Verdächtiger im Fall Maddie: Christian B. kam 2018 wegen einer Justizpanne frei
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Die kleine Maddie verschwand vor 13 Jahren spurlos.
© Quelle: imago images/imagebroker
Christian B. gilt als Hauptverdächtiger im Fall Maddie, gegen ihn wird wegen Mordverdachts ermittelt. Das Vorstrafenregister des 43-Jährigen ist lang, jahrelang saß er bereits im Gefängnis – und ist 2018 offenbar auch nur wegen einer Justizpanne aus Haft entlassen worden, berichten die “Süddeutschen Zeitung”, NDR und WDR.
Im August 2018 verbüßte Christian B. die letzten Wochen einer Haftstrafe wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes. Wenige Tage, bevor diese Strafe am 31. August auslaufen sollte, wurde die Staatsanwaltschaft Flensburg aktiv, heißt es in dem Bericht: Es sollte verhindert werden, dass der damals 41-Jährige auf freien Fuß kommt. Dazu sollte eine ältere, zur Bewährung ausgesetzte Haftstrafe wegen Drogenhandels vollstreckt werden – ein weiteres Jahr und neun Monate sollte B. absitzen.
Das Problem damals: Um diese ältere Strafe zu vollstrecken, musste die Staatsanwaltschaft Flensburg die Justiz in Portugal um ihr Einverständnis bitten, berichten “SZ”, NDR und WDR – denn aus dem Land war B. zuvor ausgeliefert worden. Dieser Antrag sei aber “sehr spät” in Portugal gestellt worden, heißt es weiter.
“Da dies nicht rechtzeitig erfolgte, wurde der Angeklagte am 31. August 2018 aus der Strafhaft entlassen”, zitieren “SZ”, NDR und WDR aus dem Schreiben des Bundesgerichtshofs, das sich in diesem Jahr mit seinem Fall beschäftigt hat. B. sei am 18. oder 19. September 2018 in die Niederlande und von dort aus nach Italien gereist. Erst am 27. September 2018 sei der Mann wieder festgenommen werden.
Der Bundesgerichtshof habe aber offen gelassen, wem genau in dem Fall ein Vorwurf zu machen sei – ob also die Staatsanwaltschaft Flensburg zu spät oder die portugiesische Justiz zu langsam reagiert habe, heißt es in dem Bericht.
Deutscher Sexualstraftäter unter Mordverdacht
Christian B.: Kindesmissbrauch, Drogenhandel, Vergewaltigungsvorwürfe
Am Mittwoch hatten Bundeskriminalamt (BKA) und Staatsanwaltschaft Braunschweig bekannt gegeben, dass Christian B. im Fall Maddie unter Mordverdacht steht. Er sitzt derzeit in Kiel eine alte Haftstrafe ab, die das Amtsgericht Niebüll bereits 2011 gegen ihn verhängt hatte. Dabei ging es um Handel mit Betäubungsmitteln.
Parallel ist wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn Untersuchungshaft angeordnet worden. Denn zuletzt verurteilte ihn das Landgericht Braunschweig im Dezember 2019 wegen schwerer Vergewaltigung unter Einbeziehung früherer Strafen zu sieben Jahren Haft.
Nach Angaben der Ermittler lebte der Beschuldigte aus Braunschweig (Niedersachsen) zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve. Immer wieder pendelte er zwischen Deutschland und Portugal. Die Staatsanwaltschaft Stendal sucht inzwischen auch nach möglichen Verbindungen zwischen dem Fall der vor fünf Jahren in Sachsen-Anhalt verschwundenen kleinen Inga und dem der dreijährigen Maddie aus Großbritannien. Im Zusammenhang mit dem Tatverdacht im Fall Maddie werde geprüft, ob es Anhaltspunkte für Zusammenhänge gebe und ob sich daraus ein Anfangsverdacht gegen den Tatverdächtigen ergebe, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag in Stendal mit. Weitere Details wurden nicht genannt.
RND/seb, mit dpa