Das Ende der Lohnsklaverei in den Schlachthöfen
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Mitarbeiter eines Schlachthofs zerteilen am Fließband hängende Schweine.
© Quelle: Mohssen Assanimoghaddam/dpa
Berlin. Wenn es an der Corona-Krise etwas Gutes gibt, dann dieses: Die Pandemie hat den deutschen Verbrauchern schonungslos vor Augen geführt, welche Folgen ihre Geiz-ist-geil-Mentalität an Supermarktregalen und Kühltheken hat. Und zwar sowohl für Tier als auch für Mensch.
Stammbelegschaften wurden über Jahre abgebaut und durch ein Heer von namen- und de facto weitgehend rechtlosen Arbeitern aus osteuropäischen Billiglohnländern ersetzt, die häufig genug von windigen Subunternehmen in die Schlachthöfe gekarrt wurden.
Immer wieder gab es Berichte über menschenunwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen in und im Umfeld der Fleischfabriken. Immer wieder haben die Konzerne die Verantwortung dafür weit von sich geschoben.
Dass die Politik mit diesen Zuständen endlich Schluss machen will, ist richtig. Dass sie sich dafür so viele Jahre Zeit gelassen hat, ist bitter. Und dass es einer solchen Extremsituation wie der Corona-Pandemie bedurft hat, um diese überfälligen Reformen anzustoßen, ist einfach nur beschämend.
Es waren ja mitnichten die permanenten Verletzungen der Rechte jener Menschen, die zum Arbeiten in unser Land gekommen sind, die den Staat nun zum Eingreifen bewogen haben. In Wahrheit rührt der Reformdruck einzig daher, dass plötzlich die deutsche Mehrheitsgesellschaft die Konsequenzen der Zustände in ihrer Fleischindustrie zu spüren bekommen hat.
Wenn man so will, haben die deutschen Verbraucher zum ersten Mal am eigenen Leib erfahren, dass auch Billigfleisch einen sehr hohen Preis haben kann.
Eine zusätzliche Woche musste der Kreis Coesfeld im Lockdown verbringen, weil im örtlichen Schlachthof das Coronavirus ausgebrochen war. Wenn man so will, haben die deutschen Verbraucher zum ersten Mal am eigenen Leib erfahren, dass auch Billigfleisch einen sehr hohen Preis haben kann.
Die Arbeiter in den Schlachthöfen haben das schon lange gewusst.
RND