Einreise wieder erlaubt: Hongkong lockert seine Corona-Regeln (zaghaft) weiter
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Eine Mutter und ihr Sohn im Victoria Hafen in Hongkong.
© Quelle: picture alliance / ZUMAPRESS.com
Peking. Endlich hat auch Hongkong eine weitere Öffnung vollzogen: Sämtliche Einreisebeschränkungen wurden nun aufgehoben, und auch von der digitalen „Contact Tracing“-App verabschiedet sich die chinesische Sonderverwaltungszone. „Alle von uns möchten so wenig Einschränkungen wie möglich haben und gleichzeitig sicherstellen, dass die sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten so weit wie möglich voranschreiten“, sagte Regierungschef John Lee am Dienstag. Und fügte hinzu: Das Risiko durch importierte Fälle sei mittlerweile längst niedriger als das Risiko einer lokalen Infektion.
Die Märkte reagierten nur verhalten optimistisch: Der Hongkonger Hang Seng Index schloss am Dienstag mit einem Plus von 0,68 Prozent ab. Die gedämpfte Stimmung dürfte damit zu tun haben, dass die Finanzmetropole mit ihren Lockerungen im internationalen Vergleich nach wie vor deutlich hinterherhinkt. Weiterhin sind Einreisende dazu verpflichtet, einen Impfnachweis vorzulegen und sich nach Ankunft mehrmals auf Covid testen zu lassen. Und selbst im Freien gilt in Hongkong bis dato eine Maskenpflicht.
Hongkongs Regeln sind strenger als in China
Damit gelten derzeit in der Stadt strengere Corona-Regeln als im benachbarten Festland, das vor kurzem eine radikale Abkehr seiner „Null Covid“-Strategie vollzogen hat. Bereits am Freitag hat Hongkongs Gesundheitsminister Lo Chung-mau klar gemacht, dass man der chinesischen Lockerung nicht „voreilig“ folgen werde. In der Tat gibt Peking derzeit ein abschreckendes Beispiel ab: Es ist innerhalb weniger Tage zum weltweit größten Corona-Hotspot avanciert.
Hongkong hat seine desaströse Omikron-Welle bereits hinter sich. Im März traf die Virusvariante auf eine Bevölkerung, deren Senioren größtenteils ungeimpft waren. Bis zu 300 Tote pro Tag waren die Folge, ein trauriger Rekord. Mittlerweile jedoch ist nicht nur die Impfrate höher, sondern auch die natürliche Immunität: Die Behörden haben bereits knapp 2,3 Millionen Corona-Fälle registriert, also rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Angesichts dessen wirken die am Dienstag von John Lee angekündigten Öffnungen sehr zaghaft und nicht weitreichend genug.
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Der wirtschaftliche Druck, das Leben in der Finanzmetropole wieder zu normalisieren, ist zudem riesig: Kaum eine Region hat derart drastisch unter der Pandemie gelitten wie Hongkong. Zuletzt haben immer mehr internationale Unternehmen Teile ihres Personals abgezogen und nach Singapur oder Seoul umgesiedelt. Kürzlich folgten mit den Zahlen für das dritte Quartal eine weitere Hiobsbotschaft: Hongkongs Bruttoinlandsprodukt ist um satte 4,5 Prozent eingebrochen.
Goldman Sachs prognostiziert 7,6 Prozent Wirtschaftsschub
Nun erhofft sich die Regierung durch die aufgehobenen Einreisebeschränkungen wirtschaftliche Starthilfe durch einen Tourismus-Boom. Bislang haben sich aufgrund der strengen Covid-Restriktionen nur wenig Reisende nach Hongkong verirrt: In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres zählten die Behörden lediglich etwas über 250.000 Besucher, 2019 waren es im selben Zeitraum knapp 50 Millionen.
Künftig dürfte vor allem das chinesische Festland den wichtigsten ökonomischen Rettungsanker bereitstellen. Denn durch Pekings Corona-Öffnung wird Hongkong überproportional profitieren: Die US-amerikanische Investmentbank „Goldman Sachs“ geht von einem Schub von 7,6 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, wie es in einer Mitteilung vom Montag heißt.
Bislang allerdings ist die Grenze zwischen China und Hongkong nach wie vor nicht offen. Wie Lokalmedien berichten, sollen die letzten Quarantäne-Bestimmungen zum Festland jedoch bereits ab dem 9. Januar aufgehoben werden.