Super-Bowl-Gastgeber Inglewood: Das geplante Wunder

Das Sofi-Stadion in Inglewood.

Das Sofi-Stadion in Inglewood.

Inglewood. Bis vor einigen Jahren galt Inglewood mit seinen rund 110 .000 Einwohnern als eine Hochburg des Verbrechens. Drogen- und Gangkriminalität machten ganze Viertel zu No-go-Areas. Die Stadt nahe Los Angeles war pleite – Inglewood war ein Synonym für Hoffnungslosigkeit. Heute ist das Ganze eine Erfolgsgeschichte. Eine, die in der Nacht zu Montag deutscher Zeit mit dem 56. Super Bowl ihren Höhepunkt erleben wird. Dann, wenn die Los Angeles Rams und die Cincinnati Bengals um die Meisterschaft spielen.

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Das 2020 eröffnete Sofi-Stadion der Stadt gilt dabei als die teuerste Sportanlage der Welt. Rund 5 Milliarden Dollar hat der Komplex auf Inglewoods ehemaliger Galopprennbahn verschlungen. US-Medien schreiben bereits von der drohenden Gentrifizierung durch Großprojekte wie das Sofi-Stadion oder das künftige Stadion für die Basketballer der Los Angeles Clippers, die auch nach Inglewood ziehen wollen. Dadurch werde eine der letzten genuinen schwarzen Stadtgemeinden bedroht, heißt es.

Inglewoods Bürgermeister James T. Butts Jr..

Inglewoods Bürgermeister James T. Butts Jr..

Eine Sichtweise, die Bürgermeister James T. Butts Jr. fassungslos macht: „Ich will Ihnen mal was erzählen“, legt der so temperamentvoll wie liebenswürdig wirkende 68-Jährige los. „Inglewood wurde 1880 gegründet. Bis 1937 war es die südkalifornische Hochburg des Ku-Klux-Klan. Schwarze durften keine Immobilien kaufen. Die ersten Schwarzen, die hier Eigentum erwarben, brauchten weiße Strohmänner.“ 1975 sei Inglewood zu 55 Prozent schwarz gewesen. „Heute sind wir zu 92 Prozent braun und schwarz. Solche Behauptungen aufzustellen, weil nun Menschen aller Hautfarben nicht nur den Mindestpreis, sondern gutes Geld zahlen wollen, um in Inglewood leben zu können, heißt nichts anderes, als Nichtweißen den Aufbau von Wohlstand über Generationen zu verwehren. Auf solche Ideen kommen die Leute nur, wenn es sich um Minderheitsgruppen handelt, die sich hocharbeiten“, sagt der Bürgermeister.

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„In Inglewood hat sich alles geändert – aber wir sind dieselben Menschen geblieben“

Von der Rassistenhochburg zum Zentrum von Armut und Gangkriminalität bis hin zu einem Ort, der zusehends beginnt, aus den vormaligen Rändern der Gesellschaft eine stabile Mittelschicht zu entwickeln – das kann kein Weg ohne Rückschläge sein. Und so stehen keine zwei Kilometer vom Sofi-Stadion entfernt eine Reihe abgewrackter Caravans und Wohnmobile am Rand von Inglewoods Magistrale Manchester Avenue – eine Wagenburg des Elends mitten im Aufbruch.

Welch ein Kontrast zu dem ovalen Infinity Screen unter dem Stadiondach. Auf 80 Millionen Pixeln und einer Länge von 110 Metern ist er 1,2-mal länger als das Spielfeld. Drum herum ein neu angelegtes Ökosystem aus Kaliforniens Klimazonen, 2500 neue Wohnungen, 6500 Quadratmeter neue Büroflächen, Geschäfte, Hotels und 101 Quadratmeter neue Parkflächen. Mancher US-Journalist schreibt bereits vom „Wunder von Inglewood“. Und erregt auch damit den Zorn des Bürgermeisters.

Der 68-Jährige hat 50 Jahre im öffentlichen Dienst hinter sich, begann als Polizist in Inglewood, war Polizeichef in Santa Monica, Antiterrorexperte, und Vizesicherheitschef des Flughafens von Los Angeles. 2011 kehrte er als Bürgermeister nach Inglewood zurück. „Unser Weg seit 2011 ist kein Wunder, sondern das Ergebnis von Planungen und Verhandlungen. Wir haben im neunten Jahr in Folge die jeweils niedrigsten Kriminalitätsraten in der Geschichte der Stadt. In Inglewood hat sich alles geändert – aber wir sind dieselben Menschen geblieben“, sagt er – und ergänzt zum Schluss: „Wir warten nicht darauf, dass uns jemand etwas gibt. Deshalb regt mich dieses Wundergequatsche so auf. Dies ist kein Wunder, dies ist ein Plan.“

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