Der Kampf gegen Corona braucht mehr Dynamik
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Einzelhandel und Gastronomie leiden unter dem Corona-Lockdown.
© Quelle: imago images/penofoto
Berlin. Der Kampf gegen die Pandemie ist in einer sehr schwierigen Phase angekommen. Die Infektionszahlen und die Todeszahlen liegen dauerhaft hoch, während das Land schon wieder seit Wochen im Lockdown liegt.
Objektiv betrachtet ist es ein großer Erfolg, dass in so kurzer Zeit gleich mehrere wirksame Impfstoffe gefunden werden konnten. Subjektiv aber ist die Lage gerade verfahren: Bis der Impfstoff eine breite Wirkung entfaltet, wird es Frühsommer sein. Die Jahreszeit spielt dem Virus in die Hand. Und so schnell die Wissenschaftler mit dem Impfstoff auch waren – das Virus ist schneller.
Die mutierten Varianten sind auf dem Vormarsch. Die Motivation vom vergangenen Frühjahr, aus einer Notlage das beste zu machen und sich solidarisch zu zeigen, ist verflogen. Die Menschen leiden unter den eingeschränkten sozialen Kontakten. Schüler und Lehrer quälen sich mit abstürzenden Schulclouds durch den Online-Unterricht. Und bei vielen Unternehmen wird die Existenzangst der vergangenen Monate zur Gewissheit in Form von Insolvenzanträgen.
Die Stimmung kann kippen
Noch ist die Mehrheit der Bevölkerung der Meinung, dass die Schutzmaßnahmen gegen das Virus richtig sind. In einer solchen Lage kann aber die Stimmung kippen. Umso wichtiger ist es, dass die Regierungen in Bund und Ländern klar und transparent kommunizieren. Es wäre auch besser, wenn die Menschen nicht erst Ende Januar erfahren, auf was sie sich bis Ostern einstellen müssen. Der Kampf gegen Corona braucht mehr Dynamik.
Bund und Länder sollten zweierlei tun: Frühzeitig eine Strategie für die kommenden Monate festlegen und zugleich die Option eröffnen, alle 14 Tage nachzujustieren. Zwei Wochen sind etwa der Zeitraum, in dem man Bewegungen bei den Infektionszahlen beurteilen kann. So wie es ein Corona-Kabinett gibt, dass sich einmal pro Woche trifft, brauchen Bund und Länder eine Corona-Schalte. Eine solche Institutionalisierung hätte auch den Vorteil, dass sie nicht bei jedem Treffen Erwartungen weckt, die sich am Ende nicht erfüllen.
Die Wirtschaftshilfen müssen dringend fließen
Zwingend ist, dass die Nothilfen für die vom Lockdown betroffenen Firmen endlich fließen. Man kann den Unternehmen nicht Novemberhilfen versprechen und sie dann bis Ostern darauf warten lassen. Um eine Pleitewelle im Handel mit Massenentlassungen zu verhindern, wird sich die Bundesregierung zudem etwas einfallen lassen müssen.
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Nicht zuletzt braucht es mehr gesicherte Informationen über Infektionswege. Die Gesundheitsämter haben es längst aufgegeben, Kontakte von Covid-19-Erkrankten nachzuverfolgen. Die Corona-App liefert dazu auch keine Erkenntnisse.
Deshalb ist es dringend notwendig, zumindest durch Stichproben beispielhaft die Ansteckungswege nachzuweisen. Ansonsten werden Bund und Länder weiterhin im Dunkeln tappen, welche Maßnahmen für die Eindämmung des Infektionsgeschehens tatsächlich wirksam sind.
Die Maßnahmen besser begründen
Mit solchen Nachweisen wird man auch die Bereitschaft in der Bevölkerung noch einmal erhöhen können, sich an lästige Regeln zu halten. Vor dem Hintergrund, dass das öffentliche Leben stillsteht und die Zahl der täglichen Neuinfektionen immer noch an der Marke 20.000 kratzt, ist es schwer zu erklären, dass die getroffenen Maßnahmen die richtigen sind.
Die Verantwortlichen Politiker in Bund und Ländern werden im Superwahljahr 2021 viel Disziplin aufbringen müssen, damit die Pandemiebekämpfung weiter von Vernunft und nicht von Parteidenken gesteuert wird. Bislang haben die Regierungen in Bund und Ländern Rückenwind von der Mehrheit der Bevölkerung für die Schutzmaßnahmen gegen das Virus. Wenn die Wahlkämpfer aber offensichtlich taktisch und parteipolitisch reden und handeln, dann wird auch in der Bevölkerung das Verständnis schwinden.