Australien rüstet mit US-Raketenwerfer Himars weiter auf
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Der Raketenwerfer Himars von Lockheed Martin.
© Quelle: Wikipedia CC BY 2.0
Sydney. Australiens sozialdemokratische Regierung unter Premierminister Anthony Albanese fährt den „Abschreckungskurs“ der Vorgängerregierung weiter. Um angesichts der geopolitischen Unsicherheiten gewappnet zu sein, rüstet Canberra weiter auf. Am Donnerstag wurde bekannt, dass Australien 20 der US-amerikanischen Raketenwerfer Himars kaufen wird, die auf Lastwagen montiert werden können. Außerdem wurde ein weiterer Vertrag für in Norwegen hergestellte Naval Strike Missiles (NSM) unterzeichnet, die für australische Kriegsschiffe gedacht sind.
Die genauen Kosten sollen aus Sicherheitsgründen geheim gehalten werden, aber die australische Regierung hat gegenüber dem staatlichen Sender ABC bestätigt, dass die Gesamtsumme „zwischen einer und zwei Milliarden Australischen Dollar“ liege – umgerechnet zwischen 640 Millionen und 1,28 Milliarden Euro.
Deutlich gesteigerte Schlagkraft
Pat Conroy, der australische Minister für die Verteidigungsindustrie, verwies gegenüber lokalen Medien auf die „tödliche Präzision“, die die Himars in der Ukraine bestätigt hätten. Dies sehe er als klaren Grund, warum Australien die Technologie erwerben sollte. „Dies wird der australischen Armee eine Schlagkraft verleihen, die sie noch nie zuvor hatte“, erläuterte Conroy gegenüber der ABC.
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Ein ukrainischer Angriff mit dem von den USA gespendeten Himars-System hat am Neujahrstag Dutzende, möglicherweise sogar Hunderte russische Soldaten in der Region Donezk getötet. In Australien sollen die Himars 2026/2027 verfügbar sein. Sie werden die Reichweite der australischen Waffensysteme von derzeit 30 bis 50 Kilometer auf bis zu 300 Kilometer erhöhen.
Ein Signal für Peking
Mit dem Kauf der Himars sendet Australien ein weiteres deutliches Zeichen in Richtung Peking. Schon Australiens früherer Verteidigungsminister Peter Dutton hatte regelmäßig betont, dass das Land eine Armee mit „abschreckender Wirkung“ aufbauen müsse. Gleichzeitig zielt Australien mit dem Ausbau seines Militärs aber auch daraufhin ab, sich als starker Partner gegenüber den USA und Großbritannien zu positionieren. Mit diesen beiden Ländern arbeitet Australien seit September 2021 im sogenannten AUKUS-Sicherheitsabkommen noch enger zusammen als zuvor schon. Beispielsweise erhält Australien im Rahmen dieser Partnerschaft atomare U-Boote und Hyperschallraketen.
Aber auch die USA sind auf Australien angewiesen, um ihre Stärke in der Region wahren zu können. Im vergangenen Oktober wurde bekannt, dass die Amerikaner atomwaffenfähige B-52-Bomber im Norden Australiens stationieren wollen. Auf dem Luftwaffenstützpunkt Tindal, südlich von Darwin gelegen, sollen spezielle Einrichtungen für die großen Flugzeuge entstehen, die eine Reichweite von rund 14.000 Kilometern haben. Richard Tanter vom Nautilus Institute, einem Thinktank in Melbourne, sagte der ABC damals, dass die Stationierung „ein Zeichen für die Chinesen“ sei, dass Australien bereit sei, im Falle eines Konflikts „die Speerspitze“ der USA zu sein.
Derzeit erfolgreich: Australiens Doppelstrategie
Völlig überraschend ist diese Entwicklung nicht: Australien ist wie Neuseeland seit 1951 in einer militärischen Allianz mit den USA. Im sogenannten ANZUS-Abkommen sichern sich die Länder ähnlich wie die Nato-Staaten im Nordatlantikvertrag gegenseitige militärische Unterstützung zu. Außerdem ist Australien Teil der sogenannten „Five Eyes“-Partnerschaft, in der die Geheimdienste von Australien, Neuseeland, Kanada, Großbritannien und den USA zusammenarbeiten. Schon heute befindet sich nicht nur ein von Australien und den USA gemeinsam betriebenes Spionagezentrum namens Pine Gap im Zentrum Australiens, es sind auch mehrere Tausend US-Marines in Darwin stationiert.
Während Australien aufrüstet, setzt es gleichzeitig jedoch auch auf Diplomatie: Außenministerin Penny Wong war noch kurz vor Weihnachten in Peking zu Gast, um eine produktive diplomatische Beziehung wiederherzustellen. Zuvor war die australisch-chinesische Beziehung über Jahre schwer belastet gewesen. Doch spätestens seit dem Regierungswechsel in Canberra nähern sich die Länder wieder an.
Canberra arbeite mit einer „klaren Doppelstrategie“, urteilte ein Kommentator der australischen Tageszeitung „Sydney Morning Herald“ vor Kurzem. Man paare kurzfristige Diplomatie mit langfristiger militärischer Abschreckung. Zumindest vorübergehend scheint dies aufzugehen: Am Donnerstag meldeten australische Medien, dass China nach einem zweijährigen Stopp wieder begrenzte Mengen australischer Kohle importieren wolle.