Keine Maske: Familie mit schwerstbehindertem Kind muss C&A-Filiale verlassen
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Plakate mit Aufschrift „Bitte Mundschutz tragen!“ hängen an einem Geschäft.
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa
Lübeck. Eine Familie mit einem schwerstbehindertem Kind hat in Lübeck eine C&A-Filiale verlassen müssen, weil der Zehnjährige keine Maske trug. Auch ein Attest und der Behindertenausweis hätten nichts an der Haltung der C&A-Verkäuferin geändert, sagte Mutter Alexandra Fricke gegenüber den „Lübecker Nachrichten“ (LN). Die Antidiskriminierungsstelle des Landes Schleswig-Holstein sprach gegenüber der Zeitung von einem „eindeutig rechtswidrigen“ Verhalten des Geschäfts.
Familie Fricke wollte in der der C&A-Filiale im Lübecker Luv-Center einen neuen Pullover kaufen, doch daraus sei nichts geworden. Kevin, der zehnjährige Sohn von Alexandra und Sven Fricke aus Travemünde, ist schwerstbehindert und deshalb von der Maskenpflicht befreit. Er hätte während des Einkaufs in einer speziellen Therapiekarre gesessen, „die allein durch ihre Größe bereits ausreichend Abstand zu anderen Kunden gewährleistet“, sagte Alexandra Fricke gegenüber den LN. Dennoch sei die Familie von einer Verkäuferin aufgefordert worden, das Geschäft zu verlassen. Attest und Behindertenausweis hätten nichts an der Anweisung der Mitarbeiterin, das Geschäft zu verlassen, geändert. Auch das Angebot, mit dem Kinderarzt des Jungen zu telefonieren, sei abgelehnt worden, schilderte die Familie gegenüber der Zeitung.
„Eindeutig rechtswidrig“
Eine C&A-Sprecherin sagte gegenüber der Zeitung, dass Kunden, die von der Maskenpflicht befreit seien, ein Face Shield zur Verfügung gestellt werde. Das sei auch dem Zehnjährigen angeboten worden. Nach Angaben seiner Familie kann Kevin das aufgrund seiner Beeinträchtigungen ebenso wenig tragen wie einen Mund-Nasen-Schutz. „Wenn das Tragen eines Face Shields nicht in Frage kommt, bitten wir um Verständnis, dass ein Einkauf bei C&A ohne Mundschutz derzeit leider nur in unserem Onlineshop möglich ist“, teilte das Unternehmen mit.
Kevins Eltern haben eigenen Angaben zufolge inzwischen einen Brief an den Ministerpräsidenten geschrieben, Kontakt zu dem Lübecker Behindertenbeauftragten und der Antidiskriminierungsstelle des Landes Schleswig-Holstein aufgenommen. Bei letzterer stößt die Familie auf offene Ohren: „Was Familie Fricke bei C&A passiert ist, ist eindeutig rechtswidrig“, sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Samiah El Samadoni, den LN.
RND/seb