„Es ist einfach ekelhaft"

Schwarze Kruste überall: Wenn ein Whiskeypilz die Nachbarschaft terrorisiert

In der Nähe von Alkohollagerstätten breitet sich oft Baudoinia compnianencis (auch bekannt als Whiskeypilz) aus und überzieht die Umgebung mit einer schwarzen Kruste – wie hier auf einem Straßenschild im US-Bundesstaat Kentucky.

In der Nähe von Alkohollagerstätten breitet sich oft Baudoinia compnianencis (auch bekannt als Whiskeypilz) aus und überzieht die Umgebung mit einer schwarzen Kruste – wie hier auf einem Straßenschild im US-Bundesstaat Kentucky.

In Lincoln County im US-Bundesstaat Tennessee beklagen sich Anwohner seit mehreren Monaten über eine schwarze Kruste auf Häusern, Autos, Gartenmöbeln und Straßenschildern, schreibt die „New York Times“. Der Grund: Die Produktion von Jack-Daniel‘s-Whiskey in der Nachbarschaft. Denn der Pilz Baudoinia compnianencis ernährt sich von Ethanoldämpfen, die aus verkohlten Eichenfässern mit dem alternden Whiskey aufsteigen.

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Die Bewohner der Gegend kritisieren, der Pilz breite sich seit einiger Zeit unkontrolliert aus – und es könnte noch schlimmer werden. Die Brennerei besitzt dem Bericht zufolge sechs Lagerhäuser in Lincoln County, sogenannte Barrelhouses, in denen der Whiskey reift. Ein siebtes Lagerhaus sei in Planung, erklärte ein Unternehmenssprecher. Außerdem habe Jack Daniel‘s den Landkreis gebeten, ein zweites Grundstück umzuwidmen, auf dem sechs zusätzliche Fasshäuser gebaut werden könnten.

Diese Pläne dürften vielen der rund 35.000 Einwohner nicht gefallen. Eine Anwohnerin verklagte den Landkreis sogar, weil Jack Daniel‘s aus ihrer Sicht Genehmigungen für den Betrieb eines Lagerhauses fehlten. Ein Richter gab ihr Ende Februar Recht. Der Frau gehört eine Villa, die sie als Veranstaltungsort für Hochzeiten und andere Veranstaltungen betreibt.

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Unternehmen lehnt Luftfilter ab

Sie und ihr Mann berichteten der „New York Times“, dass sie das Anwesen alle drei Monat mit einem Hochdruckreiniger und Bleichmittel säuberten, doch der Pilz kehre immer wieder zurück. „Wenn man mit dem Fingernagel über die Bäume streicht, werden die Finger schwarz“, berichtet das Ehepaar. „Es ist einfach ekelhaft.“ Die Forderung der Anwohner: Jack Daniel‘s soll Luftfilter einbauen, damit die alkoholischen Dämpfe nicht aus den Lagerhäusern entweichen.

Das lehnt die Destillerie jedoch ab und verweist darauf, dass Luftfilter den Geschmack des Whiskeys beeinträchtigen könnten. Das Unternehmen erklärte, es halte alle lokalen, staatlichen und bundesstaatlichen Vorschriften in Bezug auf Design, Bau und Genehmigung der Fasshäuser ein. Studien hätten außerdem gezeigt, dass der Pilz für Menschen gesundheitlich unbedenklich sei und keine Sachschäden anrichte.

Pilz spätestens seit 1870er Jahren bekannt

Ein Experte für Mikroorganismen von der Universität Toronto sieht das anders. Die „New York Times“ zitiert Professor James A. Scott mit den Worten, der Pilz sei „ziemlich zerstörerisch, und die einzige Möglichkeit, ihn zu stoppen, besteht darin, seine Alkoholzufuhr abzuschalten“. Er greife fast jede Oberfläche im Freien an. „Ich habe gesehen, wie Bäume daran erstickt sind“, erklärte Scott.

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Benannt wurde der Baudoinia compnianencis in den 1870er Jahren nach Antonin Baudoin, dem damaligen Direktor des Verbands der französischen Brennereien. Er hatte in Cognac beobachtet, wie der Pilz die Wände und die Umgebung von Brennereien schwärzte. Baudoinia compnianencis taucht dem Bericht zufolge nicht nur bei der Whiskey- und Bourbonherstellung in den USA oder Kanada auf, sondern etwa auch bei der Rumproduktion in der Karibik.

RND/toe

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