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„Kein ökonomisches Unglück“

Altbundespräsident Joachim Gauck fordert kompletten Stopp der Energieimporte aus Russland

Der Bundespräsident a. D. Joachim Gauck beim Talk in der Kuppel der „Leipziger Volkszeitung“.

Der Bundespräsident a. D. Joachim Gauck beim Talk in der Kuppel der „Leipziger Volkszeitung“.

Leipzig. Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hat sich dafür ausgesprochen, die gesamten Energieimporte aus Russland zu beenden, also auch die Gaseinfuhren. „Selbst wenn wir zu einem absoluten Stopp kommen, dann wäre die wirtschaftliche Delle da. Aber dann wäre hier nicht gleich das ökonomische Unglück da“, sagte Gauck am Donnerstag in Leipzig beim Bühnentalk „RND vor Ort“ des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) und der „Leipziger Volkszeitung“. Man habe zudem in zurückliegenden Krisen erlebt, wie zum Beispiel durch Kurzarbeiterregelungen Härten abgefedert worden seien.

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Gauck verteidigte seine Äußerung, man müsse auch einmal für die Freiheit frieren. „Ich gehöre zu dem Teil der Bevölkerung der sagt, wenn wir schon nicht kämpfen wollen für unschuldige Opfer, dann sollten wir wenigstens das tun, was uns vielleicht auch ein wenig schmerzt, um diesen Menschen zu helfen“, sagte der Altbundespräsident. Er gehöre einer Generation an, die im Krieg und in der Nachkriegszeit zahlreiche Entbehrungen erlitten habe. „Und ich habe auch erlebt, dass man daran nicht gleich stirbt“, so der ehemalige Bundespräsident.

Re-Live: Gauck bei „RND vor Ort“

Hier können Sie sich den Talk mit Joachim Gauck im Re-Live ansehen:

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Außerdem appellierte er an die Bundesregierung, die Unterstützung für die Ukraine weiter zu verstärken und sich nicht durch Drohungen Russlands einschüchtern zu lassen. „Deutschland hat eine besondere Neigung zur Ängstlichkeit, und das äußert sich manchmal in einer Zurückhaltung, wo wir nicht zurückhaltend sein dürfen“, sagte Gauck. „Und wenn Menschen Opfer von Gewalt werden, dann dürfen wir nicht zurückhaltend sein und müssen alle Möglichkeiten suchen, um diesen Menschen beizustehen“, betonte er.

Die Aussagen des russischen Außenministers Sergej Lawrow über einen möglichen Atomkrieg seien eine „sehr bewusst eingesetzte Strategie“ Russlands zur Einschüchterung, die besonders in der Mitte Europas verfange, warnte Gauck. Man dürfe als Reaktion aber nicht „lieb gucken, damit der Täter nichts Böses mit uns veranstaltet“. Tue man dies, habe man sich selber aufgegeben.

Gauck: Ex-Kanzler Schröder hat sein Format verloren

Der ehemalige Bundespräsident warf zudem Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vor, kein Format mehr zu besitzen. Schröder sei ein äußerst ernst zu nehmender Politiker gewesen, der in seiner Amtszeit an manchen Stellen einen enormen Mut bewiesen habe, betonte Gauck. „Das Tragische ist, dass ein Mensch, der Verdienste hat, sein Format verlieren kann, absolut verlieren kann“, fügte der Altbundespräsident hinzu. „Darüber bin ich traurig“, sagte er.

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Die Zuhörerinnen und Zuhörer lauschen dem Talk mit dem Bundespräsidenten a. D. Joachim Gauck, der stellvertretenden Chefredakteurin des RND, Eva Quadbeck, und der „LVZ“-Chefredakteurin, Hannah Suppa.

Die Zuhörerinnen und Zuhörer lauschen dem Talk mit dem Bundespräsidenten a. D. Joachim Gauck, der stellvertretenden Chefredakteurin des RND, Eva Quadbeck, und der „LVZ“-Chefredakteurin, Hannah Suppa.

Gauck stellte sich den Fragen der stellvertretenden RND-Chefredakteurin Eva Quadbeck und der Chefredakteurin der „Leipziger Volkszeitung“, Hannah Suppa. Gäste der Reihe „RND vor Ort“ waren im vergangenen Jahr unter anderem die damaligen Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD) in Kiel und Annalena Baerbock (Grüne) in Hannover.

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