Miami: Nur Monate vor dem Einsturz warnten Eigentümer vor neuen Schäden
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Noch immer suchen die Einsatzkräfte nach Überlebenden.
© Quelle: Lynne Sladky/AP/dpa
Miami. Wie sichtbar waren die strukturellen Mängel des Champlain Towers South in Miami, der vor einer Woche wie aus dem Nichts einstürzte? Während die Rettungskräfte verzweifelt in den Trümmern nach Vermissten wühlen, kommen immer wieder neue Berichte über den Zustand des 1981 erbauten Wohnturms ans Licht.
Vor drei Jahren warnten Experten in einem Bericht der Stadt vor strukturellen Mängeln. In Florida werden Gebäude nach 40 Jahren regulär auf ihre Sicherheit überprüft – dies war eine Vorbereitung auf die neue Zertifizierung. Doch nun berichtet die „Washington Post“ sowie andere US-Medien von einem Brief der Präsidentin des Eigentümervorstands aus dem April 2021 – nur Monate vor dem Kollaps. So seien die Schäden, die 2018 entdeckt worden sind, sehr viel weiter vorangeschritten.
Eigentümer sollten zusammen 15 Millionen Dollar zahlen
Sie erklärt den anderen Eigentümerinnen und Eigentümern, warum fast 15 Millionen US-Dollar für die Sanierung nötig seien. „Wenn man das Abplatzen des Betons direkt sehen kann, bedeutet dies, dass der Träger, der ihn zusammenhält, unter der Oberfläche rostet und sich die Tragkraft verschlechtert“, schrieb sie. „Bitte beachten Sie, dass sich der ursprüngliche Arbeitsumfang des Berichts aus 2018 vergrößert hat. Der Verfall, der im Beton zu sehen ist, beschleunigt sich.“
Schon 2018 waren große strukturelle Defizite festgestellt worden. So scheint die Abdichtung des Betons gegen Wasser ein zentrales Problem gewesen zu sein. „Wenn die Abdichtung nicht in naher Zukunft ersetzt wird, wird sich der Zustand des Betons schnell exponentiell verschlechtern“, schrieb der Ingenieur Frank Morabito. Wasser könne laut seinem Bericht nicht gut ablaufen und so in den Beton dringen. Ein Großteil der Reparaturarbeiten, die die Präsidentin des Eigentümervorstands erklärt, hätten auf den unteren Ebenen des Gebäudes, wo der Pool und die Parkgarage untergebracht sind, stattfinden müssen. Gerade hier hätte der Beton von Neuem gegen Wasser geschützt werden müssen.
Kollaps soll in den unteren Stockwerken begonnen haben
Auch wurde in mehreren Medien über ein Einsinken des Gebäudes um zwei Millimeter pro Jahr berichtet. Die Champlain Towers South befinden sich auf trockengelegtem Sumpfland. In einem Modell der „Washington Post“ ist zu sehen, wie ein Absinken der tragenden Säulen im Gebäude sich auf die Statik des gesamten Gebäudes ausgewirkt haben könnte.
Experten gehen nach Sichtung von Videomaterial des Kollapses davon aus, dass zuerst die Strukturen in der Nähe des Pools und der Parkplätze zusammenbrachen und daraufhin der dem Wasser zugewandte Gebäudeflügel einstürzte. Zu der Zeit des Zusammenbruchs fanden bereits Reparaturarbeiten am Dach des Gebäudes statt.