die Koalitionsparteien, nicht das Kanzleramt und schon gar nicht das Finanzministerium.
Selbst die Opposition war anfangs zögerlich. Würde ein solcher parlamentarischer Ausschuss zu Aufklärung eines der größten Betrugsskandale in der deutschen Wirtschaftsgeschichte beitragen können? Vor allem, wenn er dafür nur ein gutes Dreivierteljahr zur Verfügung hätte?
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Diese Fragen wurden lange abgewogen, und erst im vergangenen September rangen sich die Grünen durch, zusammen mit FDP und Linkspartei die Einsetzung des Ausschusses zu beantragen. Heute, ein halbes Jahr später, muss man sagen: zum Glück. Denn die Abgeordneten sind sehr viel weiter gekommen als die meisten gedacht hätten.
Viel Licht in das Dunkel gebracht
Sie haben das dramatische Versagen der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young (EY) dokumentiert. Sie haben enthüllt, dass der Leiter der Wirtschaftsprüferaufsicht Apas privat mit Wirecard-Aktien gehandelt hatte. Sie haben nachgezeichnet, wie die Finanzaufsicht Bafin erst lange weggesehen hat und dann ausgerechnet gegen Journalisten vorgegangen ist, die dem Skandal auf der Spur waren.
Und sie haben rekonstruiert, wie die Wirecard-Verantwortlichen ein Netz aus Lobbyisten und Einflüsterern knüpfen konnten, das bis in die höchste Ebene des Staates gereicht hat.
Die Abgeordneten haben viel Licht in das Dunkel um den gefallenen Börsenliebling gebracht. Ohne ihre Arbeit wäre manche Konsequenz nicht gezogen worden und mancher notwendige Rücktritt nicht erfolgt.
Diese Leistung bleibt – selbst dann, wenn der große Showdown mit den Befragungen von Finanzminister Olaf Scholz und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Ende dieser Woche keine spektakulären Erkenntnisse mehr zutage fördern sollten.