Millionenbetrug bei Fielmann? Fünf Männer und eine Frau angeklagt
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Ein ehemaliger Mitarbeiter von Fielmann hat das Unternehmen zwischen 2012 und 2015 mit weiteren Komplizen um einen Millionenbetrag betrogen (Symbolbild).
© Quelle: Malte Christians/dpa
Kiel. Wegen des Verdachts, die Fielmann AG um mehrere Millionen Euro betrogen zu haben, müssen sich vom 14. Juni an fünf Männer und eine Frau vor dem Kieler Landgericht verantworten. Die Angeklagten haben laut Anklage zwischen 2012 und 2015 zusammengearbeitet, um von dem Optiker-Unternehmen für angeblich geleistete Sponsoring- und Marketingmaßnahmen rund 6,4 Millionen Euro zu kassieren.
Die Maßnahmen hätten aber tatsächlich überhaupt nicht oder nicht im abgerechneten Umfang stattgefunden.
Die Anklage lautet auf Untreue in besonders schwerem Fall oder Beihilfe dazu sowie banden- und gewerbsmäßigen Betrug oder Beihilfe dazu. Den Angeklagten im Alter zwischen 36 und 56 Jahren drohen im Falle einer Verurteilung ein bis zehn Jahre Haft.
Staatsanwaltschaft wirft Angeklagten 1352 Fälle vor
Die Zahlungen zulasten der Fielmann AG sollen über einen Angeklagten gelaufen sein, der für die Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens in Hamburg verantwortlich war und die Rechnungen durchgewunken haben soll. Ihm und einem weiteren Mitangeklagten wirft die Staatsanwaltschaft 1352 Fälle vor, wie die „Kieler Nachrichten“ berichten. Die Tatvorwürfe gegen sie lauten auf Untreue in besonders schwerem Fall und banden- und gewerbsmäßigen Betrug beziehungsweise Beihilfe dazu. Die anderen Angeklagten, darunter eine Frau, sollen in Hunderten von Fällen auch Beihilfe zur Untreue oder zum bandenmäßigen und gewerbsmäßigen Betrug in besonders schwerem Fall geleistet haben.
Den jahrelangen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge sollen der ehemalige Fielmann-Mitarbeiter, dessen spätere Frau und weitere Personen aus dessen persönlichem Umfeld im Zuge des mutmaßlichen Millionenbetrugs Reisen, Schmuck, Elektroartikel und Handwerkerleistungen im Gesamtwert von 370.000 Euro erhalten haben - als Gegenleistung für die Aufrechterhaltung der Geschäftsbeziehung zu den Unternehmen zweier Angeklagter.
Gegen eine siebte Angeklagte wurden die Ermittlungen gegen Zahlung von 40.000 Euro bereits vorläufig eingestellt. Das Geld soll einer gemeinnützigen Einrichtung zugute kommen.
1000 Seiten Anklageschrift
Die Anklageschrift umfasst nach Angaben der Staatsanwaltschaft rund 1000 Seiten. Für die Hauptverhandlung hat die 9. große Wirtschaftsstrafkammer 14 Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte demnach Ende August verkündet werden. Möglicherweise kommt es aber auch zu einer verfahrensverkürzenden Verständigung.
Oberstaatsanwalt Henning Hadeler bestätigte, dass es zwischen den Verfahrensbeteiligten Vorgespräche gab, aber noch keine Verständigung. „Einer Verständigung würden wir uns aber grundsätzlich nicht verschließen“, sagte er. Dabei würde den Angeklagten im Falle eines vollen Geständnisses Strafmilderung gewährt. Aus Platzgründen findet die Hauptverhandlung in der Außenstelle des Landgerichts an der Kieler Förde statt.
RND/dpa