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Ministerium weist Kritik zurück

„Es ist absolut apolitisch“: Abiprüflinge müssen Text von Luisa Neubauer analysieren

Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat es in eine niedersächsische Abiturprüfung geschafft.

Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat es in eine niedersächsische Abiturprüfung geschafft.

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Hannover. Hat Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) einen Aufsatz von Klimaaktivistin Luisa Neubauer in die Abiturprüfung in Niedersachsen geschummelt? Das vermutete zumindest die CDU-Landtagsfraktion und forderte Aufklärung von Hamburg. Die Aufgaben für das schriftliche Abi wurden nach Angaben des Ministeriums allerdings bereits im Sommer vergangenen Jahres ausgewählt. Und da hieß der Kultusminister noch Grant Hendrik Tonne (SPD).

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Neubauer-Aufsatz als Aufgabe im Abi

Am Montag war ein in der Wochenzeitung „Die Zeit“ veröffentlichter Gastbeitrag von Neubauer als Materialgrundlage für eine Aufgabe im Fach Politik-Wirtschaft genutzt worden. Er war im vergangenen Jahr unter dem Titel „Nur weil die Richtigen regieren, wird nicht gleich richtig regiert“ erschienen. Bei der Prüfung standen demnach mehrere Aufgaben zur Auswahl. Die Schüler mussten sich für eine davon entscheiden.

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Der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Fühner äußerte sich verwundert darüber, dass ausgerechnet ein Text von Aktivistin und Grünen-Mitglied Neubauer ausgewählt wurde. Gegenüber der „Bild“-Zeitung kündigte er an, dass seine Fraktion erfragen werde, ob Hamburg „direkt oder indirekt Einfluss auf die Auswahl der Prüfung genommen hat“. Neubauer gilt als eines der bekanntesten Gesichter der Klimaschutzbewegung Fridays for Future in Deutschland.

Lehrstunde für CDU

Das Ministerium wies die Kritik als „grotesk“ zurück und erteilte der CDU eine Lehrstunde. „Das Verfahren ist klar und eindeutig. Es ist absolut apolitisch. Weder ist die Ministerin Mitglied der zehnköpfigen Fachkommission, die schon Monate vorher die Aufgaben entwickelt, noch werden die Aufgaben von ihr freigegeben oder vorgelegt“, sagte Ministeriumssprecher Sebastian Schumacher. Dass ein aktueller Bericht Teil einer Abiturprüfung ist, sei nichts Ungewöhnliches.

Der Fall des Neubauer-Textes in der Abiturprüfung ist nicht der erste, der im Nachgang für Kritik sorgt. Auf Twitter merkte der SPD-Politiker Korbinian Rüger an, dass in der Abiturprüfung im Fach Geschichte in Bayern 2018 eine Rede von Adolf Hitler zu lesen war. Für ihn völlig in Ordnung, da es sich um ein Examen aus dem Geschichtsunterricht handelte, schreibt Rüger in den Kommentaren. Deshalb sei auch der Text einer Aktivistin wie Luise Neubauer im Fach Politik-Wirtschaft angemessen.

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Kurios war auch ein Fall in der Englischprüfung des Abiturs in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2021. Damals mussten die Schülerinnen und Schüler einen Meinungsartikel des „New York Times“-Autors Farhad Manjoo interpretieren. Diese Aufgabe hatte offenbar ihre Tücken. Wie die „Rheinische Post“ damals berichtete, konfrontierten die Prüflinge nach dem Examen den Autor auf sozialen Netzwerken. Entweder bedankten sie sich für die vermeintlich leichte Note Eins – oder sie machten den Mann für ein möglicherweise schlechtes Abschneiden verantwortlich.

Dieser Text ist in einer ersten Version zuerst in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ erschienen.

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