Frankreich: Kritik nach Technoparty mit 2500 Menschen in bretonischem Dorf
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/IBX4Z4UGFVFKJK3VQ5ZZ3ET5CQ.jpeg)
Junge Menschen tanzen auf einer Party in einem stillgelegten Hangar etwa 40 Kilometer südlich von Rennes.
© Quelle: Jean-Francois Monier/AFP/dpa
Paris. Die Party ist vorbei, die Musikanlagen sind abgebaut, seit Samstagmorgen hallen keine Technoklänge mehr über das ehemalige industrielle Gelände in Lieuron. Geblieben aber sind viele Fragen und auch Vorwürfe an die verantwortlichen Behörden: Wie konnten sich 2500 Menschen am Abend des 31. Dezember in dem Dorf in der Bretagne, rund 40 Kilometer südlich von Rennes, zum Feiern zusammenfinden – ungeachtet der derzeit geltenden nächtlichen Sperrstunde zwischen 20 und 6 Uhr und eines Partyverbotes? Warum gelang es den Einsatzkräften der Gendarmerie, die in Frankreich dem Innenministerium untersteht, erst nach rund 36 Stunden, die Kontrolle über die ehemaligen Fabrikhallen zu übernehmen, die zur Partyzone umfunktioniert worden waren?
Der zuständige Präfekt Emmanuel Bertier erklärte, am Donnerstagabend sei es schnell zu Zusammenstößen mit gewaltbereiten Teilnehmern gekommen. Ein Einsatzauto brannte, drei weitere wurden beschädigt, die Gendarmen mit Flaschen und Steinen beworfen und drei dabei leicht verletzt. Ab 22 Uhr wurde zumindest die Zufahrt für Neuankömmlinge blockiert. Es sei schwierig, eine so große Menge an Personen aufzulösen, ohne eine Massenpanik zu provozieren, rechtfertigte Camille Chaize, Sprecherin im Innenministerium, die Vorgehensweise. Die Bürgermeisterin der Ortschaft, Rose-Line Prévert, lobte die Strategie, auf Deeskalation zu setzen. Alles andere hätte zu „Trümmerszenen“ im Dorf geführt.
Zugleich wurde auch Kritik laut. Der Abgeordnete der Präsidentenpartei La République en Marche, Florian Bachelier, sprach von einer „Schande für unser Land, für unsere Pflegekräfte, die seit Monaten mobilisiert sind, für unsere Toten“. Der Staat müsse die öffentliche Ordnung sofort wiederherstellen. „Die Republik kapituliert vor ein paar Hundert Partyleuten und Punks“, klagte der rechtsextreme Abgeordnete Gilles Pennelle.
Acht Personen kamen in U-Haft
Die Organisation der Feier war überwiegend über Mund-zu-Mund-Propaganda gelaufen: Interessierte sollten eine Telefonnummer anrufen, über die ihnen als Treffpunkt der Parkplatz eines Supermarktes genannt wurde. Die Behörden wussten zwar von Vorbereitungen für eine illegale Party, fanden aber in den sozialen Netzwerken Hinweise auf drei mögliche Orte, da die Organisatoren offenbar bewusst falsche Spuren gelegt hatten. Das erklärt der Gendarmerie zufolge, dass zunächst zu wenig Einsatzkräfte in Lieuron bereitstanden. Allerdings wurden viele der Teilnehmer beim Verlassen des Geländes kontrolliert und insgesamt mehr als 1600 Bußgelder verteilt, teilweise auch in Verbindung mit Drogenkonsum. Acht Personen kamen in Untersuchungshaft, darunter zwei 22-Jährige, die der Organisation der Party verdächtigt werden. Die Staatsanwaltschaft in Rennes eröffnete Ermittlungen.
Die für die Region zuständige Gesundheitsbehörde warnte vor dem hohen Verbreitungsrisiko durch die Technoparty und bat alle Teilnehmer, sich sieben Tage lang selbst zu isolieren. Einige von ihnen sagten in den Medien, sie hätten eben nach einem Jahr der Ausgangsbeschränkungen endlich mal wieder feiern wollen.