Baerbock und der Fußball: „Es ist ein Symbol der Außenpolitik“
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Außenministerin Annalena Baerbock (rechts) und Frauen-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mit jungen Fußballerinnen des SC Siemensstadt beim WM-Kick-off im Auswärtigen Amt.
© Quelle: Joerg Carstensen/dpa
Berlin. Für den Sport ist im Kabinett Innenministerin Nancy Faeser (SPD) zuständig, aber Annalena Baerbock (Grüne) hat einfach mal zugegriffen. Zu einer Auftaktveranstaltung für die Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft, die im Juli und August in Australien und Neuseeland stattfindet, hat sie ins Auswärtige Amt geladen. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist gekommen, und der Präsident des Deutschen Fußball-Verbands, Bernd Neuendorf, die ehemalige Nationalspielerin Nia Künzer und die ehemalige Profispielerin Tugba Tekkal. „Die auswärtige Sportpolitik ist Teil des Außenministeriums“, sagt Baerbock. Sie sei durchaus zuständig.
Das ist aus verschiedenen Gründen praktisch. Nähe zum deutschen Nationalsport zu zeigen gehört für viele Politiker zum Geschäft. Angela Merkel hat die Männer-Nationalmannschaft immer mal wieder fotowirksam in deren Umkleidekabine besucht. Kanzler Gerhard Schröder zehrte von seinem robusten Ruf als junger Fußballer mit dem Namen „Acker“. Baerbock sagt, sie habe als Jugendliche gerne Fußball gespielt, weil man da „mal so richtig alle Energie und Power rauslassen kann“. Auf ihren Reisen steuert sie immer wieder Fußballplätze an: Zuletzt hat sie im Nordirak mit Mädchen aus einem Flüchtlingslager gekickt.
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Craig John Hawke (v. l. n. r.), Botschafter Neuseelands, Philip Green, Botschafter Australiens, Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, Martina Voss-Tecklenburg, Frauen-Bundestrainerin, Heike Ullrich, DFB-Generalsekretärin, und Bernd Neuendorf, DFB-Präsident, beim WM-Kick-off im Auswärtigen Amt.
© Quelle: Joerg Carstensen/dpa
Was hat Fußball mit Politik zu tun – außer diesem Showeffekt? „Es ist für mich ein Symbol der Außenpolitik“, sagt Baerbock. „Man kann nur spielen, wenn sich jeder an die Regeln hält.“ Was eine Rote Karte bedeute, müsse akzeptiert werden. Wenn sie über den Krieg gegen die Ukraine spricht, sagt sie das häufig ähnlich: Russland halte sich mit seinem Angriff nicht an internationale Regeln. An diesem Abend ist sie bereits einen Gedanken weiter bei der Integration: Auch Sprache und Herkunft seien unwichtig beim Fußball, sagt sie. „Hauptsache, du schießt ’ne gute Ecke.“
Der neuseeländische Botschafter Craig John übernimmt den Hinweis auf ein weiteres Thema. Bei der WM gehe es auch um Gleichberechtigung, sagt er. In seinem Heimatland würden Fußballerinnen und Fußballer schon gleich bezahlt. Equal Pay, da ist Baerbock ganz einverstanden. Sie hat Richtlinien für eine feministische Außenpolitik vorgelegt und fordert Gleichberechtigung und Zugang für Frauen in allen Bereichen. Fußball spielende Frauen als Selbstverständlichkeit betrachten gehört sicher dazu.
Prämien und Gehälter stiegen auch hierzulande und bei internationalen Wettbewerben kontinuierlich, versichert DFB-Präsident Bernd Neuendorf. „Wir sind auf dem richtigen Weg.“
Streit um Übertragungsrechte: DFB-Präsident warnt vor „Blackout“ im TV
Aber da wäre noch die Sichtbarkeit: Bei der Männer-Fußball-WM ist die TV-Übertragung keine Frage, über die Übertragungsbedingungen für die Frauen-WM wird in Deutschland noch gestritten – es geht ums Geld. Neuendorf appelliert an die Fifa: „Der Blackout darf nicht kommen, das wäre ein echter Rückschritt.“ Baerbock appelliert an die öffentlich-rechtlichen Sender: Das Endspiel der Frauen-Europameisterschaft habe schließlich mit die höchsten Einschaltquoten des ganzen Jahres gehabt.
Der australische Botschafter Philip Green assistiert im gelben Fußballshirt: Man habe bereits in ein größeres Stadion für eines der Spiele wechseln müssen, weil so viele Karten verkauft würden.
Und wer gewinnt die WM? „Wir werden fighten“, versichert Bundestrainerin Voss-Tecklenburg, die acht bis zehn Mannschaften im Kampf um den Titel sieht. „Positive Spielgemeinschaft, ganz viel üben“, empfehlen ihr dafür Leni und Sophia aus der D-Jugend-Fußballmannschaf des Berliner SV Siemensstadt. „Der Gewinner wird der Frauensport sein“, sagt der australische Botschafter.
Dann gibt es noch ein Toreschießen auf ein Tor mit automatischer Torwärtin. Baerbock zieht die Stöckelschuhe aus und schießt barfuss – daneben. Sie findet, die Frauen-Nationalelf müsse bei der WM mindestens ins Halbfinale kommen – da sei sie nämlich gerade auf Antrittsbesuch in Australien.