Kalifornien versinkt im Schnee: Anwohner rufen verzweifelt um Hilfe
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Anwohnerinnen und Anwohner haben die Worte „Helft uns!“ in den Schnee geschrieben.
© Quelle: ABC News / screenshot
Los Angeles/Sacramento. Seit rund zwei Wochen bescheren schwere Winterstürme dem US-Bundesstaat Kalifornien riesige Schneemengen. Betroffen sind unter anderem die Bezirke im zentralen Landesinneren entlang der Sierra Nevada. Beliebte Ausflugsziele in bergigen Gemeinden wie Lake Tahoe oder Lake Arrowhead sind von immensem Schneefall betroffen.
Auch weiter südlich in der eigentlich sonnenverwöhnten Region um die Metropole Los Angeles hält das Staunen angesichts des ungewohnten Schnees an. Die Berge im Hintergrund des berühmten Hollywoodschriftzugs über dem gleichnamigen Stadtteil von Los Angeles präsentieren sich ganz in Weiß. Nach Angaben des Wetterdienstes der Region sank die Schneegrenze mancherorts auf rund 300 Meter.
Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom rief vergangene Woche für 13 Bezirke des Bundesstaats den Notstand aus, weil die Stromversorgung von mehr als 82.000 Haushalten unterbrochen war. Kaliforniens Nationalgarde wurde zur Unterstützung von Hilfseinsätzen aktiviert.
Hilferufe aus den San Bernardino Mountains
Dringend Hilfe benötigten vor allem die eingeschneiten Bewohnerinnen und Bewohner der San Bernardino Mountains östlich von Los Angeles. Rund 80.000 Menschen leben dort, viele von ihnen aber nicht das ganze Jahr über, weshalb die genaue Zahl der Menschen vor Ort unbekannt ist. Fest steht, dass sie von den gewaltigen Schneemassen von der Außenwelt abgeschnitten wurden. Häuser und Geschäfte lagen unter einer dicken Schneedecke. Die Schnellstraßen in die gebirgige Region wurden geschlossen.
Wie der Nachrichtensender ABC am Wochenende berichtete, gehen den Menschen in den San Bernardino Mountains die Vorräte aus. „Helft uns!“, schrieben Personen in großen Buchstaben in den Schnee.
Gegenüber dem Sender Fox 11 in Los Angeles bestätigte die Feuerwehr, dass in den San Bernardino Mountains bereits zwei pflegebedürftige Menschen wegen der Kälte gestorben sein. Weitere Todesfälle werden befürchtet.
Die Anwohnerin Kristy Baltezore sagte zu Fox 11, dass die Menschen drohen würden, zu ersticken. „Wir ersticken, weil die Wärmequellen hier oben hauptsächlich mit Gas betrieben werden und auf den Dächern so viel Schnee liegt, dass die Auspuffrohre verstopft sind“, sagte sie. Gegenüber des Senders Fox Weather erklärte der Bewohner Nathan Hazard, dass die Menschen in den San Bernardino Mountains aufgrund von Stromausfällen mit der Kälte zu kämpfen hätten. Zudem seien mehrere Häuser wegen beschädigter Gasleitungen explodiert, sagte er und bat eindringlich um Hilfe.
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Sheriff: Es braucht Bagger und Kipplaster
Anders als im Norden Kaliforniens ist man im Süden nicht auf so viel Schnee eingestellt und es fehlten die nötigen Schneeräumgeräte. Mit Schneepflügen seien die großen Schneemassen ohnehin nicht zu entfernen, es brauche Bagger und Kipplaster, erklärte der örtliche Sheriff Shannon Dicus am Freitag bei einer Pressekonferenz. Das Wetter bessere sich allmählich.
Der Sheriff sagte, sogar die Feuerwehr müsse teilweise in Pistenraupen zu Einsätzen ausrücken. „Das Ausmaß dieses Ereignisses ist schwierig zu verstehen“, sagte der kalifornische Abgeordnete Tom Lackey. Immerhin sei man in Südkalifornien.
Weil sich in den San Bernardino Mountains zahlreiche Ferienhäuser befinden, ist unklar, wie viele Menschen sich derzeit dort aufhalten. Einige der Straßen konnten zwischenzeitlich immer wieder kurz freigegeben werden, um Bewohnerinnen und Bewohner und Essenslieferungen durchzulassen. Durch die mittlerweile zur Verfügung stehenden Geräte hoffe man, in einer Woche die Straßen wieder dauerhaft freizubekommen, sagte Sheriff Dicus.
Das Schneelabor der kalifornischen Universität am Donnerpass teilte vergangene Woche Mittwoch mit, seit Oktober seien in der Region insgesamt 12,70 Meter Schnee gefallen, mehr als in jedem Jahr seit 1970 und nur übertroffen vom Rekord aus dem Jahr 1952 mit 20,3 Metern.
mit Material der dpa und AP