Auch 2021 war wieder zu warm – DWD plant „Naturgefahrenportal“
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Die stärkere Trockenheit belastet auch die Wälder. Mittlerweile sind auch Laubwälder betroffen, weil das Wasser in den tieferen Bodenschichten knapper wird.
© Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Im Vergleich zur vorindustriellen Zeit war es 2021 wieder zu warm. Es ist das elfte zu warme Jahr in Folge, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstag in Berlin bekannt gab. „Das vergangene Jahr bestätigt damit auch in Deutschland klar den Trend der globalen Erwärmung“, sagt Andreas Becker, Leiter der Klimaüberwachung des DWD.
Dabei steigt die Temperatur in Deutschland stärker als im weltweiten Trend. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist es auf der Welt ungefähr 1,1 Grad wärmer geworden. In Deutschland sind es 1,6 Grad. Die Folge sind extreme Wetterereignisse – etwa Starkregen und langanhaltende Trockenheit. Den Aufzeichnungen zufolge gab es seit 2001 – abgesehen von 2018 – im vergangenen Jahr den meisten Starkregen. Dabei bleibt besonders die Flutkatastrophe in Westdeutschland in Erinnerung. Am 12. Juli regnete es in Rheinland-Pfalz und dem südlichen Nordrhein-Westfalen so stark, dass viele Flüsse über die Ufer traten. Mehrere Dörfer im Ahrtal südlich von Bonn versanken im Hochwasser – mehr als 180 Menschen starben.
Flutkatastrophe hängt mit dem Klimawandel zusammen
Der DWD hat in einer Studie festgestellt, dass die Niederschläge durch menschengemachte Erwärmung 3 bis 19 Prozent intensiver sind. Auch sei es bis zu neunmal wahrscheinlicher, dass es stark und so lang regnet. Der Klimawandel hat die Flutkatastrophe 2021 also beeinflusst.
Zuletzt ist immer wieder Kritik laut geworden, dass die Landkreise die Bevölkerung wider besseres Wissen nicht vor dem Ausmaß der Regenfälle gewarnt hätten. Das Landesparlament in Rheinland-Pfalz hat dazu einen Untersuchungsausschuss eingesetzt. Der DWD plant, für die Zukunft ein „Naturgefahrenportal“ einzurichten, das die Menschen klar verständlich und ortsspezifisch vor Unwettern warnen soll. Der Wetterdienst habe im Juli zwar gewarnt, so Andreas Becker, die Warnungen hätten aber nicht alle verstanden.
Immer weniger Regen im Frühjahr
Gleichzeitig nimmt die Frühjahrstrockenheit zu. Besonders im Nordosten in Deutschland regnet es mittlerweile zwischen dem 15. März und dem 15. Mai an bis zu 40 von 61 Tagen nicht mehr. Das hat Folgen für die Landwirtschaft. Gerade im Frühjahr benötigen Pflanzen Wasser, um zu gedeihen. Sind die Böden zu trocken, sinkt der Ertrag, und es kann zu Engpässen bei der Tierfutterversorgung kommen.
Nicht nur Starkregen und Trockenheit, sondern auch weitere außergewöhnliche meteorologische Ereignisse meldet der DWD. Im Februar folgte auf eine Kältewelle mit Temperaturen um minus 20 Grad eine Wärmewelle mit knapp 20 Grad plus in der Spitze. In Göttingen stieg die Temperatur im Zeitraum vom 14. und dem 21. Februar um 41,9 Grad – die höchste Differenz seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Zeitraum von einer Woche.
Trotz dieser ernüchternden Zahlen warnt der Präsident des Deutschen Wetterdienstes Gerhard Adrian vor Fatalismus und Frustration angesichts des nur langsam fortschreitenden Klimaschutzes. Man müsse die Erwärmung stoppen: „Jedes Zehntel Grad zählt.“ Immerhin gibt es einen Erfolg bei den erneuerbaren Energien zu vermelden. Die leicht überdurchschnittliche Sonnenscheindauer habe das vergleichsweise windarme Jahr ausgeglichen. Wind und Sonnenenergie könnten sich gut ausgleichen, fasst Andreas Becker zusammen und schließt mit Blick auf den Krieg in der Ukraine: „Das ist nicht nur wichtig für den Klimaschutz, sondern hat auch eine sicherheitspolitische Komponente.“