Angriff auf Journalisten – Sohn von NPD-Chef unter Verdacht
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Nach dem Neonazi-Angriff auf Journalisten: Die Polizei in Nordhausen sucht Zeugen.
© Quelle: mm
Hohengandern. Nach Informationen der Thüringer Allgemeinen aus Polizeikreisen ist inzwischen der Sohn des Thüringer NPD-Landesvorsitzenden Thorsten Heise in den Blick der Ermittler gerückt. Fotos der Täter legten nahe, dass es sich bei einem der Angreifer um Heises Sohn handeln könnte. Die Ermittlungsbehörden halten sich mit Blick auf die laufenden Ermittlungen aber bislang bedeckt.
Bei dem zweiten Tatverdächtigen soll es sich nach Tageblatt-Informationen um Gianluca B. handeln. B. hatte 2016 als Kandidat der NPD für den Kreistag in Northeim kandidiert, ist Mitglied im Vorstand der NPD Niedersachsen und soll im Januar 2016 an rechten Krawallen im links-alternativ geprägten Leipziger Stadtteil Connewitz beteiligt gewesen sein.
Polizei in Nordhausen sucht Zeugen
Unterdessen hat die Polizei in Nordhausen am Freitag einen Zeugenaufruf gestartet: „Wer hat die Ereignisse in Fretterode am Grundstück des Thüringer Landesvorsitzenden der NPD Thorsten Heise und Hohengandern beobachtet? Wer kann Hinweise zu den maskierten Männern geben?“, fragt sie. Zeugen sollen sich bei der Kriminalpolizei in Nordhausen unter der Telefonnummer 03631/960 zu melden.
Bei dem Angriff kamen nach bisherigen Ermittlungen der Polizei, auch Schraubendreher, Messer und ein Baseballschläger zum Einsatz. Die Angreifer raubten die Kamera- und Fotoausrüstung der Journalisten. Noch am Sonntag hatten die Beamten auf dem Grundstück Heises nach möglichen Beweismitteln gesucht.
Kritik an Ermittlungsarbeit
Der Staatsschutz der Kriminalpolizei Nordhausen hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Diese sind noch nicht abgeschlossen. Auch zu Festnahmen ist es bislang nicht gekommen.
Kritik an der Ermittlungsarbeit äußern die Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen (Ezra) und die thüringische Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Renner, die der Polizei und Staatsanwaltschaft eine „schleppende Ermittlungstätigkeit“ vorgeworfen hatte.
Von Michael Brakemeier/GT/RND