Vor den Beratungen der Verkehrsminister: Kritik am 9‑Euro-Ticket hält an
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Bei der Umsetzung des 9‑Euro-Tickets sind noch viele Fragen offen – zum Beispiel, wie mit übertragbaren Abofahrkarten umgegangen wird.
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Berlin. Vor dem Start der Verkehrsministerkonferenz (VMK) am Mittwoch hat der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) die Klärung offener Fragen bezüglich der Umsetzung des 9‑Euro-Tickets gefordert. „Die Bundesregierung hat den Start des 9‑für‑90‑Tickets beschlossen und muss deswegen jetzt auch bei der Umsetzung dringend liefern. Hier tauchen immer neue offene Fragen auf“, sagte der CSU-Politiker dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Angekündigt war zum Beispiel klar und deutlich, dass vom 9-für-90-Ticket alle Fahrgäste profitieren werden – also auch diejenigen mit übertragbaren Abonnements.“
Im aktuellen Gesetzentwurf würden aber diese vielen Kundinnen und Kunden plötzlich vom 9‑Euro-Ticket ausgeschlossen. „Konkret trifft das vor allem Familien mit Kindern, die teurere, übertragbare Abonnements abgeschlossen und den ÖPNV in Zeiten der Pandemie durch ihre Treue unterstützt haben“, ergänzte Bernreiter. „Gerade sie sollen nun weiter den vollen Preis bezahlen müssen. Der Bund steht also nicht nur bei der Finanzierung des 9‑für‑90‑Tickets nicht zu seinem Wort.“ So mache die Bundesregierung schöne Ankündigungen für den ÖPNV, „kümmert sich aber zu wenig um die tatsächlichen Auswirkungen auf die Fahrgäste“, kritisierte der Verkehrsminister.
Verkehrsbranche warnt: Mögliche Kostenfalle beim 9‑Euro-Ticket
Während die einen über die Einführung des 9‑Euro-Tickets zum 1. Juni jubeln, macht sich der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen Sorgen.
© Quelle: dpa
Nach Angaben des bayerischen Verkehrsministeriums ist aktuell unklar, ob die nicht personalisierten also übertragbaren Abofahrkarten im 9‑Euro-Ticket inkludiert sein sollen. Diese Tickets werden des Öfteren von Familien genutzt, aber auch von Unternehmen, die ihren Beschäftigten Jobtickets zur Verfügung stellen. Bayernweit liegt der Anteil der übertragbaren Abokarten etwa zwischen 10 und 20 Prozent, hieß es.
Ansturm von Fahrgästen befürchtet
Bei den Bahnbeschäftigten wächst derweil die Sorge, dass es zu Überlastungen kommen könnte. „Wir sehen das 9‑Euro-Ticket als eine Riesenchance, dass wir den umweltfreundlichen ÖPNV nach vorne bringen“, sagte Bahn-Betriebsratschef Jens Schwarz am Dienstag. „Wir werden alles dafür tun, dass es ein Erfolg wird.“ Doch Züge, Gleise, Personal – alles sei knapp. Und es sind nur vier Wochen bis zum Start. Pfingsten gilt als Generalprobe.
Unterdessen macht sich auch wegen der hohen Energiepreise Frust unter den Ländern breit, wie das RND aus Länderkreisen erfuhr. Dass der Bund aktuell weitere Hilfen als Ausgleich für die hohen Energiekosten verweigert, stoße den Ländern negativ auf, hieß es. Man sei sauer auf Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Am Mittwochabend werde das übliche Kamingespräch genutzt, um weiter darüber zu verhandeln, verlautete es.
Hintergrund ist, dass die Verkehrsministerinnen und ‑minister 1,5 Milliarden Euro als Ausgleichszahlungen unter anderem für die hohen Energiepreise fordern. Wissing lehnt das allerdings mit der Begründung ab, dass die beschlossenen Entlastungen etwa beim Sprit auch den Verkehrsunternehmen zugute kommen. Aus Länderkreisen hieß es jedoch, dass diese Entlastungen nicht ausreichen würden. Sie fordern die Anhebung der Regionalisierungsmittel im Jahr 2022, wie es auch der Koalitionsvertrag der Ampel festhält.