„Nicht gerecht, so zu sterben“

Dreifachmord in Rom: Giorgia Meloni trauert um erschossene Freundin

Giorgia Meloni, Ministerpräsidentin von Italien, war nach eigenen Angaben mit einer bei dem Angriff in Rom getöteten Frau befreundet.

Giorgia Meloni, Ministerpräsidentin von Italien, war nach eigenen Angaben mit einer bei dem Angriff in Rom getöteten Frau befreundet.

Rom. Am Sonntagabend postete Italiens Regierungschefin ein Selfie auf ihrer Facebook-Seite, das sie mit der 51-jährigen Nicoletta G. zeigt. Beide strahlen; links ist auf dem Bild ist, teilweise abgeschnitten, auch noch das Gesicht einer dritten, jüngeren Frau zu sehen. „Nicoletta war meine Freundin. Sie hinterlässt ihren Mann Giovanni und ein tolles Kind im Alter von 10 Jahren, Lorenzo“, schrieb Giorgia Meloni. Das gepostete Foto stammt von der Geburtstagsfeier des Opfers vor einigen Wochen: Nicoletta sei glücklich und sehr schön gewesen in ihrem neuen, roten Kleid, schrieb Meloni weiter. Genau so werde ihre Freundin in Erinnerung behalten. Sie hoffe, dass die Justiz nun so schnell wie möglich ihren Lauf nehme - wobei „Gerechtigkeit“ in so einem Fall nicht das richtige Wort sei. „Denn es ist ungerecht, so sterben zu müssen.“

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Melonis Freundin war in einer Bar im Römer Außenquartier Fidene zusammen mit zwei weiteren Frauen während der Eigentümerversammlung einer Ferienhaussiedlung in den Sabiner Bergen nordöstlich von Rom erschossen worden; vier weitere Personen wurden verletzt, eine davon schwer. Beim Täter handelt es sich um einen 57-jährigen Mann, der in der Siedlung ebenfalls ein Ferienhaus besitzt und der mit den anderen Mitgliedern des Ferienhaus-Konsortiums seit Jahren im Streit liegt – unter anderem, weil er mit der Bezahlung der Beiträge im Rückstand ist. Am Tag der Tat hatte er in einem Schießstand in Rom eine Pistole entwendet; ein Waffenschein war ihm wegen der ewigen Streitereien mit seinen Miteigentümern von den Behörden verwehrt worden. Noch während der Schießerei konnte er von einem Gast der Bar überwältigt und der Polizei übergeben werden.

Ein politischer oder gar terroristischer Hintergrund konnte von Anfang an ausgeschlossen werden. Der Täter – ein ehemaliger Geschäftsmann und Versicherungsvertreter, der laut Medienberichten früher auch für diverse Botschaften in Rom tätig gewesen war – hatte in den letzten Jahren mehrere Niederlagen und Schicksalsschläge erlitten: Zuerst verließ ihn seine Frau, dann kam sein 14-jähriger Sohn bei einem tragischen Schlittenunfall ums Leben, schließlich verlor er auch seine Arbeit. Der verbitterte Mann lebte, als einziger der Miteigentümer, ganzjährig in seinem nie fertiggestellten Ferienhaus in der Siedlung – ohne Wasser und ohne regulären Stromanschluss.

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Das Tötungsdelikt von Fidene hat in Italien Entsetzen und Betroffenheit ausgelöst. Und natürlich ist es ungewöhnlich, dass die Regierungschefin ein Opfer persönlich kannte und damit von der Bluttat auf ihre Weise ebenfalls betroffen ist. Dass die 45-jährige Meloni ihre private Trauer öffentlich und mit einem Selfie mit der Ermordeten in den Social Media ausdrückte, ist wohl ein Zeichen der Zeit. Noch vor wenigen Jahren wäre ein solcher präsidialer Facebook-Eintrag als wenig staatsmännisch empfunden worden, und ihr 74-jähriger Vorgänger Mario Draghi hätte mit Sicherheit die Finger davon gelassen. Bei Giorgia Meloni, die ohne Vater im Römer Arbeiterquartier Garbatella aufgewachsen ist und die auch als Ministerpräsidentin bisher wenig Wert auf Etikette gelegt hat, wirkt es aber immerhin authentisch.

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