Heute ist Sommeranfang: die Tücken von Langzeitprognosen
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Wird der Sommer verregnet oder so heiß wie in den vergangenen Tagen? (Symbolbild)
© Quelle: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbil
Hannover. Das, was eine Meteorologin oder ein Meteorologe gerne machen, sind Vorhersagen. Ruft man sie an und fragt man sie nach dem Wetter der kommenden Tage, hagelt es Temperaturzahlen, Himmelsrichtungen, Sonnenscheinstunden und Niederschlagsmengen. Das, was Meteorologinnen und Meteorologen nicht gerne machen, sind Langzeitprognosen, wie das Wetter in den kommenden zwei Monaten aussieht. Doch an diesem 21. Juni ist kalendarischer Sommeranfang, in den ersten Bundesländern haben die Ferien schon begonnen, und wer aufgrund der vielerorts noch geltenden Beschränkungen nicht ins Ausland reisen möchte, den interessiert, wie das Sommerwetter wird. So heiß und trocken wie 2018? Oder eher nass und kalt?
„Laut dem neuen Langzeitmodell aus den USA wird der Sommer in Europa eher durchschnittlich und nicht so extrem“, sagt Britta Siebert-Sperl vom Wetterdienst Wetterkontor. Das bedeute aber nicht, dass es nicht noch einmal so heiß werden könne wie in den vergangenen Tagen. „Temperaturen über 30 Grad sind im Juli und August völlig normal“, so die Meteorologin. Am Alpenrand und in den Alpen könne es auch durchaus etwas zu warm werden. Auch in der Region um Rügen herum im Nordosten Deutschlands zeigten die Werte eher einen zu heißen Sommer an.
Langzeitmodelle? „Wie Kaffeesatzlesen“
Doch ehe sie die Sätze ganz ausgesprochen hat, wirft sie ein, wie fragil diese Rechenmodelle sind. „Das ist eigentlich wie Kaffeesatzlesen.“ Doch scheint es sich um einen gut berechneten Kaffeesatz zu handeln, denn in die Modelle fließen riesige Mengen an Daten ein. Wie verhalten sich die Strömungsmuster? Wie die Wassertemperatur? Wie sehen die Bedeckungsgrade in der Arktis, am Nordpol, in Spitzbergen aus? Um die Zukunft zu berechnen, müssen die Meteorologinnen und Meteorologen aber auch in die Vergangenheit schauen: Wie waren die letzten Sommer? Zu heiß? Zu trocken? „Solche komplexen Rechenmodelle schaffen nur die größten Wetterdienste. Dafür braucht man die weltweit größten Computer“, sagt Siebert-Sperl.
Dennoch: Wie kompliziert die Wettervorhersage ist, hat man gerade in den vergangenen Tagen gesehen. „Bei so einem extremen Wetter ist die Voraussage extrem schwierig“, sagt sie. Manchmal stimmten Prognosen innerhalb von ein paar Stunden nicht mehr. Und das extreme Wetter habe in den vergangenen Jahren zugenommen.
Fest steht: „Wie das Wetter im Juli dann tatsächlich wird, das wissen wir noch nicht.“ Sie macht eine Pause. „Ich muss mich als Meteorologin immer fragen, wie viel Angst ich mit Warnungen verbreite“, gibt die Meteorologin zu bedenken. Bei Prognosen mit einem langen zeitlichen Vorlauf könne keiner genau sagen, wo das Wetter besonders extrem wird.
Für Deutschland soll es ab Dienstag, so zumindest der aktuelle Stand, nach der extremen Hitze am Wochenende etwas abkühlen. Doch der Sommer hat gerade erst angefangen: Die nächste Hitzewelle kommt bestimmt.
RND/goe