Butscha: Bewohner erinnern an exekutierte Ukrainer
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Eine Angehörige küsst das Bild ihres Enkels während einer Veranstaltung zum ersten Jahrestag des Todes von acht Männern, die von russischen Truppen getötet wurden. Die acht Männer hatten eine Straßensperre auf einer Straße in der Stadt errichtet, um das Vorrücken der russischen Truppen zu verhindern.
© Quelle: Thibault Camus/AP/dpa
Butscha. Verwandte, Freunde und Nachbarn haben in Butscha an acht vor einem Jahr getötete Verteidiger der ukrainischen Stadt erinnert. Einige hatten Blumen in den Händen, andere Tränen in den Augen, als sie sich am Samstag vor dem Gebäude versammelten, vor dem die Leichen der acht Männer gefunden worden waren. Auch eine Reporterin der der Nachrichtenagentur AP war vor Ort.
Nach ukrainischen Angaben hatten die acht Männer eine Straßensperre aufgebaut, um die damals auf Kiew vorrückenden Russen aufzuhalten. Sie wurden demnach aber gefangen genommen und exekutiert. Ihre Leichen lagen einen Monat lang vor dem Gebäude auf der Jablunska-Straße. Erst im April nach dem Abzug der Russen konnten ihre Angehörigen sie von dort holen.
In Butscha wurden damals mehrere Massengräber mit toten Ukrainern entdeckt. Der Vorort von Kiew gilt als eines der schlimmsten Beispiele für mutmaßliche Kriegsverbrechen der russischen Besatzer.
Fotos und ein Kranz aus Plastikrosen
Oleksandr Turowskyj, dessen 35-jähriger Sohn einer der acht Männer war, sagte bei der Gedenkveranstaltung, er empfinde großen Schmerz über alle, die damals gestorben seien. Fotos der Männer wurden an dem Gebäude aufgehängt, wo sie gefunden wurden. An der Wand lehnten ein Kranz aus roten Plastikrosen und mehrere Blumensträuße.
Die Schwiegermutter des getöteten Swjatoslaw Turowskyj sagte der AP, sie und andere hätten versucht, die Leiche ausgehändigt zu bekommen. „Aber die Russen sagten: "Wollt ihr neben ihm liegen? Ok, dann weitergehen." Und so haben wir einen Monat gewartet, um die Leiche zu holen.“
Natalija Matwiitschuk, deren 37-jähriger Bruder Andrij auch zu den acht Männern gehörte, sagte, die Angehörigen seien sich danach in ihrem Schmerz nähergekommen. „In der Geschichte der Ukraine, der Stadt und jeder ukrainischen Familie, und natürlich unserer Familie, war das das härteste und beängstigendste Jahr“, sagte sie.
Andrijs und Natalijas Großtante Anna Lewtschenko kam mit 81 Jahren und trotz beißender Kälte und Schmerzen nach einer Operation ebenfalls zu der Zeremonie. „Ein Jahr ist vergangen, aber ich habe immer noch all diese Bilder in meinem Kopf“, sagte sie. „Mein Vater sagte mir, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg 200 bis 300 Jahre keinen Krieg mehr geben wird. Aber schaut, was passiert ist. Niemand hat das erwartet.“
RND/AP