E-Paper
US-Zoo muss sich für Tiermisshandlung entschuldigen

„Kiwis sind unser kostbarer Schatz, nicht Amerikas Spielzeug“

Das von der Weltnaturschutzunion (International Union for the Conservation of Nature, IUCN) zur Verfügung gestellte undatierte Foto zeigt einen auf Neuseeland vorkommenden Nördlichen Streifenkiwi (Apteryx mantelli) (Symbolbild).

Das von der Weltnaturschutzunion (International Union for the Conservation of Nature, IUCN) zur Verfügung gestellte undatierte Foto zeigt einen auf Neuseeland vorkommenden Nördlichen Streifenkiwi (Apteryx mantelli) (Symbolbild).

Artikel anhören • 4 Minuten

Sydney. Am Dienstag tauchte das Video eines Kiwis in sozialen Medien auf, der im Zoo in Miami lebt. Der nachtaktive neuseeländische Vogel wurde dabei von Gästen unter hellem Licht gestreichelt. Das Video, das inzwischen gelöscht wurde, hat in Neuseeland für große Empörung gesorgt. Denn die flugunfähigen Vögel sind nachtaktiv und scheuen helles Licht.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

In Neuseeland selbst wird großer Aufwand betrieben, um die Vögel zu schützen, die durch Hunde und eingeschleppte Raubtiere wie Katzen oder Marder bedroht sind. Der Kiwi ist Neuseelands bekannteste einheimische Vogelart, eine biologische Kuriosität, die teils mehr mit Säugetieren gemein zu haben scheint als mit anderen Vögeln.

Ein kostbarer Schatz

So haben die nachtaktiven Tiere einen hoch entwickelten Geruchs- und Tastsinn und ein gutes Gehör. Außerdem stehen sie auf recht schweren und muskulösen Beinen, die fast ein Drittel ihres Gewichts ausmachen. Fürs Fliegen sind die neuseeländischen Vögel also definitiv nicht gemacht. Und auch ihr Nestbau ist eher ungewöhnlich: Sie graben Höhlen in den Boden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

In Neuseeland sind die Vögel eine Ikone des Landes. Ihr Antlitz schmückt viele Logos und Embleme: Sie zieren die Ein-Dollar-Münze wie auch das Logo der Air Force des Landes. Auch für die neuseeländischen Ureinwohner, die Maori, gilt der Vogel als Taonga, also als eine Art Schatz, und seine Federn werden beispielsweise im Kahukiwi, einem Federumhang für hochrangige Menschen, eingewoben.

„Wir haben eine Nation beleidigt“

Das Videomaterial aus den USA, das am Dienstag rasant über soziale Medien verbreitet wurde, und über das die meisten neuseeländischen Medien berichteten, verärgerte Tausende. Eine Petition, die innerhalb weniger Stunden über 10.000 Menschen unterschrieben, forderte eine bessere Behandlung des Vogels, der den Namen Para trägt. Selbst die neuseeländische Naturschutzbehörde wollte sich schon einschalten, einige forderten gar, dass der amerikanische Botschafter einbestellt werden sollte.

Ein Haastkiwi, der Nationalvogel Neuseelands. Die Tiere sind vor allem nachtaktiv.

Ein Haastkiwi, der Nationalvogel Neuseelands. Die Tiere sind vor allem nachtaktiv.

Inzwischen hat sich der Zoo in Miami, in dem Para im Rahmen eines Zuchtprogramms einst schlüpfte, offiziell entschuldigt. Am Mittwoch neuseeländischer Zeit gestand Ron Magill, der Sprecher des Zoos in Miami, im Interview mit dem lokalen neuseeländischen Radiosender RadioNZ, dass der Zoo „hier einen großen Fehler gemacht“ habe. Nachdem er eine Flut von Beschwerden erhalten habe, sei er sofort zum Zoodirektor gegangen und habe gesagt: „Wir haben eine Nation beleidigt.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Beschämende“ Behandlung

Tatsächlich war die Reaktion in Neuseeland ausgesprochen stark gewesen. In der Petition hieß es beispielsweise: „Die Art und Weise, wie der Miami Zoo unseren Nationalvogel, ein Geschenk an die Vereinigten Staaten, behandelt, ist beschämend.“ Paras Name stamme von einem Maori-Häuptling, der sein Leben dem Naturschutz gewidmet habe. Dass die Natur und die Bedürfnisse seines Namensvetters nun so misshandelt würden, sei „abscheulich“. „Kiwis sind unser kostbarer Schatz, nicht Amerikas Spielzeug“, hieß es in der Petition, die statt dem englischen „Treasure“ das Mori-Wort „Taonga“ verwendete.

Für Para macht sich der Aufruhr in Neuseeland bezahlt: Inzwischen wird der Kiwi in einer dunklen Umgebung gehalten. Grellem Neonlicht wird er künftig nicht mehr ausgesetzt. Der Vogel wird zwar nicht nach Neuseeland zurückgeführt, die „Kiwi-Begegnung“ für die Besucher wird jedoch sofort beendet. Im Entschuldigungsschreiben des Zoos hieß es zudem, man plane ein neues „spezielles Habitat“ für den Kiwi, mit dessen Hilfe dann auch die Besucher über den besonderen Vogel lernen könnten.

Mehr aus Panorama

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken