Bidens Kiew-Besuch: Wie der US-Präsident seine Reise geheim hielt
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Joe Biden und Wolodymyr Selenskyj in Kiew.
© Quelle: Evan Vucci/AP/dpa
Washington. US-Präsident Joe Biden hat mit seinem unerwarteten Kiew-Besuch weltweit für Überraschung gesorgt. Der Besuch ist in vielerlei Hinsicht beispiellos: Noch nie ist ein US-Präsident in die Hauptstadt eines Landes gereist, in der ein Angriffskrieg tobt. Um die Sicherheit des Präsidenten zu gewährleisten, wurde die gesamte Reise streng geheim gehalten.
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Laut BBC wurde die finale Entscheidung für den Besuch in Kiew erst am Freitag getroffen. Allerdings habe es zu dem Zeitpunkt bereits eine monatelange Planung für eine Ukraine-Reise Bidens gegeben, in die nur wenige ranghohe Berater des Präsidenten involviert gewesen seien. Reporterinnen und Reportern war bei Pressebriefings des Weißen Hauses zuletzt auch immer wieder versichert worden, es sei am Rande des Biden-Besuchs in der polnischen Hauptstadt Warschau, die am Dienstag und Mittwoch geplant ist, „im Moment“ kein Treffen mit Wolodymyr Selenskyj vorgesehen. Und noch am Sonntag war der Abflug der Präsidentenmaschine nach Warschau auf dem offiziellen Zeitplan des Weißen Hauses für Montagabend um 19 Uhr US-Ostküstenzeit (ein Uhr deutsche Zeit) angegeben.
Biden in Kiew: „Wichtiges Zeichen der Unterstützung“
In einer Rede lobte Biden den Mut der Ukraine beim Widerstand gegen den russischen Angriff.
© Quelle: Reuters
Tatsächlich flog die Air Force One bereits am Sonntagnachmittag in Richtung Europa ab. An Bord waren nur enge Vertraute Bidens, ein Ärzteteam und Sicherheitspersonal. Zudem durften zwei ausgewählte Journalisten mit dem Präsidenten reisen. Sie mussten allerdings ihre Handys abgeben und eine Geheimhaltungsverpflichtungserklärung abgeben. Die letzte Etappe nach Kiew legte Biden im Zug zurück – die Fahrt dauerte laut BBC zehn Stunden.
Wenige Stunden vor Bidens Antritt der Reise in die ukrainische Hauptstadt wurde allerdings auch Russland von dem Besuch in Kenntnis gesetzt. US-Sicherheitsberater Jake Sullivan machte am Montag bei einem Telefonat mit Journalisten keine Angaben dazu, was genau Inhalt der Information war und wie die Russen antworteten. „Aber ich kann bestätigen, dass wir diese Information zur Verfügung gestellt haben“, sagte Sullivan. Das sei einige Stunden vorher geschehen.
Eine Botschaft nach Moskau – eine Botschaft nach Hause
Bidens Besuch hat besondere Symbolkraft. Am Freitag jährt sich der Krieg in der Ukraine zum ersten Mal. Biden hat mit Blick auf den Jahrestag angekündigt, eine Rede in Warschau zu halten. Es wird erwartet, dass der Präsident seine Unterstützung für die Ukraine bekräftigt.
Der US-Präsident sendet mit seinem Besuch aber nicht nur klare eine Botschaft an Moskau, sondern auch an die US-Bürger in den Vereinigten Staaten. Umfragen zufolge sinkt die Unterstützung der Amerikaner für die Ukraine. Republikaner stellten die Militärhilfen für Kiew immer wieder infrage, berichtete zuletzt etwa die BBC. Darüber hinaus steht im kommenden Jahr eine Präsidentschaftswahl an.
Bidens plötzliche Reise ist nicht der erste Überraschungsbesuch eines Staatsmanns in Kiew. Aus Sicherheitsgründen reisen Staatsrepräsentanten häufig unangekündigt in das vom Krieg geplagte Land. Nicht selten kommt es zu Angriffen oder Luftalarm während der Besuche in der Ukraine. Zu den Überraschungsgästen in der Ukraine zählten bisjer etwa Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) oder der britische Premier Rishi Sunak.
RND/hyd/dpa