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Appell von polnischer NGO: „Lasst uns an der Grenze helfen!“

Jurek Owsiak, Gründer der größten polnische nicht staatlichen Wohltätigkeitsorganisation WOSP

Jurek Owsiak, Gründer der größten polnische nicht staatlichen Wohltätigkeitsorganisation WOSP

Berlin. In den Wäldern an der polnisch-belarussischen Grenze sind bisher nur wenige und kleine Hilfsorganisationen unterwegs, um Flüchtenden zu helfen. Das Grenzgebiet selbst ist für niemanden zugänglich, direkte Unterstützung für die Menschen, die es illegal über die Absperrungen schaffen, kann zudem bestraft werden.

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Jurek Owsiak von Polens größter nicht staatlicher Wohltätigkeitsorganisation WOSP aber wollte nicht weiter zusehen. „Die Krise an unserer Grenze zu Belarus ist die größte humanitäre Katastrophe in unserer unmittelbaren Umgebung, die ich je gesehen habe. Sie geht uns alle an“, sagt er im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

In der Kleinstadt Michalowo im Grenzgebiet hat seine Organisation nun in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz eine Basisstation für die Helfer aufgebaut. Hier liegen Kleidung, Wärmefolie, Essen und Trinken bereit. Helferinnen und Helfer bringen es von hier aus in die Wälder an der Grenze.

Der Ausnahmezustand „führt in eine Sackgasse“

Anders sind die Flüchtenden zurzeit nicht zu unterstützen. „Die polnische Regierung verbietet den direkten Zugang an die Grenze, auch wir kommen nicht dorthin“, sagt Owsiak. Er kritisiert den Ausnahmezustand scharf: „Diese Politik führt in eine Sackgasse. Die Regierung muss einsehen, dass es zu nichts führt, die Grenzregion für Medien und Hilfsorganisationen abzuriegeln“, sagt er. „Lasst uns helfen!“; das ist die Forderung aller NGOs in diesen Tagen.

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Die Abkürzung WOSP bedeutet „Großes Orchester der Weihnachtshilfe“. Das klingt für Uneingeweihte schräg, ist aber ein Name, der in ganz Polen bekannt ist. Jedes Jahr im Dezember und Januar sammeln Owsiaks Leute Spenden, um damit das Gesundheitssystem zu unterstützen. 45 Millionen Euro kamen im vergangenen Jahr zusammen. Jedes Jahr im Juli veranstaltet WOSP als Dank für die freiwilligen Spendensammler das kostenlose „Poland Rock Festival“ in Kosztrzyn (Küstrin) an der Oder. Dort treten neben internationalen Bands auch ehemalige und aktive polnische Politiker auf – meistens gehören sie der bürgerlichen Opposition gegen die nationalkonservative Regierung an.

2019 wurde der Danziger Bürgermeister Pawel Adamowicz, auch er Mitglied der Bürger­plattform, bei der Abschlussveranstaltung der WOSP-Sammelkampagne von einem Attentäter erstochen.

„Wir müssen vereint sein“

Owsiak ist um klare Worte nicht verlegen, auch in der aktuell schwersten Krise Polens seit Jahrzehnten nicht: „Es ist nicht unpatriotisch, gegen Ungerechtigkeit zu sein“, sagt er dem RND. „Viele Menschen riskieren ihre Freiheit in diesen Tagen, weil es nach den neuen Gesetzen strafbar ist, Migranten zu helfen. Viele nehmen diese Einschränkungen unserer Freiheit aber nicht hin. Immer mehr Menschen protestieren für humanitäre Hilfe an der Grenze.“

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Die vom Minsker Diktator Alexander Lukaschenko herbeigeführte Eskalation nennt Owsiak „eine extrem beunruhigende Situation. Auf beiden Seiten stehen bewaffnete Einheiten und dazwischen verzweifelte Menschen.“ Die Europäische Union und Polen müssten nun „gemeinsam, ruhig und entschieden eine Antwort auf diese gemeinsame Krise finden. Wir müssen vereint sein, auch Deutschland darf sich nicht heraushalten.“

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