Qualvolle Reise

Australien und Neuseeland wollen umstrittene Lebendtierexporte beenden

Rinder sind auf dem Weg in Drittländer außerhalb der EU oft besonderen Strapazen ausgesetzt.

Rinder während eines Tiertransports.

Anfang letzten Jahres ertranken mehr als 15.000 Schafe, nachdem ein Exportschiff im Sudan gesunken war. 2020 kenterte ein Frachter mit über 40 Besatzungsmitgliedern und 6000 Rindern auf dem Weg von Neuseenland nach China in einem Taifun. 2021 waren 3000 Rinder drei Monate lang im Mittelmeer gestrandet, viele verhungerten oder waren extrem dehydriert. Ein besonders tragisches Unglück spielte sich im August 2017 auf einem Schiff ab, das vom westaustralischen Fremantle in den Nahen Osten unterwegs war. Rund 2400 Schafe verendeten, nachdem sie in der Sommerhitze mehr oder weniger gekocht wurden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Lebendtierexporte sind bei Tierschützern weltweit verhasst, doch die geografische Lage macht die Transporte von Australien und Neuseeland aus noch mehr zur Tortur. In beiden Ländern ist der Lebendexport deswegen seit Jahren umstritten. Neuseeland beendet den Export von lebenden Schafen und Rindern nun bis Ende April diesen Jahres und auch in Australien hat der Prozess begonnen, zumindest den Export lebender Schafe auslaufen zu lassen.

Schockierende Tierquälerei dokumentiert

In Australien sind die Beratungen angelaufen, in welchem Zeitrahmen die Lebendexporte eingestellt werden könnten. Ein unabhängiges Gremium soll bis September Empfehlungen vorlegen, wie Australiens Landwirtschaftsminister Murray Watt Anfang März erklärte. Noch sei unklar, ob die Landwirte eine Entschädigung für einen möglichen Geschäftsausfall erhalten würden, sagte der Minister, der anscheinend hofft, andere Geschäftsfelder anbieten zu können.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, Inc., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Lebendtransporte von Schafen abzuschaffen – dies war eines der Kernwahlversprechen der amtierenden Sozialdemokraten gewesen. Das Wahlversprechen folgte auf die Tragödie, die sich auf dem Schiff „Awassi Express“ im Jahr 2017 abspielte. Filmmaterial zeigte nach dem Unglück, wie tausende Schafe in sengender Hitze qualvoll verendeten.

Laut Tierschützern kein humaner Transport möglich

Seit dem schockierenden Vorfall ist der Handel bereits zurückgeschraubt worden, Exporte durften nicht mehr in den heißen Sommermonaten stattfinden. Exportierte Australien 2017 beispielsweise noch zwei Millionen lebende Schafe, so waren es 2021 nur noch 575.000. Tierschützerinnen und Tierschützer sind derzeit euphorisch: „Der Export von lebenden Schafen hat dem australischen Viehbestand im Laufe der Jahre tiefes Leid zugefügt“, sagte Jed Goodfellow von der Alliance for Animals.

Dies habe auch dem Ruf der sauberen, grünen Landwirtschaft des Landes unermesslichen Schaden zugefügt. Behördliche Überprüfungen hätten vor kurzem erneut bestätigt, dass der Transport nicht auf humane Weise durchgeführt werden könne. „Seine schrittweise Abschaffung ist der einzige Weg, den Tierschutz in Einklang mit den australischen Werten zu bringen“, hieß es. So begeistert die Tierschützer und Tierschützerinnen sind, so sehr widersetzen sich jedoch die Landwirte. Letzteres ist einer der Gründe, warum Landwirtschaftsminister Watt es für unwahrscheinlich hält, dass ein völliger Stopp der Lebendexporte von Schafen innerhalb der laufenden Legislaturperiode realistisch ist.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Farmer fürchten „gefährlichen Präzedenzfall“

Laut der National Farmers‘ Federation (NFF) sind etliche landwirtschaftliche Organisationen in Australien gegen das Verbot der Lebendexporte. „Die Schließung einer ganzen Branche auf der Grundlage aktivistischer Forderungen schafft einen gefährlichen Präzedenzfall“, sagte NFF-Chef Tony Mahar. Einen wichtigen Exportmarkt aus der australischen Wirtschaft herauszureißen, werde weitreichende Auswirkungen auf Arbeitsplätze in Westaustralien sowie auf die australische Wirtschaft, die Agrarsysteme und Handelsbeziehungen haben. „Unsere Kunden im Nahen Osten verlassen sich auf den Handel mit lebenden Schafen – und eine Reihe anderer Produkte – um Lebensmittel auf den Tisch zu bringen“, so Mahar.

Zudem sei die Industrie offen und transparent in Bezug auf die von ihr durchgeführten Reformen gewesen. Seit dem Awassi-Vorfall dürfen Schafe nicht nur nicht mehr während des Sommers im Nahen Osten per Schiff transportiert werden, auch die Dichte an Tieren auf einem Schiff wurde reduziert. Außerdem muss stets ein unabhängiger Beobachter an Bord mitreisen und einen Bericht über den Transport erstellen. Laut Mahar wäre ein Ausstieg Australiens aus dem Lebendexport deswegen eher „ein schwerer Rückschritt für den Tierschutz“. „Wenn Australien als Weltmarktführer in diesem Handel zurücktritt, stehen andere mit niedrigeren Standards bereit, unseren Platz einzunehmen“, argumentierte Mahar.

Mehr aus Panorama

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken