Rettungskräfte in Syrien bitten um Hilfe: „Wir brauchen Kräne und schweres Gerät“
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In der syrischen Stadt Aleppo sucht ein Helfer in Trümmern nach verschütteten Menschen.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
Damaskus. Im Nordwesten Syriens bleibt die Rettung von Menschen auch drei Tage nach der Erdbebenkatastrophe wegen des Mangels an Ausrüstung eine Herausforderung.
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„Es fehlt uns am Wesentlichen. Wir brauchen große Kräne, um große (Trümmer-)Brocken zu beseitigen. Wir brauchen schwere Ausrüstung, um mit dieser Tragödie umzugehen“, sagte Munir Mustafa, stellvertretender Leiter der Rettungsorganisation Weißhelme, am Donnerstag.
Zahl der Erdbeben-Opfer in der Türkei und Syrien steigt auf über 15.000
Dennoch können die Rettungsteams immer wieder Menschen lebend unter den Trümmern befreien.
© Quelle: Reuters
„Einige Freiwillige weigern sich, eine Pause zu machen“
„Wir nutzen unsere Hände und Schaufeln, um die Trümmer zu beseitigen. Einige von uns haben in den letzten 70 Stunden nicht mehr als sechs Stunden geschlafen“, sagte Ubadah Sikra, der die Rettungseinsätze bei den Weißhelmen koordiniert und der inzwischen selbst mit anpackt. „Einige Freiwillige weigern sich, eine Pause zu machen, weil sie versuchen wollen, mehr Leben zu retten.“ Einige der Freiwilligen würden auch Freunde und Angehörige aus den Trümmern ziehen.
Was soll man sagen. Die Welt hat uns wie immer aufgegeben. Wir haben alles verloren.
Ein Anwohner der Kleinstadt Dschindiris
Im Bürgerkriegsland Syrien gestalten sich Zugang zu und Hilfe für die Erdbeben-Opfer sehr schwierig, unter anderem weil Gebiete im Norden von unterschiedlichen Seiten kontrolliert werden. Nach mehr als einem Jahrzehnt der Kämpfe und Luftangriffe waren viele Wohngegenden, Krankenhäuser und andere Einrichtungen schon vor den Erdbeben zerstört. Den Vereinten Nationen zufolge fehlt es neben schwerem Gerät jetzt an Unterkünften, Decken, Lebensmitteln, Wasser, Medizin, Treibstoff, Fahrzeugen und mehr.
Die Menschen in Syrien sind verzweifelt
Viele Angehörige von noch verschütteten Opfern sind zunehmend verzweifelt. „Was soll man sagen. Die Welt hat uns wie immer aufgegeben. Wir haben alles verloren“, sagte ein Anwohner aus der Kleinstadt Dschindiris mit zittriger Stimme am Telefon. Rund 20 Mitglieder seiner Familie seien noch verschüttet. „Am ersten Tag haben wir ihre Stimmen von unter den Trümmern gehört, aber dann ließen sie langsam nach. Die Lage ist aussichtslos.“
In Syrien war nach Protesten gegen die Regierung 2011 ein Bürgerkrieg ausgebrochen, in dem viele ausländische Staaten eingriffen und bei dem innerhalb von gut einem Jahrzehnt mehr als 350.000 Menschen getötet wurden. Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad beherrscht inzwischen wieder rund zwei Drittel des zersplitterten Landes.
RND/dpa