Tornadoschäden in den USA: Kentucky besonders hart getroffen – Mississippi hat Glück
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Stark zerstört wurde eine Halle des Internethändlers Amazon in Edwardsville, Illinois. Bis auf den Parkplatz wurden die Trümmerteile geweht.
© Quelle: imago images/UPI Photo
Auf einer Länge von mehreren Hundert Kilometern haben Dutzende Tornados am späten Freitagabend für starke Verwüstungen in mehreren US-Bundesstaaten gesorgt. Über 100 Tote werden befürchtet. Laut Wetterexperten haben sich die Wirbelstürme aus einer Gewitterzelle in Arkansas heraus entwickelt und sind dann Richtung Nordosten über Mississippi, Tennessee, Missouri, Kentucky, Illinois und Indiana bis nach Ohio gezogen.
Kentucky: am härtesten getroffen
Die größten Schäden haben die Stürme in Kentucky angerichtet. Andy Beshear, der Gouverneur des Bundesstaates, war am Samstagmorgen zunächst von mindestens 50 Toten ausgegangen. Am Sonntagmorgen rechnete er dann mit mehr als 80 und womöglich sogar mehr als 100 Todesopfern. Offiziell bestätigt waren diese Zahlen aber nicht. Beshear betonte bei der Pressekonferenz am Sonntag, der Ausfall von Handynetzen erschwere die Suche nach Vermissten zusätzlich.
Nach seinen Angaben schlug allein ein Tornado über eine Strecke von 227 Meilen (365 Kilometer) eine Schneise der Verwüstung, 200 Meilen davon in Kentucky. „Nichts, was in der direkten Linie dieses Tornados stand, steht noch“, sagte der Gouverneur. Sollten sich diese frühen Berichte bestätigen, werde der Tornado vermutlich als einer der längsten in die US-Geschichte eingehen, sagte Victor Genzini, Extremwetterforscher der Northern Illinois University.
Der bislang längste Tornado seit Beginn der Aufzeichnungen zog im März 1925 auf 355 Kilometern durch Missouri, Illinois und Indiana. Genzini sagte, der Tornado, der sich nun ereignet habe, könne sogar auf bis zu 400 Kilometern durch das Land gezogen sein. Laut der Seattle Times wurde die erste Warnung vor einem „großen und extrem gefährlichen Tornado“ um 19.06 Uhr vom National Weather Service (NWS) in Memphis, Tennessee, herausgegeben. Erst nach 23.30 Uhr habe sich der Sturm dann hunderte Kilometer entfernt wieder aufgelöst. Im am stärksten betroffenen Ort Mayfield waren, wie die New York Times berichtet, 110 Arbeiterinnen und Arbeiter in einer Kerzenfabrik eingeschlossen, als der Wirbelsturm das Gebäude traf und es komplett zerstörte.
Illinois: Dach von Amazon-Verteilzentrum eingestürzt
Auch weiter nördlich in Illinois haben die Tornados große Schäden angerichtet. Wie der Nachrichtensender NBC Chicago berichtet, sind sechs Menschen in der Kleinstadt Edwardsville gestorben, als ein Wirbelsturm ein Verteilzentrum des Internethändlers Amazon traf. Eine verletzte Person kam ins Krankenhaus. Das Gebäude sei durch den Tornado der Stufe EF-3, der mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h wütete, teilweise eingestürzt. Aktuell gehe man aber nicht von weiteren vermissten Personen aus.
Arkansas: Wirbelsturm trifft Pflegeheime
In Arkansas, dem wahrscheinlichen Ursprung der Stürme, traf eine Windhose nach Medienberichten die Ortschaften Monette und Trumann im Nordosten des Bundesstaates und beschädigte eine Reihe von Gebäuden, darunter zwei Pflegeheime. In dem Pflegeheim in Monette kamen zwei Menschen ums Leben, weitere fünf Menschen wurden verletzt. Helfer bargen 20 Personen aus dem Gebäude.
Missouri: 31 Tornadowarnungen
Mindestens zwei Menschen wurden in Missouri getötet. Hunderte Wohnhäuser und weitere Gebäude sind laut Gouverneur Mikes Parson beschädigt oder zerstört worden. Insgesamt 31 Tornadowarnungen für den Bundesstaat hatte der nationale Wetterdienst am Freitag herausgegeben.
Tennessee: vier Todesopfer
Wie das Hörfunknetzwerk NPR berichtet, sind in Tennessee mindestens vier Todesopfer zu beklagen. Laut Alex Pellom, dem Chef der örtlichen Katastrophenschutzbehörde, wurden zehn Verletzte in Krankenhäuser eingeliefert und 64 weitere Menschen zum Teil leicht verletzt. Viele umgestürzte Bäume und Stromleitungen sorgten demnach für Stromausfälle. Am Samstagabend hätten 63.000 Haushalte ohne Elektrizität auskommen müssen.
Indiana, Ohio und Mississippi: geringe Schäden
Weniger schlimm getroffen wurden die Bundesstaaten Indiana, Ohio und Mississippi. Im Nordwesten Indianas bestätigte der NWS laut dem lokalen Fernsehsender Wish-TV einen Tornado, der nur geringe Schäden anrichtete und niemanden verletzte. Das lokale Nachrichtenportal The Lima News berichtet unter Berufung auf den NWS von einem Tornado in Ohio, der zwei Gebäude in dem kleinen Ort Ada beschädigte.
Laut CNN waren in Folge der Schäden in anderen Bundesstaaten in Ohio am Samstagabend 111.000 Haushalte ohne Strom. Nach Informationen der örtlichen Tageszeitung The Clarion Ledger wurde dem NWS von einem Tornado am frühen Samstagmorgen in Mississippi berichtet. Eine Prüfung stünde aber noch aus. Über etwaige Schäden oder Verletzte ist nichts bekannt.
RND/lgr/Mit Material von dpa und AP