COP26: die Woche der harten Entscheidungen

Barack Obama, ehemaliger Präsident der USA, spricht bei der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow.

Barack Obama, ehemaliger Präsident der USA, spricht bei der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow.

London/Glasgow. Als Barack Obama die Bühne in Glasgow betritt, erhält er begeisterten Applaus. „Hallo Glasgow“, sagt er und schlägt damit den für ihn typischen, jovialen Ton an. Viel sei passiert, seit man vor sechs Jahren unter seiner Beteiligung das Pariser Abkommen verabschiedet habe. Aber: „Wir haben immer noch viel zu wenig getan.“ Er glaube jedoch daran, dass wir eine bessere Zukunft sichern können: „Machen wir uns an die Arbeit.“ Die gestrige Rede des früheren amerikanischen Präsidenten machte erneut auf den Ernst der Lage aufmerksam. Doch was kann man von der zweiten Woche in Glasgow erwarten?

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Es ist die entscheidende Verhandlungswoche“

Premierminister Boris Johnson sagte, die Länder müssten bereit sein, nun „mutige Kompromisse und ehrgeizige Verpflichtungen einzugehen“. „Es ist die entscheidende Verhandlungswoche“, sagte der deutsche Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth, der bei der Weltklimakonferenz in Glasgow ständig vor Ort ist. Dies betonte auch die schottische Premierministerin Nicola Sturgeon: Die nächsten fünf Tage der COP26 seien wichtig, um ein Abkommen zur Eindämmung der steigenden Temperaturen zu erzielen, sagte sie.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Tatsächlich beginnt nach einer „optimistischen Woche“, wie Sturgeon es bezeichnet, nun die Woche des Realismus. Dabei verhandeln die Delegierten oft bis in die Nacht, wie der Sprecher des Umweltumweltministeriums Stephan Haufe im Gespräch mit dieser Zeitung bestätigt. Entwürfe der strittigen Punkte im Regelbuch des Pariser Klimaabkommens würden immer wieder überarbeitet und angepasst. Besonders anspruchsvoll gestalten sich dabei die Verhandlungen zum „Artikel 6″. Hier geht es um den weltweiten Handel mit Emissionen.

40 Staaten stimmten einem verbindlichen Kohleausstieg zu

Dabei wird beispielweise geregelt, was passiert, wenn ein Staat in einem anderen Land in den Klimaschutz investiert. Experten wie Niklas Höhne, Wissenschaftler am New Climate Institute, betonen: Wenn man das 1,5 Grad-Ziel erreichen will, muss man sich hier einigen. Über die offenen Punkte der Abschlusserklärung werden im Laufe der Woche überdies die Umweltminister, darunter die Deutsche Svenja Schultze, beraten. Ihre Ankunft wird am morgigen Mittwoch erwartet. Schultze forderte im Vorfeld der COP26 mehr verbindliche Zusagen: „Wir reden längst nicht mehr nur über Ziele, sondern zunehmend auch über die nötigen Maßnahmen wie den Ausstieg aus der Kohle.“

Diesbezüglich konnten in der vergangenen Woche erste Ergebnisse erzielt werden. Denn immerhin 40 Staaten stimmten einem verbindlichen Kohleausstieg zu. Darüber hinaus einigte man sich darauf, dass bis zum Jahr 2030 die Abholzung der Wälder gestoppt werden soll.

Außerdem versprachen mehr als 100 Länder weniger Methan-Emissionen. Der indische Präsident Narendra Modi kündigte an, sein Land wolle bis 2070 klimaneutral sein. Niklas Höhne betonte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass diese Maßnahmen zwar rechnerisch nicht ausreichten, um das in Paris gesetzte 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Doch es seien immerhin Schritte in die richtige Richtung. Aktuell steuert die Welt laut Experten auf eine Erwärmung um 2,7 Grad zu.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Vielen Aktivisten gehen die in Glasgow getroffenen Beschlüsse jedoch noch lange nicht weit genug. Am vergangenen Wochenende wurde auf der ganzen Welt für ein schnelleres Handeln in Sachen Klimaschutz demonstriert.

In Glasgow waren laut Angaben der Polizei so viele Menschen wie niemals zuvor auf der Straße: rund 100.000. NGOs kritisieren reiche Industriestaaten dafür, dass ärmere Länder im Kampf gegen den Klimawandel zu wenig finanzielle Unterstützung bekommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hält die Proteste junger Leute für gerechtfertigt. „Glasgow hat schon einige Ergebnisse gebracht, aber aus der Perspektive junger Leute geht es berechtigterweise immer noch zu langsam“, sagte die CDU-Politikerin.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Instagram, Inc., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Britische Königshaus ist auch vor Ort

Neben den Demonstranten und Barack Obama halfen aber vor allem die Mitglieder des britischen Königshauses, die Botschaften aus Glasgow in die Öffentlichkeit zu tragen, allen voran Prinz Charles. Denn er kam in dort mit allen ins Gespräch – von Staats- und Regierungschefs über wohlhabende Geschäftsleute bis zu hochkarätigen Aktivisten. Dabei betonte er vergangene Woche mit Bescheidenheit und Empathie gegenüber den Delegierten, wie froh er sei, dass diese Zeit gefunden hätten, ihm zuzuhören: „Ich weiß, wie schwer diese Verhandlungen sein können, vor allem angesichts der Tatsache, dass viele von Ihnen wahrscheinlich nie Zeit zum Essen und Schlafen bekommen.“

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken