Der Atomseufzer der Grünen
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Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Atomkraftwerks Isar II in Bayern.
© Quelle: Armin Weigel/dpa
Berlin. Mit großer Überzeugung erzählen die Grünen seit Monaten, dass vieles geht, aber eines ganz bestimmt nicht sinnvoll sei: längere Laufzeiten für Atomkraftwerke. Es gibt viele Argumente gegen eine Verlängerung: die dringend nötige Sicherheitsüberprüfung, die Verfügbarkeit von Brennstäben, der geringe Anteil der Atomkraft an der Stromversorgung, die ausgetrockneten Flüsse, die kein Kühlwasser mehr liefern können. Und wenn russisches Gas wegfällt, fehlt es ja nicht an Strom, sondern an Energienachschub. Atomstrom nützt beim Heizen allenfalls über Umwege.
Das Problem der Grünen ist: In einer Lage, in der Wirtschaftsminister Robert Habeck verkündet, dass schon die kleinen Dinge zählen beim Energiesparen – die Minute weniger beim Duschen zum Beispiel –, ist es schwer vermittelbar, dass nicht auch andere Kleinigkeiten helfen. Dass der Winter nicht also doch etwas wärmer wird und die Wirtschaft weniger leidet, wenn ein paar Kilowattstunden aus den AKW dazu beitragen, dass zur Verstromung gedachtes Gas für Industrieproduktionen oder Heizungen zur Verfügung steht.
Milliardensummen und Vertrauen
Die Kosten-Nutzen-Rechnung inklusive milliardenschwerer Versicherungsleistungen und den massiven Sicherheitsrisiken fällt klar aus: miserabel. Aber wo ohnehin gerade Milliarden für alles Mögliche ausgegeben werden, verschwimmen die Relationen. Und das Bewusstsein, auf eine Hochrisikotechnologie zu setzen, verblasst hinter dem Vertrauen, dass irgendwie schon alles gut gehen wird. Es klingt ja auch so wunderbar einfach: Drei AKW für ein paar Monate weiterlaufen lassen, weg ist die Gaskrise. Das ist nicht so, aber für die Grünen ist die Debatte dennoch schwer zu gewinnen.
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Ein Zeichen, dass die Grünen nun die Wende einleiten, kommt aus München: Dort tragen die Grünen nun einen Antrag der Stadt mit, die Streckung des Betriebs des AKW Isar II zu genehmigen.
Nach der Verlängerung der Kohlekraft nun also ein seufzendes „Atomkraft, ja bitte“ – es ist ein weiterer harter Schnitt für die Partei.
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