Öffnungsstrategie im Saarland: „Wo sollen die Gäste hin, wenn es hagelt?“

Draußen vor der Tür: Wirtin Monika Müller bringt ihren Gästen, die vor ihrer Kneipe „Glühwürmchen“ in der Innenstadt sitzen, Getränke.

Draußen vor der Tür: Wirtin Monika Müller bringt ihren Gästen, die vor ihrer Kneipe „Glühwürmchen“ in der Innenstadt sitzen, Getränke.

Saarbrücken. Am historischen St. Johanner Markt inmitten von Saarbrücken sitzen die Leute auf der Terrasse bei „Tante Maja“ und lassen sich ihr Essen schmecken. Und das, obwohl das Wetter alles andere als einladend ist. Immer wieder fällt etwas Regen, es ist kalt. Die Außengastronomie hat trotzdem geöffnet, seit Dienstag schon. Wer hier schlemmen will, muss sich nicht nur warm anziehen, sondern auch vorher reservieren, einen negativen Corona-Test vorweisen und obendrein einen Zettel zur Kontaktverfolgung ausfüllen. So sieht es der Modellversuch, der im Saarland gestartet ist, vor. Auch wenn erst einmal nur ein Teil der Terrasse bei „Tante Maja“ aufgebaut ist – „die Leute kommen trotz allem zum Essen und Trinken“, sagt eine Restaurantangestellte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

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Andere Gastronomiebetriebe lassen ihren Außenbereich für Gäste lieber geschlossen. „Wo sollen wir mit den Leuten hin, wenn es wieder anfängt zu hageln“, fragt sich ein Angestellter des asiatischen Restaurants „Buddha Garden“ in Saarlouis. Hier wird weiter außer Haus verkauft – alles andere „lohnt sich nicht“, so der Kellner gegenüber dem RND. In einer Dehoga-Umfrage im Saarland haben unlängst 18 Prozent der Mitglieder gesagt, sie wollten bereits am ersten Tag des Modellversuches öffnen – immer unter der Voraussetzung, dass das Wetter mitspiele. Momentan spielt es nicht mit. 20 Prozent sprachen von einer möglichen Öffnung innerhalb der ersten Woche, während 60 Prozent den Zeitpunkt als zu früh bezeichneten.

Steigt die Inzidenz, greift ein Ampelsystem

Seit diesem Dienstag sind für alle Saarländer die Außengastronomie, Fitnessstudios, Theater und Kinos wieder geöffnet – Zugangsvoraussetzung ist ein negativer Corona-Test. Das Saarland ist damit das einzige Bundesland, das bislang einen so flächendeckenden Öffnungsschritt wagt – mitten in der dritten Pandemiewelle. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans verteidigt sein Modell gegen alle Widerstände – auch am Dienstag bekräftigte der CDU-Politiker, dass die Lockerungen konform seien mit den geltenden Beschlüssen von Bund und Ländern.

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Die Öffnungen sind nach dem Beschluss der Regierung in dieser Form nur erlaubt, solange die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern binnen einer Woche, stabil unter 100 liegt. Steigt die Inzidenz an drei Tagen über 100, greift ein Ampelsystem – mit einer dann ausgeweiteten Testpflicht (gelb) unter anderem für den Einzelhandel. Wenn eine Überlastung des Gesundheitswesens droht, soll die Notbremse (rot) gezogen werden: Die Öffnungen werden kassiert, es folgt ein Lockdown.

Schlangen vor der Theaterkasse

Doch noch steht die Ampel auf grün: Viele Saarländer freut es, am Öffnungstag und auch am Mittwoch sind die Testzentren gut besucht. Ein Einkaufsbummel in den Bekleidungsläden ist ohnehin schon seit Längerem mit entsprechenden Hygienemaßnahmen im Saarland möglich.

Mit einem Kinobesuch könnte es dagegen schwieriger werden. Die großen Kinos im Land haben nicht geöffnet und auch bei den kleineren Filmhäusern bleiben die meisten Türen geschlossen. „Nur wenn Kinos wieder bundesweit öffnen dürfen, wird es auch möglich sein, ein breites Angebot an neuen Filmen zu präsentieren. Vorher werden die meisten Verleihe keine neuen Filme zur Verfügung stellen“, heißt es beispielsweise auf der Website von „mymovieworld“ in Saarlouis.

Auch die Fitnessstudios – wie hier in Saarbrücken – können im Rahmen des Modellprojektes wieder öffnen.

Auch die Fitnessstudios – wie hier in Saarbrücken – können im Rahmen des Modellprojektes wieder öffnen.

„Wir können nicht eine Woche spielen und dann wieder schließen“, sagt auch Moez Chelly vom Arthousekino „Filmhaus“ in Saarbrücken. Schließlich müssten die Filme bestellt und bezahlt werden. Im Gegensatz zu den großen Kinos werde das Filmhaus – wie schon im vergangenen Lockdown – sicherlich wieder als eines der ersten öffnen, hofft Chelly.

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Am saarländischen Staatstheater hingegen freut man sich auf die Besucher. Am Donnerstag geht es los. „Die Resonanz ist sehr gut. Wir haben schon drei ausverkaufte Premieren“, freut sich die Pressesprecherin Monika Liegmann gegenüber dem RND. Beim Verkauf der Karten hätte sich eine Menschenschlange vor dem Haus gebildet. Am Donnerstag wird nun mit dem Ballett von Stijn Celis „Winterreise“ sowie mit dem Singspiel in drei Akten „Im weißen Rössl“ gestartet.

Unterdessen ist beim Oberverwaltungsgericht ein Eilantrag gegen die Corona-Vorschriften im Rahmen des Saarland-Modells eingegangen. Der Antragsteller wehre sich unter Berufung auf seine Grundrechte dagegen, dass er nur mit einem negativen Corona-Test etwa Restaurants oder Kulturveranstaltungen besuchen dürfe, teilte die Justiz in Saarlouis am Mittwoch mit.

mit dpa

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