Bei den Nöten der Eltern stellt die Politik sich zu oft dumm

In den Kitas stellt sich wieder etwas mehr Normalität ein - aber nur langsam.

In den Kitas stellt sich wieder etwas mehr Normalität ein - aber nur langsam.

Berlin. In Zeiten der Corona-Pandemie gibt es eine Politik der zwei Geschwindigkeiten. In atemberaubend kurzer Zeit hat der Staat beschlossen, unvorstellbare Milliarden-Summen als Kredite aufzunehmen, um die Wirtschaft zu stützen. Das war goldrichtig. Nur so ließ sich ein noch schlimmerer Absturz verhindern – zum Wohl der Menschen.

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Doch als es nun darum ging, eine Hilferegelung für Eltern zu verlängern, ereignete sich ein unwürdiges Gezerre. Nun gibt es doch noch ein Ergebnis: Statt maximal sechs Wochen können Vater und Mütter je bis zu zehn Wochen eine Lohnersatzleistung von 67 Prozent vom Staat bekommen, wenn sie wegen der Schließung von Kita oder Schule ihre Kinder zu Hause betreuen müssen und deshalb nicht zur Arbeit gehen können. Alleinerziehende haben Anspruch auf bis zu 20 Wochen.

Die Sache mit dem Homeoffice

Die Verlängerung der Regelung war dringend notwendig. Sie ist richtig, aber weniger großzügig, als es auf den ersten Blick scheint. Eltern haben nämlich keinen Anspruch auf die Hilfe, wenn sie im Homeoffice arbeiten können. Der Gesetzgeber stellt sich an dieser Stelle bewusst dumm und tut so, als ließen sich die Kinder im Homeoffice einfach so nebenher betreuen. Eine lebensfremde Unterstellung, die viele Familien an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit gebracht hat.

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Es ist das vielleicht größte Dilemma in der Corona-Krise: Nichts hilft den Eltern so sehr wie eine verlässliche Rückkehr zum Regelbetrieb in den Kitas und in den Grundschulen. Gleichzeitig sind gerade dort Abstände und Hygieneregeln besonders schwer einzuhalten. Auch wenn Verbände und einige Ärzte schon mal so tun, als wüssten sie alles, sieht die Realität so aus: Die Wissenschaft ist sich selbst unsicher, welche Rolle Kinder bei der Verbreitung von Corona spielen.

Niemand sollte der Politik eine gewisse Vorsicht vorwerfen. Irritierend ist aber, mit welcher Selbstverständlichkeit große Teile der Politik – Kanzlerin Angela Merkel inklusive – noch immer davon ausgehen, dass die Mütter die Probleme schon stemmen werden, wenn man ihre Situation nur penetrant genug ignoriert. Da oft die Männer noch immer die höheren Löhne haben, stecken vielfach die Frauen zurück. Sie betreuen die Kinder am Tag und setzen sich nachts noch mal an den Rechner.

Warum hat die SPD nicht viel früher ihren Vorschlag eines Familiengeldes in die Debatte eingebracht, mit dessen Hilfe Eltern die Arbeitszeit reduzieren können? Das ist ein kluger Ansatz, weil er Männer und Frauen ermöglicht, sich Erwerbs- und Familienarbeit untereinander aufzuteilen. Das wollen auch immer mehr jüngere Väter.

Wenn die große Koalition in Kürze ihr Konjunkturpaket auf den Weg bringt, sollte sie diesmal darauf achten, dass die Frauen nicht schon wieder vergessen werden. Alles, was den Familien, den Frauen, den Menschen in Pflegeberufen hilft, ist eine Abwrackprämie gegen die gesellschaftliche Ungerechtigkeit.

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