Glücksatlas 2019: Deutsche so zufrieden wie nie zuvor
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Bayern, Deutschland: Junge Personen sitzen im Gegenlicht der untergehenden Sonne auf einem Träger der Hackerbrücke und unterhalten sich.
© Quelle: imago images/Ralph Peters
Berlin. Immer am Jammern? Das Glas eher halb leer als halb voll? Nicht doch: Zumindest laut einer neuen Untersuchung haben die Deutschen einen „Glückssprung“ auf ein neues Allzeithoch hinter sich. Zuvor seien die Zufriedenheitswerte zwei Jahre leicht gesunken, wie aus dem Glücksatlas 2019 hervorgeht, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Insgesamt sei seit zehn Jahren eine deutlich steigende Lebenszufriedenheit im Land zu beobachten, sagte der Professor für Finanzwirtschaft Bernd Raffelhüschen von der Uni Freiburg, der den Report im Auftrag der Deutschen Post erstellt.
„Wir sind seit der Wiedervereinigung die zufriedensten Menschen, die jemals in diesem Land gelebt haben“, betont Raffelhüschen. Er wisse, dass das angesichts der Debatten etwa über die Finanzkrise komisch klinge - „aber Pustekuchen“. Auf einer Skala zwischen 0 und 10 bewerteten die Befragten ihre Zufriedenheit aktuell im Schnitt mit 7,14 Punkten - etwas mehr als im Vorjahr (7,05). Noch 2004 lag die Zufriedenheit bei 6,65 Punkten.
„Es liegt an den Ossis“
Die aktuelle Entwicklung geht laut Raffelhüschen vor allem auf die Angaben einer Gruppe zurück: „Es liegt an den Ossis.“ Nach der Wiedervereinigung seien die Menschen dort zwar durch ein „Tal der Tränen“ gegangen, sie hätten aber deutlich aufgeholt. Das Lebensglück der Menschen im Osten erreicht laut Atlas mit 7,0 Punkten einen Höchstwert. Der Rückstand zum Westen ist den Autoren zufolge kaum mehr messbar: Er liegt bei 0,17 Punkten.
Was der Atlas misst, hat nichts mit zufälligem Glück wie einem Sechser im Lotto zu tun. Die Befragten werden vielmehr gebeten, ihren eigenen Mikrokosmos zu bewerten. Das, was die Menschen persönlich empfinden, müsse auch nicht den Zeitgeist-Darstellungen entsprechen, so Raffelhüschen. Deutschland sei kein Jammertal, vielmehr habe man in den vergangenen zehn Jahren im Prinzip ein „zweites Wirtschaftswunder“ erlebt.
Die zufriedensten Deutschen Leben in Schleswig-Holstein
Die Gründe für die Zufriedenheit seien etwa Gesundheit (Sport ist in und selbst die Alten sind fit), Gemeinschaft (die Scheidungsraten etwa sind gesunken), Geld (es macht statistisch gesehen doch glücklich) und genetischer Disposition (dazu zählt Raffelhüschen Effekte, die nicht mit objektiven Gründen erklärbar sind).
Im Vergleich der deutschen Regionen sind Tabellenführer und -schlusslicht gegenüber 2018 unverändert: Die zufriedensten Menschen sieht der Glücksatlas in Schleswig-Holstein (7,44 Punkte), die unglücklichsten in Brandenburg (6,76), wo etwa die Arbeitslosigkeit vergleichsweise höher ist. Die Werte der übrigen Regionen sind dicht beieinander. Raffelhüschen sagte auf Nachfrage, im Grunde genommen seien wenige Gruppen unterscheidbar: Heraus rage Schleswig-Holstein - offenbar spiele die Nähe zum besonders glücklichen Dänemark eine Rolle. Dann folgten West- und schließlich Ostdeutschland.
Die Regionen im Überblick
Die Top 10:
Platz 1: Erneut schafft es Schleswig-Holstein im Glücksatlas 2019 an die Spitze. Das Bundesland beheimatet die zufriedensten Deutschen (7,44) – und dies bereits zum siebten Mal in Folge.
Platz 2: Die Hessen machen einen Platz gut und belegen im Regionenranking 2019 den zweiten Platz (7,31). Der Aufstieg in der allgemeinen Lebenszufriedenheit ist seit 2015 ungebrochen. Vor vier Jahren belegte die Region noch den sechsten Platz.
Platz 3: Hamburg verliert den Zugewinn des vergangenen Jahres und landet 2019 auf dem dritten Rang (7,27), eine Platzierung schlechter als im Vorjahr.
Platz 4: Die Franken gewinnen 0,01 Punkte hinzu und geben ihre Lebenszufriedenheit mit 7,27 Punkten an. Damit kann die Region Platz vier im Regionenranking halten. Das hat vor allem mit der Wohn- und Freizeitsituation zu tun.
Platz 5: Bayern-Süd belegt mit 7,26 Punkten aktuell den fünften Platz und macht damit im Vergleich zu 2018 drei Plätze gut. Die Bayern sind vor allem mit ihrer Gesundheit sehr zufrieden und belegen in dieser Wertung den zweiten Platz.
Platz 6: Mit 7,23 Punkten landet die Nordrhein/Köln auf Platz sechs und verliert im Vergleich zum letztjährigen Regionenvergleichs einen Rang. Hier fühlen sich die besonders fit und belegen den ersten Platz im Gesundheitsranking.
Platz 7: Baden verliert erneut einen Platz im Regionenranking und landet dieses Jahr mit 7,2 Punkten auf Platz 7. Somit hat Baden seit 2017 bereits vier Plätze verloren. Die Badener sind allerdings mit ihrem Einkommen überdurchschnittlich zufrieden.
Platz 8: Die Lebenszufriedenheit in Rheinland-Pfalz/Saarland bleibt konstant bei etwa 7,2 Punkten. Im Vergleich zu 2018 verliert die Region einen Rang und liegt dieses Jahr auf Platz 8. Der Aufwärtstrend der letzten Jahre scheint gestoppt. Die Region liegt in allen Zufriedenheitsbereichen laut Umfrage im Durchschnitt.
Platz 9: Württemberg verbessert sich vom elften Platz in 2018 auf den neunten Platz in diesem Jahr. Die Lebenszufriedenheit erhöht sich um 0,05 Punkte. Damit hält sich die Region stabil im Mittelfeld.
Platz 10: Seit 2017 hält Niedersachsen/Hannover seinen Zufriedenheitswert stabil bei 7,19 Punkten und bleibt auf Platz 10 im Regionenranking. Hier sind die Einwohner speziell mit ihren Wohn- und Freizeitmöglichkeiten zufrieden.
Die Schlusslichter:
Platz 18: Mecklenburg-Vorpommern (6,87) verliert drei Plätze und liegt 2019 auf dem vorletzten Platz. In allen Kategorien schneidet die Region unterdurchschnittlich ab. Der Abstand zum Rest von Deutschland ist in jedem Bereich im Vergleich zu 2018 sogar noch gewachsen.
Platz 19: 2019 ist Brandenburg – wie schon 2018 – Schlusslicht im Regionenranking. Mit 6,76 Punkten bewerten die Menschen in Brandenburg ihre Lebenszufriedenheit um 0,08 Punkte geringer als in 2018. In allen Bereichen liegt die Region auf dem letzen Platz. Besonder in der Kategorie "Gesundheit" sind die Brandenburger abgeschlagen.
Für den Report wurden Daten einer großen Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und aktuelle eigene Erhebungen mit insgesamt mehreren Tausend Befragten ausgewertet.
RND/ka/dpa