Bundespräsident Steinmeier spricht von „Rückschlag im Kampf gegen den Hunger“
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. (Archivbild)
© Quelle: Soeren Stache/dpa
Berlin. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dazu aufgerufen, den Kampf gegen den Hunger in der Welt zu verstärken. „Den Hunger zu bekämpfen, ist eine Frage der Gerechtigkeit! Und deshalb geht dieser Kampf auch uns in den reichen Ländern etwas an“, sagte er am Mittwochabend bei einem Festakt zum 60-jährigen Bestehen der Welthungerhilfe. „Wollen wir ihn gewinnen, dann müssen wir alle gemeinsam handeln. Wollen wir ihn gewinnen, dann müssen auch wir umdenken!“ Das bedeute etwa, die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu verändern und weniger verschwenderisch mit Nahrungsmitteln umzugehen.
„Der Kampf gegen Hunger und Armut ist und bleibt eine Menschheitsaufgabe, auch in einer Zeit, in der wir selbst große Herausforderungen schultern müssen“, betonte Steinmeier laut vorab veröffentlichtem Redetext. „Wir dürfen nicht wegschauen.“
Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe sieht Fortschritte
Die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, sah durchaus Fortschritte seit der Gründung ihrer Organisation. So habe damals noch jeder vierte Mensch weltweit unter Hunger gelitten, heute sei es jeder zehnte. „Aber Kriege, Konflikte und Klimawandel lassen die Zahl der Hungernden wieder steigen. Wir müssen daher unseren Weg im Kampf gegen den Hunger fortsetzen und verstärken.“ Thieme betonte: „Hunger und Armut sind kein unabwendbares Schicksal.“
Der Bundespräsident erinnerte an den Satz seines Vorgängers Gustav Heinemann, das Nebeneinander von Wohlstand und Armut, von satten und hungrigen Menschen gehöre zu den großen Widersprüchen dieser Welt. Dieser Widerspruch sei mitnichten überwunden. Im Gegenteil: Laut aktuellem Welthunger-Index seien 828 Millionen Menschen weltweit unterernährt, 193 Millionen litten unter akutem Hunger.
Das Ziel der Weltgemeinschaft, den Hunger auf der Welt bis zum Jahr 2030 zu überwinden, das ist kaum noch zu erreichen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
„Noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges mussten mehr Menschen hungern. Welch erschütternder Rekord! Welch Rückschlag im Kampf gegen den Hunger“, sagte Steinmeier. „Das Ziel der Weltgemeinschaft, den Hunger auf der Welt bis zum Jahr 2030 zu überwinden, das ist kaum noch zu erreichen.“
Steinmeier: Hunger auch Folge des Klimawandels
Steinmeier wies darauf hin, dass Hunger auch Folge des Klimawandels sei. Unter dessen Folgen litten diejenigen am stärksten, die am wenigsten zur Erderwärmung beitrügen, die Menschen in den Ländern des globalen Südens. Für die reicheren Länder des Nordens müsse das heißen, ihre Anstrengungen zu verstärken, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Zugleich müssten sie die ärmeren Länder viel stärker dabei unterstützen, die Folgen des Klimawandels einzudämmen.
Hunger als Waffe, das ist zynisch und menschenverachtend. Hunger als Waffe, das verstößt gegen jedes Gebot von Humanität und gegen das humanitäre Völkerrecht.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Der Bundespräsident verurteilte scharf die Kriegsstrategie von Kremlchef Wladimir Putin, Hunger als Waffe einzusetzen. „Hunger als Waffe, das ist zynisch und menschenverachtend. Hunger als Waffe, das verstößt gegen jedes Gebot von Humanität und gegen das humanitäre Völkerrecht.“ Die internationale Staatengemeinschaft müsse jede Anstrengung unternehmen, damit sich die weltweite Hungerkrise nicht noch weiter verschärfe.
Steinmeier dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Welthungerhilfe für ihren Einsatz. Er appellierte: „Lassen Sie sich nicht entmutigen! Machen Sie weiter! Wir brauchen, die Welt braucht Menschen und Organisationen wie Sie.“
RND/dpa