Der Marder – ein bewährtes Arbeitstier, keine Superwaffe
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Ein Schützenpanzer Marder der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ rollt von einer Schwimmschnellbrücke an Land.
© Quelle: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa
Wenn Sie heute mit einem Golf I unterwegs sind, werden sie vielleicht gefeiert – weil sie einen Oldtimer fahren. Die erste Golf-Generation erblickte 1974 das Licht der Fabrikhalle. Der Schützenpanzer Marder, den die Bundesregierung jetzt an die Ukraine liefern will, ist noch einmal drei Jahre älter – er lief erstmals 1971 vom Band. Die ersten Serienfahrzeuge wurden am 7. Mai 1971 in Kassel und Kiel von Thyssen-Henschel und Krupp Maschinenbau Kiel (MaK), beide gehören zu Rheinmetall, an das Heer übergeben.
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Das mag angesichts von Berichten über Drohnen, Kampfrobotern und Cyberwar vorsintflutlich klingen, relativiert sich aber vor dem Hintergrund, dass das Gros der russischen Panzer wie der T-62 in den 60er‑Jahren entwickelt wurde.
Als Schützenpanzer konzipiert soll der Marder Infanteristen ins Gefecht bringen, die das gepanzerte Gefährt durch eine Heckklappe verlassen können. Die angeschrägte Panzerung und der im Vorderteil untergebrachte Motor begründen das Image des Marders als „sicheres“ Gefährt, zudem ist er bei 35 Tonnen Gewicht mit 600 PS gut motorisiert. „Wendig, wehrhaft und flexibel im Kampf“ beschreibt die Bundeswehr das Fahrzeug und verweist auf das Wärmebildgerät, das auch Nachteinsätze ermöglicht. Bewaffnet ist er mit einer 20‑Millimeter-Bordmaschinenkanone und einem Maschinengewehr.
Im Kalten Krieg besaß die Bundeswehr einst bis zu 2000 Marder. Der heutige Bestand der Bundeswehr beläuft sich auf 382 Fahrzeuge. Nach Angaben aus Regierungskreisen sollen „mehrere Dutzend“ Marder in die Ukraine geliefert werden. Bereits im Sommer hatte das Düsseldorfer Rüstungsunternehmen Rheinmetall 100 der Schützenpanzer für die Ukraine angeboten. Inzwischen sind davon 40 für Griechenland bestimmt, das dafür Schützenpanzer sowjetischer Bauart in die Ukraine liefert. Weitere 60 Marder könnten also an die Ukraine abgegeben werden
In der Bundeswehr ist der Marder ein Auslaufmodell, bis Ende des Jahrzehnts sollen auch die letzten Fahrzeuge durch sein Nachfolgemodell Puma ersetzt werden. Bekanntlich waren jüngst von 18 Puma-Fahrzeugen 17 nicht einsatzfähig.
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© Quelle: RND
„Feuertaufe“ in Afghanistan
Eine solche Blamage ist dem Marder nie widerfahren. Seiner „Feuertaufe“ wurde der Marder glücklicherweise – dem Frieden in Europa sei Dank – erst im hohen Alter ausgesetzt. In Afghanistan wurden bis zu 15 Schützenpanzer für Patrouillenfahrten parallel eingesetzt. Bei Kunduz war ein Marder 2011 von einer Granate getroffen und in Brand geraten, im gleichen Jahr zerstörte eine 100‑Kilo-Sprengladung einen Marder komplett.
Bei der Rückeroberung der von Russland annektierten Gebiete böte der Marder den ukrainischen Streitkräften vor allem aufgrund des hohen Schutzes und des Platzes, den er Infanteristen gewährt, einen enormen Vorteil im Vergleich zu den russischen Modellen BMP-1 oder BMP-2.
RND/stu