Corona-Impfstoff: NGOs fordern fairen Zugang und mehr Einsatz
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/5GWPDAEPRRGEXER5G65GY5TXGA.jpeg)
Der erste Patient und Teilnehmer an der klinischen Studie eines möglichen Corona-Impfstoffs durch den Pharmakonzern Pfizer, erhält eine Injektion.
© Quelle: University of Maryland School of
London/Berlin. Einen Tag vor einem internationalen Gipfel hat die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen einen fairen Zugang und bezahlbare Preise für künftige Covid-19-Impfstoffe gefordert. Die Staaten und die internationale Impfallianz Gavi sollten von den Pharmaunternehmen verlangen, ihre Produktionskosten offenzulegen, hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung. "Es muss bezahlbare Preise für alle und einen objektiven und fairen globalen Verteilmechanismus geben, an den sich alle Regierungen und Gavi selbst halten", sagte Marco Alves von der Organisation. Die britische Regierung ist der Gastgeber der virtuellen Geberkonferenz (Global Vaccine Summit).
Bei einem früheren Gavi-Fonds für einen Impfstoff gegen Lungenentzündung habe sich gezeigt, dass einige Länder wegen des hohen Preises nicht ausreichend Impfstoffe hätten beziehen können, sagte Alves. "Das darf sich bei Covid-19 nicht wiederholen."
NGOs fordern mehr Investitionen von Deutschland
Zugleich forderten sieben Nichtregierungsorganisationen von der Bundesregierung, ihren Beitrag für die Impfallianz zu erhöhen. Statt 600 seien 700 Millionen Euro nötig, hieß es in einer Mitteilung von Mittwoch. In Ländern mit geringen Einkommen fehle Millionen Kindern der Schutz vor vermeidbaren Krankheiten. Wegen der Pandemie sei die Zahl der Routineimpfungen bereits jetzt deutlich zurückgegangen.
Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehören die Organisationen Aktionsbündnis gegen Aids, Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW), Global Citizen, ONE, Plan International Deutschland, Save the Children und World Vision Deutschland.
Gerd Müller verweist auf humanitäre Verantwortung
Auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) will sich dafür einsetzen, die dringend erwarteten Impfstoffe gegen das Coronavirus allen Menschen zugänglich zu machen. “Wir wissen zwar noch nicht, wer die erfolgreichen Impfstoffansätze haben wird. Aber klar ist: Sie müssen überall verfügbar sein”, betonte Müller am Mittwoch in einem gemeinsamen Appell mit dem Geschäftsführer der Globalen Impfallianz (Gavi), Seth Berkley, auf “Focus online”. “Jeder Mensch muss die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen – egal ob in Köln oder Kampala, ob arm oder reich”, fügten die beiden mit Blick auf die Gavi-Geberkonferenz hinzu.
Leider zeige die Erfahrung, dass Impfstoffe oft erst mit Verzögerung in Entwicklungsländern ankämen. "Das muss dieses Mal anders laufen", fordern Müller und Berkley. Sie verwiesen auf die humanitäre Verantwortung und den Schutz der Gesundheit vor Corona: "Niemand kann sich in Sicherheit wähnen, bis alle sicher sind." Mit der Wiederauffüllung des Fonds der Impfallianz würden wichtige Weichen zur Überwindung der Corona-Krise und zur Vorbereitung auf die nächste Pandemie gestellt.
Impfallianz Gavi unterstützt Forschung
Die vor 20 Jahren gegründete Impfallianz Gavi unterstützt die Forschung und Impfprogramme gegen vermeidbare Krankheiten in 73 Ländern. Die Allianz hofft auf neue Mittel in Höhe von mindestens 7,4 Milliarden US-Dollar (6,6 Milliarden Euro) für die Zeit von 2021 bis 2025. Ziel ist, weitere 300 Millionen Jungen und Mädchen gegen vermeidbare Krankheiten impfen zu können.
RND/epd/dpa