„Toni Erdmann“ im Oscar-Rennen
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Sandra Hüller als Ines und Peter Simonischek als Winfried/Toni in einer Szene des Films „Toni Erdmann“.
© Quelle: dpa
Los Angeles, Der deutsche Beitrag „Toni Erdmann“ von Maren Ade hat die Chance auf den Auslands-Oscar, wie die Akademie bekanntgab. Aus Deutschland sind außerdem der Komponist Volker Bertelmann für die Musik zu „Lion“ und der Filmemacher Marcel Mettelsiefen für seine Flüchtlings-Doku „Watani: My Homeland“ nominiert. Mit sensationellen 14 Nominierungen geht das Musical „La La Land“ als großer Favorit ins Oscar-Rennen. So viele Gewinnchancen hatten bislang nur das Drama „Titanic“ aus dem Jahr 1997 und der Klassiker „Alles über Eva“ von 1950. Die Oscar-Trophäen werden am 26. Februar in Hollywood zum 89. Mal vergeben.
In der Kategorie für den besten Film sind neben „La La Land“ weitere acht Werke im Rennen, darunter die Dramen „Fences“ und „Moonlight“. Auch „Lion“, „Manchester by the Sea“ und „Arrival“ können sich über mehrere Nominierungen in verschiedenen Sparten freuen.
„La La Land“ wurde unter anderem für das Drehbuch, den Schnitt, den Soundtrack und den besten Song nominiert. Außerdem gab es Nominierungen für die Hauptdarsteller Ryan Gosling und Emma Stone sowie für Regisseur Damien Chazelle. Das nostalgische Werk erzählt von zwei Träumern im heutigen Los Angeles, einem Jazzpianisten und einer jungen Schauspielerin. Der Film hatte bei den Golden Globes Anfang Januar mit sieben Preisen einen Rekord aufgestellt.
Toni Erdmann – erste deutsche Nominierung seit 2010
Die Nominierung für Maren Ades „Toni Erdmann“ ist die erste Oscar-Nominierung für einen deutschsprachigen Film seit „Das weiße Band“ von Michael Haneke im Jahr 2010. Schon kurz nach der Bekanntgabe wurden die „Toni Erdmann“-Macher mit Glückwünschen überschüttet. „Auch von unserer Seite: Gratulation!“, twitterte zum Beispiel die Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen. „Wir gratulieren und sind glücklich und stolz, dass wir diesen Film begleiten dürfen! Und dass „Toni Erdmann“ nun für Deutschland in das Oscar-Rennen geht, ist einfach großartig!“, schrieb die Produktionsfirma NFP. Maren Ade selbst war auf Nachfrage nicht für eine Reaktion erreichbar.
Die gebürtige Karlsruherin Maren Ade, die in Berlin lebt, hat viereinhalb Jahre an „Toni Erdmann“ gearbeitet. Die Tragikomödie ist einer von fünf Anwärtern in der Sparte „nicht-englischsprachiger Film“. Dazu gehören auch „Ein Mann namens Ove“ (Schweden) und „Tanna“ (Australien). „Toni Erdmann“ erzählt von einer ehrgeizigen Unternehmensberaterin (Sandra Hüller) und ihrem Alt-68er-Vater (Peter Simonischek), der seine Tochter mit Witz und Liebe aus deren festgefahrener Lebensbahn holen möchte.
Beim Europäischen Filmpreis räumte der Film Anfang Dezember fünf Trophäen ab, wenig später holte er eine Golde-Globe-Nominierung. Bei der Globe-Verleihung Anfang Januar wurden Maren Ades Hoffnungen aber enttäuscht. Der Preis ging an den französischen Film „Elle“ von Regisseur Paul Verhoeven.
Das Vergewaltigungsdrama mit Isabelle Huppert ist bei der Oscar-Verleihung am 26. Februar aber kein Konkurrent. „Elle“ hatte es schon in einer Vorauswahl im Dezember nicht unter die Anwärter für den Academy Award geschafft.
Zuletzt hatte der Stasi-Film „Das Leben der Anderen“ von Florian Henckel von Donnersmarck 2007 die Trophäe nach Deutschland geholt. Der letzte deutsche Film, der offiziell für den Auslands-Oscar nominiert wurde, war 2010 „Das weiße Band“ von Michael Haneke.
Hauschka freut sich „außerordentlich“ über Nominierung
Der Düsseldorfer Komponist und Pianist Volker Bertelmann, der unter dem Künstlernamen Hauschka bekannt ist, teilte mit, er freue sich „außerordentlich“ über die Nominierung. Auch viele Hollywood-Stars äußerten ihre Freude. „Ich hatte gehofft, dass unser Film Glück haben würde“, sagte Viggo Mortensen, der als Hauptdarsteller für „Captain Fantastic“ nominiert ist, dem TV-Sender ABC. „Es war einer der besten Filme, von dem ich je Teil war. Für so einen kleinen Film – es bedeutet für mich wahnsinnig viel.“ Er sei „mehr als begeistert“, sagte der Komponist und Schauspieler Lin-Manuel Miranda, der für seinen Song in dem Zeichentrickfilm „Moana“ nominiert ist.
Von RND/dpa