Würzburger stellten sich dem Angreifer entgegen: „Beeindruckendes Engagement“
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Helmuth Andrew, Kellner in einer Weinstube neben dem Tatort am Würzburger Barbarossaplatz, wo ein Mann Menschen mit einem Messer attackiert hatte.
© Quelle: Carolin Gißibl/dpa
Würzburg. Nach der Gewalttat von Würzburg haben Bürger, die sich dem Angreifer mutig in den Weg stellten, dramatische Szenen zu verkraften. „Plötzlich kamen Menschen reingestürmt“, sagte Helmuth Andrew, Kellner in einer Weinstube neben dem Tatort am Würzburger Barbarossaplatz, der Deutschen Presse-Agentur.
Der 50-Jährige dachte zunächst an einen Junggesellenabschied. „Mir kam es so vor, als ob Teenager einen über den Durst getrunken hätten, und jetzt machen sie Halligalli.“ Dann habe er Schreie gehört - und einen Mann mit dem Ruf: „Der sticht sie draußen alle tot!“
Kellner stellt sich Angreifer mit Stuhl entgegen
Der Kellner schnappte sich nach eigenen Worten einen Stuhl und versuchte, zusammen mit anderen Menschen den Angreifer einzukesseln und zurückzudrängen. Videos dieser Szenen kursierten nach dem Angriff im Internet. „Das war ein ganz beeindruckendes Engagement“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Samstag.
Der Täter, barfuß und mit einem Messer bewaffnet, habe „einen starren Blick gehabt“, mit weit aufgerissenen Augen, erzählte Andrew. „So hat er die ganze Zeit die Leute angeguckt, ohne eine Mimik.“
„Mir sind dann auch mal die Tränen gekommen“
Sein Kollege Olaf Velker erlebte das Geschehen nach eigenen Worten in einer nahen Bank mit, wo er eine verletzte Frau vorgefunden habe. Diese sei „vom Scheitel bis zur Sohle vollkommen blutüberlaufen“ gewesen. „Es sah sehr, sehr schlimm aus.“
Söder dankte auch dem Asylbewerber Chia Rabiei. Mehrere Medien berichten über den Iraner und sein beherztes Eingreifen am Freitag. In Videos ist zu sehen, wie er sich mehrfach dem Angreifer entgegenstellt und ihn mit einer Tasche abwehrt. „Ich hatte überhaupt keine Angst. Und wenn ich Angst hätte, dann wäre ich wie die anderen hinten gestanden oder wäre abgehauen“, zitiert ihn der Bayerische Rundfunk. Gegenüber der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet er, dass er seit dem Messerangriff nicht mehr schlafen könne, weil er sich fragt, ob er die Tat nicht hätte verhindern können, wenn er nur früher gekommen wäre. Der mutmaßliche Täter habe beim Kampf kein Wort gesprochen, sagt Rabiei. Dabei habe er sich wie in einem Tunnel gefühlt und die Menschen um sich herum kaum wahrgenommen.
Bei der Attacke am Freitagnachmittag tötete der Somalier laut Polizei drei Frauen im Alter von 24, 49 und 82 Jahren. Unter den Opfern ist die Mutter einer Elfjährigen, die lebensgefährlich verletzt worden war. Zudem wurden ein Jugendlicher und drei Frauen lebensgefährlich, sowie ein Mann und eine Frau leicht verletzt.
Die Kellner hatten nach der Tat ihre Schicht fortgesetzt und auch am Folgetag bis in die Nacht gearbeitet. „Wir hatten trotzdem Gäste gehabt und hatten zu tun“, sagte Andrew. „Mir sind dann auch mal die Tränen gekommen - wenn ich drüber nachdenke, dass da drei Menschen gestorben sind.“
RND/dpa