Ein Rechtanwalt erklärt

Kinder nach Paraguay entführt: Welche Strafe dem Ehepaar nun droht

Anne Maja Reiniger-Egler aus Deutschland hält ein Foto ihrer zehnjährigen Tochter in der Hand.

Anne Maja Reiniger-Egler aus Deutschland hält ein Foto ihrer zehnjährigen Tochter in der Hand.

Das wegen Kindesentziehung in Paraguay gesuchte deutsche Auswandererpaar Andreas Rainer Egler und Anna María Egler hat sich am Donnerstag der Polizei gestellt. Das Paar sei freiwillig vor Polizei und Staatsanwaltschaft erschienen und habe die Kinder übergeben. Die beiden Mädchen Clara (10) und Lara (11) befänden sich jetzt in der Obhut der paraguayischen Behörden.

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Das Paar und die beiden Mädchen sollen demnächst nach Deutschland überführt werden. Wie schnell das geht, hänge von den Behörden vor Ort und den Flügen ab, erklärt Rechtsanwalt Daniel Brunkhorst aus Hannover, der sich intensiv mit dem Fall befasst, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Freitag. „Wenn die Behörden in Paraguay den Haftbefehl vollstrecken, kann sich das verzögern. Das wird aber nicht notwendig sein, da sich die Eglers dem Verfahren in Deutschland stellen wollen. Anhand der aktuell geplanten Flüge könnte es noch vor dem kommenden Wochenende oder am Wochenende klappen“, führt Brunkhorst aus.

Kinderentführung: Bis zu fünf Jahre Haft möglich

Was das Ehepaar dann für eine Strafe erwartet, ist nicht ganz klar „Es steht eine Geldstrafe bis hin zu einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren im Raum“, sagt der Anwalt. Dies sei im Strafgesetzbuch unter Paragraf 235 „Entziehung Minderjähriger“ festgehalten.

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Am Flughafen angekommen, erwartet die Eglers die Vollstreckung des Haftbefehls. „Sie werden verhaftet und werden bis zum Abend des nächsten Tages einem Haftrichter vorgeführt. Der entscheidet dann, wie es mit ihnen weitergeht“, erklärt Brunkhorst. Der Haftgrund sei Flucht. „Natürlich droht eine Untersuchungshaft“, sagt der Anwalt. Andreas Rainer Egler und Anna María Egler wüssten das und würden sich bislang kooperativ zeigen, hieß es bislang.

Die Kinder werden in Deutschland an ihre Sorgeberechtigten übergeben. Die Mutter des einen und der Vater des anderen Mädchens, die aus Essen und München kommen, hätten bereits mit ihren Kindern telefonieren können.

Im November 2021 plötzlich ausgewandert

Andreas Rainer Egler und Anna María Egler sind in zweiter Ehe miteinander verheiratet und waren im November vergangenen Jahres mit den beiden Kindern ohne die Zustimmung ihrer jeweiligen Ex-Partner nach Paraguay ausgewandert. Gegen das Paar lag nach Angaben der paraguayischen Staatsanwaltschaft ein über die internationale Polizeibehörde Interpol verbreiteter Haftbefehl vor.

Claras im Ruhrgebiet lebende Mutter Anne Maja Reiniger-Egler hatte in einer emotionalen Pressekonferenz vor Ort um Hilfe bei der Suche nach ihrem verschwundenen Kind gebeten. „Ich bin eine verzweifelte Mutter“, sagte sie in der paraguayischen Hauptstadt Asunción. „Habt ein Herz für unsere Mädchen und helft uns bei der Suche.“

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30.05.2022, Paraguay, Asuncion: Anne Maja Reiniger-Egler aus Deutschland spricht über ihre vermisste 10-jährige Tochter während einer Pressekonferenz in der Generalstaatsanwaltschaft. (zu dpa «Untergetaucht im Impfgegner-Dorado: Mutter sucht Tochter in Paraguay») Foto: Jorge Saenz/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

30.05.2022, Paraguay, Asuncion: Anne Maja Reiniger-Egler aus Deutschland spricht über ihre vermisste 10-jährige Tochter während einer Pressekonferenz in der Generalstaatsanwaltschaft. (zu dpa «Untergetaucht im Impfgegner-Dorado: Mutter sucht Tochter in Paraguay») Foto: Jorge Saenz/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Das flüchtige Paar hat bei seiner Abreise im November 2021 der suchenden Mutter zufolge einen Abschiedsbrief hinterlassen. Darin schrieben sie demnach, dass es in Deutschland keine Zukunft für die Mädchen mehr gebe, dass sie sie nicht gegen das Coronavirus impfen lassen wollen.

„Leben auf der Flucht war nicht das, was sie gewollt haben“, sagte Anwalt Stephan Schultheiss in Paraguay, als bekannt wurde, dass das gesuchte deutsche Paar sich stellen würde. Vor einigen Tagen veröffentlichen die Flüchtigen eine Videobotschaft. „Wir werden mittlerweile weltweit gesucht, wie Schwerverbrecher, wie Mörder, wie Kriminelle“, sagte der Mann darin. Die Frau ergänzte: „Wir haben unsere Kinder nur schützen wollen. Wir wollen nur, dass es unseren Kindern gut geht, und jetzt wollt ihr uns trennen.“

mit dpa

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