Corona-Krise: Wirtschaftsforscher fordert Rückkehr zur Normalität

Eine Kellnerin am Hotel Adlon-Kempinksi in Berlin desinfiziert einen Stuhl.

Eine Kellnerin am Hotel Adlon-Kempinksi in Berlin desinfiziert einen Stuhl.

Berlin. Der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Reint Gropp, hält die Maßnahmen der Bundesregierung im Kampf gegen die ökonomischen Folgen der Corona-Krise für unzureichend und rät stattdessen zu einer raschen Normalisierung des Alltags, basierend vor allem auf Tests und einer Isolierung von Risikogruppen.

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„Schon jetzt, mit relativ optimistischen Annahmen die Erholung betreffend, prognostizieren wir, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um rund zehn Prozent einbricht und erst 2022 wieder das Niveau vom Februar 2020 erreicht hat, was der schwersten Rezession der Nachkriegszeit entspräche“, heißt es in einer Analyse Gropps, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

„Und selbst bei dieser Vorhersage unterstellen wir noch, dass die Maßnahmen nicht verlängert werden, dass es keine zweite Welle von Infektionen gibt und dass die Aufholeffekte schon im Herbst 2020 die Wirtschaft stark antreiben“, heißt es darin weiter.

Reint E. Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle.

Reint E. Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle.

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„Geisteratmosphäre"

Da die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen „einfach zu lange“ dauere, „um bis dahin die Infektionen auf dem gegenwärtig niedrigen Stand zu halten“ und die wirtschaftlichen Konsequenzen eines weiter andauernden Shutdowns „dramatisch wären“, rät der Ökonom zur Ausweitung von Tests, auch wenn diese Lösung teuer sei.

„Mit flächendeckenden, regelmäßigen Tests, die die Menschen selbst anwenden, könnten große Teile der Bevölkerung wieder zur Arbeit gehen, Restaurants oder sogar Bars besuchen – es könnte schlichtweg wieder Normalität einkehren. Masken in der Öffentlichkeit wären überflüssig. Die Geisteratmosphäre, die wir gegenwärtig vor allem in den Städten beobachten, würde verschwinden, und das Konsumverhalten der Menschen könnte sich wieder normalisieren.“

Gleichzeitig „müssten Risikogruppen systematisch identifiziert und isoliert werden“, so Gropp. „Die Lockdown-Maßnahmen würden nicht mehr undifferenziert alle Menschen betreffen, sondern eine relativ kleine Gruppe, die einem deutlich höheren Mortalitätsrisiko ausgesetzt ist.“

Risikogruppen isolieren

Der IWH-Chef betont, es sei zwar nachvollziehbar und richtig, dass die Politik einem Menschenleben keinen ökonomischen Wert zumessen möchte und sich weigere, den wirtschaftlichen Wohlstand der Gesellschaft gegen Corona-Todesfälle aufzurechnen. Trotzdem sei der gegenwärtige Weg „nicht nachhaltig“.

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Er mahnt: „Politiker sollten nicht einseitig auf Infektionszahlen schauen, sondern das Gesamtbild im Auge behalten. Nur so können wir aus der gegenwärtigen Krise einigermaßen unbeschadet herauskommen.“

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