Inspektionsbericht veröffentlicht

Situation „unhaltbar“: IAEA fordert Sicherheitszone um AKW Saporischschja

Rafael Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), spricht während einer Pressekonferenz nach der Rückkehr vom ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja.

Rafael Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), spricht während einer Pressekonferenz nach der Rückkehr vom ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja.

Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEA hat nach ihrem Besuch des Atomkraftwerks in Saporischschja ihren Inspektionsbericht vorgelegt. Darin fordert sie eine Sicherheitszone um das umkämpfte Atomkraftwerk. „Die derzeitige Situation ist unhaltbar“, heißt es in dem 52 Seiten langen Bericht. Die beste Maßnahme zur Gewährleistung der Sicherheit der Atomanlagen und der Bevölkerung sei es, den Krieg zu beenden. Hintergrund sind die Sorgen vor einem Atomunfall aufgrund andauernden Beschusses des Kraftwerksgelände.

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Um einen nuklearen Unfall zu verhindern und die bestehenden Schäden am Kraftwerk zu reparieren, seien „dringende“ Maßnahmen erforderlich. Die Experten sprachen sich für die „sofortige Einrichtung einer Sicherheitszone“ aus. Die an dem Konflikt beteiligten Seiten müssten sich darauf einigen, um noch schwerere Schäden durch Kampfhandlungen und den Austritt von Radioaktivität zu verhindern.

ARCHIV - 01.05.2022, Ukraine, Enerhodar: Auf diesem während einer vom russischen Verteidigungsministerium organisierten Reise aufgenommenen Foto, bewacht ein russischer Soldat einen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja in einem Gebiet unter russischer Militärkontrolle im Südosten der Ukraine. Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sollen in dieser Woche das russisch besetzte Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine inspizieren. Foto: -/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Gefährliche Kämpfe am AKW Saporischschja

Das Atomkraftwerk im ukrainischen Saporischschja ist bereits seit Anfang März von russischen Truppen besetzt. Täglich gibt es Angriffe in unmittelbarer Nähe des Kraftwerks, die für Angst vor einer Atomkatastrophe sorgen. Droht ein zweites Fukushima oder Tschernobyl? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

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Ein IAEA-Team unter Grossis Führung reiste vorige Woche nach monatelangen Verhandlungen und Vorbereitungen zu dem Kraftwerk, um die Sicherheitslage zu analysieren und dort eine Präsenz der internationalen Atomenergiebehörde aufzubauen. Zwei IAEA-Experten sind nun permanent vor Ort. Die UN-Inspekteure sollen dem UN-Sicherheitsrat am Dienstag über die Erkenntnisse ihres Besuchs in der Anlage Bericht erstatten.

In seinem Bericht berichtete Grossi unter anderem, das russische Panzerfahrzeuge in Turbinenhallen stationiert seien. Er forderte den Abzug der Geräte, da sie die Sicherheit der Anlage gefährden könnten.

Die Lage der ukrainischen Mitarbeiter des AKW, die seit Monaten unter russischer Besatzung ihren Dienst verrichten, sei ebenfalls unhaltbar, hieß es in dem Bericht. Es gebe zu wenig Personal, und die verbliebenen Experten seien so hohem Stress ausgesetzt, dass Bedienungsfehler passieren könnten.

Die IAEA äußerte auch Sorge über die Unterbrechungen der Stromversorgung der Anlage sowie über mangelhafte Kommunikationseinrichtungen in der Notfallzentrale des AKW.

AKW Saporischschja: IAEA-Chef Grossi zieht gemischte Bilanz
02.09.2022, Österreich, Schwechat: Rafael Mariano Grossi, Generaldirektor, Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA), spricht während einer Pressekonferenz nach der Rückkehr vom ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja. Foto: Alex Halada/APA/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Am meisten sorge ihn derzeit, dass das Kriegsgeschehen rund um das Kraftwerk an Intensität zunehme, sagte Grossi.

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Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja hat nach Angaben des staatlichen Betreibers Enerhoatom am Montag die Verbindung zum Stromnetz der Ukraine verloren. Die letzte verbliebene Leitung sei wegen russischen Beschusses unterbrochen. Russische Truppen hätten den „intensiven Beschuss“ der Umgebung in den vergangenen Tagen aufrecht erhalten, hieß es.

Die Internationale Atomenergiebehörde, von der sich aktuell noch zwei Experten in der Anlage aufhalten, und Enerhoatom waren zunächst nicht erreichbar, um über die Auswirkungen der Entwicklung Auskunft zu geben. Das Atomkraftwerk ist nur noch teilweise in Betrieb. Am Samstag teilte die IAEA mit, dass die Anlage auch mit der letzten von vier externen Leitungen nicht mehr verbunden sei, sondern Strom nur noch über eine Reserveleitung zu einem Wärmekraftwerk ins Netz liefere.

Beide Seiten beschuldigen einander immer wieder gegenseitig, die Sicherheit der Anlage zu gefährden. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden. Russische Truppen halten die Anlage seit Anfang März besetzt, betrieben wird sie weiterhin von ukrainischem Personal.

RND/dpa/scs

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