Debatte um Rettungseinsatz

Bootsunglück in Italien: Zahl der Toten steigt auf 67

Ein Teil des Wracks des gekenterten Bootes, das am Sonntag an der süditalienischen Küste angeschwemmt wurde.

Ein Teil des Wracks des gekenterten Bootes, das am Sonntag an der süditalienischen Küste angeschwemmt wurde.

Nach dem Bootsunglück in Süditalien ist die Zahl der Todesopfer weiter gestiegen - auf inzwischen 67. Am Mittwochmorgen wurde der Körper eines Mädchens gefunden, wie ein Kommandant der Carabinieri auf Anfrage mitteilte. Am Sonntag war ein überfülltes Holzboot mit mehr als 140 Flüchtlingen und Migranten bei hohem Seegang im Mittelmeer gesunken.

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Unter den Opfern sind auch etliche Kinder. In einer Turnhalle der Stadt Crotone wurden die Särge aufgestellt. Auf einen weißen Kindersarg legten die Helfer ein blaues Spielzeugauto. Die Einsatzkräfte suchen immer noch nach Opfern. Etwa 80 Menschen überlebten den Untergang.

Dutzende Menschen sterben bei Schiffbruch vor süditalienischer Küste

Nach dem Schiffbruch eines Bootes von Migranten sind vor der Küste Süditaliens 67 Menschen ums Leben gekommen - zuerst war von mindestens 43 Toten die Rede gewesen.

Unterdessen debattiert Italien darüber, ob und wie den Menschen hätte geholfen werden können, bevor das Boot kurz vor Erreichen des Festlandes unterging. „Niemand wollte sie retten“, titelte die Römer Tageszeitung „La Repubblica“ am Mittwoch. „Sie haben sie sterben lassen.“

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Nach einer Rekonstruktion der Ereignisse sichtete ein Flugzeug der europäischen Grenzschutzagentur Frontex das Boot, das in der Türkei gestartet war, am Samstagabend rund 40 Seemeilen vor der Küste. Dies wurde auch nach Rom gemeldet. Die Finanzpolizei schickte zwei Schiffe zur Suche; diese aber fanden das Boot nicht.

Erst am frühen Morgen ging ein Notruf von dem Boot ein, woraufhin Carabinieri und Küstenwache ausrückten. Das Holzboot war dann aber schon gesunken, als sie ankamen. Experten kritisieren, dass nicht schon in der Nacht Schiffe auf die Suche gingen.

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Für Empörung sorgte zudem der Innenminister der italienischen Rechts-Regierung, Matteo Piantedosi. Der parteilose Politiker sagte nach dem Unglück, die Verzweiflung von Eltern könne gar nicht so groß sein, um seine Kinder in ein derartiges Boot zu setzen.

Die Opposition warf ihm daraufhin vor, den Opfern - von denen viele aus Afghanistan und Syrien stammen - auch noch die Schuld zuzuschieben. Piantedosi hatte zuletzt scharfe neue Regeln gegen zivile Hilfsorganisationen verfügt, die auf dem Mittelmeer unterwegs sind.

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Bundesregierung: Seenotrettung soll sicherer werden

Die Bundesregierung wies den Vorwurf zurück, durch neue Vorschriften die zivile Seenotrettung im Mittelmeer zu behindern. „Wir wollen sie nicht behindern, sondern wir wollen sie sicher machen“, betonte ein Sprecher des Verkehrsministeriums am Mittwoch in Berlin. Die von der Neuregelung betroffene Schiffsklasse sei originär nicht dafür gedacht, eine größere Zahl von Schiffbrüchigen an Bord zu nehmen.

Eine vom Ministerium angepeilten Änderung der Schiffssicherheitsverordnung (SchSV) sieht strengere Vorschriften für kleine Schiffe vor. Das geht aus einem Referentenentwurf hervor, über den das ARD-Magazin „Monitor“ berichtet hatte und der auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Rettungsorganisationen kritisieren, dass die neuen Auflagen für sie zu teuer seien und sie ihre Rettungsaktionen im Mittelmeer einschränken oder komplett einstellen müssten. Dort kentern immer wieder überfüllte Flüchtlingsboote.

Der Sprecher des Verkehrsministeriums erklärte, lediglich sechs Schiffe der Seenotretter seien von der geplanten Neuregelung betroffen. Zudem sei man noch in einem sehr frühen Stadium der Gesetzgebung und darüber hinaus im engen Kontakt mit den Hilfsorganisationen. In den Gesprächen gehe es etwa um Übergangsfristen und Ausnahmeregelungen.

RND/dpa

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