Sturm „Hendrik“ flaut allmählich ab – Böen noch im Norden und der Mitte
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/NKYBV4VX5RAOFKSH2BGC2TE5JQ.jpeg)
Die Gischt der Nordsee spritzt auf die überflutete Mole des Fähranlegers in Dagebüll. Tief "Hendrik" zieht am Donnerstag über Schleswig-Holstein.
© Quelle: Bodo Marks/dpa
Berlin. Den Sturmböen von Tief „Hendrik II“ ist in der Nacht zum Freitag allmählich die Luft ausgegangen. Nachdem der Herbststurm am Donnerstag noch in weiten Teilen Deutschlands gewütet hatte, entspannte sich die Lage zunehmend. Dennoch waren die nach Skandinavien abziehenden Windböen in den Küstengebieten noch zu spüren. Für Freitag sagte der Deutsche Wetterdienst (DWD) im Norden und in der Mitte Deutschlands erneut Böen oder Sturmböen voraus, dazu einzelne Gewitter im Laufe des Tages.
Es bleibt stürmisch vielerorts
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) meldete, am Freitag seien im Norden und in der Mitte erneut stürmische Böen oder auch Sturmböen zu erwarten – dazu einzelne Gewitter. Auf den Schienen kommt es nach Angaben der Deutschen Bahn weiterhin vereinzelt zu Verspätungen und Zugausfällen. Der Bahnverkehr sei am Morgen aber gut angelaufen, sagte ein Sprecher am Freitag. Im Nahverkehr sind besonders Verbindungen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Saarland von Einschränkungen betroffen.
Das Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie warnte, weitere Sturmfluten am Freitag seien nicht ausgeschlossen. Für das Morgenhochwasser würden noch deutlich erhöhte Wasserstände erwartet. Für Hamburg werde am Morgen erneut eine Sturmflut mit etwa 1,5 Metern über dem mittleren Hochwasser erwartet. Ähnlich werde es wohl in Nordfriesland aussehen. Auch am späteren Freitagnachmittag sei mit Hochwasser zu rechnen.
Der Sturm hatte am Donnerstag vielerorts für Unfälle und Verletzungen gesorgt. So fiel in Hessen auf einer Landstraße ein Baum auf ein fahrendes Auto, der 58-jährige Fahrer wurde schwer verletzt. In Thüringen erfasste ein Ast das Auto eines Fahrers, der dann ebenfalls ins Krankenhaus musste. Ein Radfahrer in Sachsen-Anhalt wurde von einem umfallenden Baum verletzt. Ein 17-jähriger Motorradfahrer in Mecklenburg-Vorpommern wurde ebenfalls verletzt. Mehrere Menschen wurden durch umgestürzte Bäume in ihren Autos eingeklemmt.
Teilweise lag Zugverkehr still
Ein umstürzender Baum im niedersächsischen Wolfsburg verfehlte nur knapp eine 20-Jährige, die gerade aus dem Auto stieg. Ein Ast traf sie jedoch am Kopf, sie kam in eine Klinik. Eine 22-Jährige gab an, ihr Wagen sei auf der A31 von einer Windböe erfasst worden. Die Frau verlor die Kontrolle und kam von der Fahrbahn ab, ihr Auto überschlug sich – sie kam schwer verletzt ins Krankenhaus.
In Nordrhein-Westfalen stellte die Deutsche Bahn zeitweise den Fernverkehr ein. Erst nach mehr als drei Stunden rollten ab dem Nachmittag wieder Schnellzüge auf den wichtigen Strecken von Hamburg oder Berlin. Auch im Regionalverkehr gab es Verspätungen und Beeinträchtigungen durch Äste oder andere Gegenstände auf den Gleisen und in den Oberleitungen. In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt stellte die Deutsche Bahn zeitweise den Regionalverkehr ganz ein.
Fischmarkt in Hamburg unter Wasser
Der erste Herbststurm habe insbesondere im Harz gewütet, teilte der DWD mit. Auf dem Brocken seien Windgeschwindigkeiten um die 150 Kilometer pro Stunde gemessen worden.
Eine Sturmflut setzte den Fischmarkt im Hamburger Stadtteil St. Pauli unter Wasser. Der Scheitel sei am frühen Donnerstagabend mit 1,72 Metern über dem mittleren Hochwasser erreicht worden, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Zahlreiche Schaulustige wollten das sehen.
Strom fiel teilweise auf
Auch in Rheinland-Pfalz rückten Feuerwehr und Polizei zu vielen Einsätzen aus. „Die Telefone standen bei den Polizeidienststellen in der Westpfalz nicht still“, teilte etwa das Polizeipräsidium in Kaiserslautern mit. Bei Kastellaun riss der Sturm ein Rotorblatt eines Windrades ab, die Polizei Mayen berichtete von einem „Trümmerfeld im Umkreis von etwa 150 Metern“. Im Saarland wurden Unterführungen überflutet.
Telefon- und Stromleitungen wurden beschädigt, in mehreren Regionen Deutschlands fiel der Strom aus. In vielen Städten wie Rostock, Leipzig und Osnabrück wurden Zoos und andere Einrichtungen geschlossen, teils wegen der alten und hohen Baumbestände. Auch Parks und Gärten wie in Dresden und Friedhöfe wie in Chemnitz und Erfurt wurden sicherheitshalber gesperrt, geplante Bestattungen und Trauerfeiern fielen aus. In Köln wurde ein Teil des Dom-Vorplatzes gesperrt. „Vorsicht Steinschlag“ war auf Warnschildern zu lesen.
Auch in Tschechien und Frankreich wütete der Sturm
Auch Ausflugsziele wie die Festung Königstein in der Sächsischen Schweiz schlossen aus Sicherheitsgründen ihre Tore. Die KZ-Gedenkstätte Buchenwald beendete alle Führungen, nachdem mehrere Bäume umgestürzt und der Strom zeitweise ausgefallen war.
Auch in den Nachbarländern Tschechien und Frankreich wütete der Sturm und sorgte für Polizeieinsätze und Zugausfälle. Mehrere Menschen wurden verletzt. Auch aus den Niederlanden wurden Verletzte und Schäden gemeldet.
RND/dpa