Kassenärzte-Chef in der Kritik

Schluss mit Isolations- und Quarantänepflichten? Dieser Vorstoß löst einen harten Schlagabtausch aus

Soll Schluss sein mit staatlich verordneten Isolations- und Quarantänepflichten? Darüber gibt es in der Ampelkoalition Streit.

Soll Schluss sein mit staatlich verordneten Isolations- und Quarantänepflichten? Darüber gibt es in der Ampelkoalition Streit.

New York/Berlin. Sollen alle Isolations- und Quarantänepflichten für Corona-Infizierte aufgehoben werden? Diese Forderung von Kassenärzte-Chef Andreas Gassen hat für viel Aufsehen gesorgt – und ist auf Widerspruch gestoßen.

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„Wer krank ist, bleibt zu Hause. Wer sich gesund fühlt, geht zur Arbeit. So halten wir es mit anderen Infektionskrankheiten wie der Grippe auch“, hatte Gassen in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vorgeschlagen. Wenn positiv Getestete auch ohne Symptome mehrere Tage zu Hause bleiben müssen, entstünden Personalengpässe in den Kliniken und anderswo, begründete er seinen Vorstoß. Man müsse zurück zur Normalität.

Lauterbach warnt vor „katastrophaler“ Corona-Situation

Ohne weitere Maßnahmen könnte es schwierig werden im Herbst. Dafür sei er im Gespräch mit dem Justizminister, sagt Gesundheitsminister Lauterbach.

Die Replik des Ministers

„Infizierte müssen zu Hause bleiben. Sonst steigen nicht nur die Fallzahlen noch mehr, sondern der Arbeitsplatz selbst wird zum Sicherheitsrisiko“, konterte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Aus dem Gesundheitsministerium hieß es, aktuell würde eine weitere Verkürzung der Fristen zu den Möglichkeiten der Freitestung „keinen Sinn“ ergeben. Derzeit gilt für die allgemeine Bevölkerung, dass die vorgeschriebene Isolation für Corona-Infizierte nach fünf Tagen enden kann – mit einem „dringend empfohlenen“ negativen Test zum Abschluss.

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In der Ampelkoalition ist die Haltung zu der von Gassen aufgeworfenen Frage allerdings nicht einheitlich. „Herr Gassen stößt mit seinem Vorschlag zur Aufhebung der Isolationspflicht eine wichtige Debatte an“, sagte die FDP-Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben.“

Was ist verhältnismäßig?

Durch Impfungen seien viele Menschen vor schweren Verläufen geschützt, führte die FDP-Politikerin aus. „Die Ärztinnen und Ärzte sollten unter medizinischen Gesichtspunkten individuell entscheiden, ob und wie lange Krankschreibung und Isolation notwendig sind“, sagte sie. „Eine staatlich angeordnete Isolation ist bei einem symptomfreien Verlauf unverhältnismäßig.“

Ich halte es für problematisch, wenn der Eindruck erweckt wird, die Impfung für Ältere im Herbst sei nicht notwendig.

Karl Lauterbach (SPD),

Bundesgesundheitsminister

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Lauterbach hat sich währenddessen über weitere Äußerungen von Kassenärzte-Chef Gassen zur Corona-Impfung verärgert gezeigt. „Ich halte es für problematisch, wenn der Eindruck erweckt wird, die Impfung für Ältere im Herbst sei nicht notwendig“, sagte Lauterbach dem RND in New York, wo er sich zu gesundheitspolitischen Gesprächen befand. Zumindest für die über 60-Jährigen sei es unumstritten, dass die Booster-Spritze wichtig sei, „um schwere Krankheitsverläufe oder gar Todesfälle zu verhindern“. Von einem Ärztefunktionär erwarte er, „dass er das klarmacht“.

Der 60 Jahre alte Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hatte gesagt, er sehe keine Notwendigkeit für eine Auffrischungsimpfung: „Ich jedenfalls werde mir keinen zweiten Booster geben lassen.“ Zugleich wies Lauterbach Kritik von Gassen an der umfangreichen Bestellung von Impfdosen durch die Bundesregierung zurück. Gassen hatte vorhergesagt, wegen überhöhter Schätzungen müssten am Ende Vakzine für bis zu 100 Millionen Euro weggeworfen werden.

„Offenbar weiß Herr Gassen schon, welcher Impfstoff im Herbst benötigt und bevorzugt wird“, konterte Lauterbach ironisch. Tatsächlich sei das aber nicht bekannt. Deshalb habe die Regierung mehrere Impfstoffe parallel bestellt: „Wir haben so eingekauft, dass wir auf jeden Fall den Impfstoff, der dann der beste sein wird, jedem anbieten können.“ „Das ist auch richtig so“, bekräftigte der SPD-Politiker. „Es ist niemand zuzumuten, dass wir sagen: Wir haben zwar nicht den wirksamsten Impfstoff, aber lasst euch trotzdem impfen!“

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