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Neuer Mordprozess: „Kudamm“-Raser schweigen vor Gericht

Einer der Angeklagten (M.) im Prozess gegen die „Kudamm“-Raser sitzt im Gerichtssaal.

Einer der Angeklagten (M.) im Prozess gegen die „Kudamm“-Raser sitzt im Gerichtssaal.

Berlin. Die als "Kudamm"-Raser bekanntgewordenen Männer haben sich im neu aufgerollten Mordprozess gegen sie in Schweigen gehüllt. Die 29 und 27 Jahre alten Angeklagten sollen sich im Februar 2016 in der Berliner City ein illegales Autorennen geliefert und dabei tödliche Folgen billigend in Kauf genommen haben. Ein unbeteiligter 69 Jahre alter Mann starb. Die Angeklagten ließen am ersten Verhandlungstag vor dem Landgericht am Montag über ihre Anwälte erklären, sie würden sich nicht zu den Vorwürfen äußern.

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Es ist der dritte Berliner Prozess. Das Landgericht hatte im Februar 2017 deutschlandweit zum ersten Mal in einem Raser-Fall lebenslange Haftstrafen wegen Mordes verhängt. Der Bundesgerichtshof (BGH) sah aber den bedingten Tötungsvorsatz als nicht ausreichend belegt an und hob das Urteil im März 2018 auf. Die angeordnete Neuverhandlung vor dem Landgericht war im August im ersten Anlauf geplatzt. Verteidiger hatten die damaligen Richter erfolgreich wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt. Der Fall ging an eine andere Strafkammer.

„Kudamm-Raser“ hörten sich Vorwürfe regungslos an

Die Staatsanwaltschaft geht von einem gemeinschaftlichen Mord aus. „Sie versuchten, das illegale Straßenrennen zu gewinnen und sich die damit verbundene und angestrebte Selbstbestätigung zu sichern“, heißt es in der erneut verlesenen Anklage. Aus niedrigen Beweggründen und mit gemeingefährlichen Mitteln hätten die beiden Raser gehandelt.

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Regungslos hörten sie auch im neuen Prozess die Vorwürfe. Der ältere Angeklagte war mit seinem hochmotorisierten Auto in den Geländewagen des Opfers geprallt. Der aus dem Kosovo stammende Raser ist mehrfach wegen Verkehrsdelikten vorbestraft. Spontan sollen er und der jüngere Angeklagte, ein früherer Bundeswehrsoldat, an einer Ampel ein „Stechen“ begonnen haben. Beide sind seit März 2016 inhaftiert.

Mit bis zu 170 Kilometern die Stunde sollen die Sportwagenfahrer über den Kurfürstendamm gerast sein – über elf Ampeln hinweg, die zumeist auf Rot standen. Bis einer mit seinem Wagen an einer Kreuzung mit einem Geländewagen zusammen stieß, der bei Grün anrollte. 72 Meter weit wurde der Jeep geschleudert. Der 69-jährige Fahrer starb in seinem Wagen.

Sohn des Getöteten: „Sie wussten, dass etwas passieren kann“

Ein 37-jähriger Sohn des Getöteten saß auch diesmal als Nebenkläger mit im Saal. Es sei schwer, erneut ins Gericht zu kommen, sagte Maximilian Warshitsky am Rande der Verhandlung. Aus seiner Sicht sei es Mord. „Sie wussten, dass etwas passieren kann.“

Die Angeklagten hätten damals mit ihren Autos geprotzt. „Nun verstecken sie sich hinter ihren Anwälten.“ Bis heute habe er von ihnen kein Wort der Entschuldigung gehört. Er hoffe auf ein Urteil mit Signalwirkung - „dass nicht wieder Leute auf die Idee kommen, mit Tempo 170 über den Kudamm zu rasen“.

Bis dahin endeten ähnliche Fälle in der Regel mit einem Schuldspruch wegen fahrlässiger Tötung. Einer der Verteidiger kündigte am Montag noch vor Prozessbeginn an, er werde erneut auf ein solches Urteil plädieren. 19 weitere Verhandlungstage bis Februar 2019 sind terminiert.

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Kudamm-Raser: Gesetz wurde verschärft

Aus der Raserei auf dem Kudamm wurden schon andere Konsequenzen gezogen. Seit Oktober 2017 kann nun schon die Teilnahme an illegalen Autorennen mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden. Der neue Paragraf 315d im Strafgesetzbuch sieht zudem bis zu zehn Jahre Gefängnis vor, wenn durch ein „verbotenes Kraftfahrzeugrennen“ der Tod eines anderen Menschen verursacht wird. Der Berliner Prozess wird am 26. November mit der Befragung von Zeugen fortgesetzt.

Von Anne Baum/RND/dpa

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