Er saß auf einem Hochsitz

Fast zwei Wochen auf der Flucht: Polizei fasst gefährlichen Straftäter – schlechter Gesundheitszustand

Ein hoher Zaun mit Stacheldraht der Justizvollzugsanstalt in Brandenburg an der Havel (Archivfoto).

Ein hoher Zaun mit Stacheldraht der Justizvollzugsanstalt in Brandenburg an der Havel (Archivfoto).

Zwei Wochen nach seiner Flucht hat die Polizei den verurteilten Straftäter aus der Sicherungsverwahrung in Brandenburg an der Havel gefasst. Die Polizei habe ihn am Dienstagnachmittag festgenommen, teilte das Justizministerium in Potsdam mit. Er sei in die Justizvollzugsanstalt nach Brandenburg an der Havel gebracht worden. Justizministerin Susanne Hoffmann (CDU) reagierte erleichtert und dankte den Einsatzkräften. Zuvor hatten die „B.Z.“ und die „Märkische Allgemeine Zeitung“ über die Festnahme berichtet.

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Wegen seines schlechten Gesundheitszustandes wird der wieder gefasste Straftäter im Gefängnis-Krankenhaus in Brandenburg an der Havel behandelt. Es sei sehr geschwächt und habe kaum selber laufen können, sagte die Sprecherin des Justizministeriums, Ariadne Ioakimidis, am Mittwoch. Sie nannte seinen Gesundheitszustand „ernst“. Der Gesuchte habe sich während der Fahndung vermutlich nicht mehr getraut, Unterschlupf zu suchen und habe womöglich im Freien übernachtet und sich kaum mit Nahrung versorgt. Es sei unklar, wie schnell er sich erhole.

Laut „Märkischer Allgemeiner“ wurde der Flüchtige von einem Zeugen in einer Waldsiedlung bei Nauen (Havelland in Brandenburg) erkannt. Die Polizei bestätigte diese Angaben. Offenbar kannte der Zeuge den Kapitalverbrecher von früher, er rief die Polizei um kurz nach 16 Uhr an. Polizisten fanden den 64-Jährigen auf einem Hochsitz an einem Feld nördlich des Stadtzentrums, wo er sich nach seiner Flucht offenbar bereits länger aufgehalten hatte.

Er sei entkräftet gewesen und daher in einem Rettungswagen untersucht worden. Bereits seit Tagen konzentrierte die Polizei ihre Suchaktionen auf die Gegend um Nauen, wo der Mann früher gelebt hatte.

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In Einkaufszentrum in Berlin entkommen

Am Mittwoch vor zwei Wochen (15. Februar) war der 64-Jährige, der wegen Totschlags und Sexualverbrechen zu einer hohen Freiheitsstrafe verurteilt worden war, geflohen. Er hatte Ausgang bekommen und war in Begleitung zweier Justiz-Bediensteter nach Berlin gefahren. Im Europa-Center in der Nähe der Gedächtniskirche konnte er bei einem Toilettengang entkommen.

Das Justizministerium ist weiterhin mit der Aufarbeitung des Falls beschäftigt. „Mit dem Sicherungsverwahrten sind, wenn und soweit sein Gesundheitszustand es zulässt, anstaltsintern Gespräche beabsichtigt“, sagte die Sprecherin. Lockerungen in der Sicherungsverwahrung sind wegen seiner Flucht kaum denkbar. „Die Prognose für ihn hat sich sicherlich nicht verbessert“, meinte die Ministeriumssprecherin. Eine Straftat ist die Flucht während seines Ausgangs aber nicht. „Das schlichte Entweichen ist nicht strafbar.“

Brandenburgs Justizministerin Susanne Hoffmann (CDU) zeigte sich nach der Festnahme vor allem erleichtert. Dennoch wird der Fall im Rechtsausschuss des Landtages ein Nachspiel haben. Der Fraktionsvorsitzende der BVB/Freie Wähler, Péter Vida, teilte mit: „Damit hat die Angst in der Bevölkerung, insbesondere unter den Zeugen der früheren Taten, nun ein Ende.“ Dennoch müsse die Aufklärung fortgesetzt werden. Die Fraktion beantragte, die Umstände der Flucht im Rechtsausschuss zu behandeln.

Der Bürgermeister von Nauen, Manuel Meger, sagte der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag/Online), die Menschen in Nauen und Umgebung seien verunsichert gewesen. Nun könne der Alltag wieder einkehren. Die Kleinstadt Nauen liegt am Rande des Berliner Speckgürtels.

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Seit 2017 war der Mann in der Sicherungsverwahrung untergebracht

Immer wieder waren in den vergangenen Tagen Polizeikräfte ausgerückt, um den Gesuchten aufzuspüren. Auch Hunde und ein Hubschrauber kamen zum Einsatz. Bundesweit wurde nach dem Mann mit Foto und Beschreibung gesucht. Nach Angaben der Polizei gingen mehr als 140 Hinweise ein.

Weitere Befragungen sollen nun Aufschluss darüber geben, was er während seiner Flucht unternommen und zu wem er möglicherweise Kontakt aufgenommen hatte, wie ein Polizeisprecher sagte.

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Seit 2017 war der Mann in Brandenburg an der Havel in der Sicherungsverwahrung untergebracht. Die Sicherungsverwahrung soll die Bevölkerung vor besonders gefährlichen Tätern schützen, die ihre Strafe bereits abgesessen haben.

RND/dpa/seb

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